Ich muss ehrlich zugeben, das ich bisher geglaubt habe, das Luxemburg aus einem Stück Mosel, ein paar Weinbergen und der Stadt Luxemburg besteht. Als wir an einem verregneten Samstag gemeinsam mit der Luxemburgerin Sandy auf eine Kreativreise durch das Land fahren wollte, rechnete ich nicht damit, knapp 2 Stunden mit dem Auto unterwegs zu sein.
Luxemburg ist kurvig. Und Luxemburg ist vielfältig. Kann man sich in der Stadt und an der Mosel noch sehr gut in Deutsch verständigen, so stelle ich in den Ardennen sehr schnell fest – mit Deutsch komme ich hier nicht sehr weit. Da meine Französisch-Kenntnisse nicht wirklich die umfangreichsten sind, verständige ich mich in Englisch – in einem so kleinem Land mit so vielen Sprachen ist das kein Problem.
Doch kommen wir zurück zu unserer Reise durch Luxemburg. Die kleinen Ortschaften unterscheiden sich nicht großartig von Deutschland. Nur die Werbe und Straßenschilder machen mir klar – das irgendwas anderes ist. Nach einer sehr kurvenreichen Fahrt durch einen Teil der Ardennen kommen wir an unserem ersten Ziel an. Esch Sauer ist eine kleine Gemeinde mit einer wunderschönen Ruine und einem verrückten Hotel.
Wir jedoch fahren nicht für „Sightseeing“ in die Ardennen. Wir sind auf kreativen Pfaden unterwegs. Auf uns warten an diesem regnerischen Samstag zwei Damen in der alten Tuchfabrik.
Filzen in den Ardennen
Auf uns wartet ein Filzworkshop. Ich muss ehrlich zugeben, das ich mit Stoffen grundsätzlich nicht so viel anfangen kann – schon im Nähunterricht an der Schule hatte ich so meine Probleme. Auch beim Filzen brauch ich meine Zeit, bis ich mit dem Filzstoff warm werde, bis ich lerne, wie man „reißt“ und wie man Lagen bildet. Und immer wieder warme Lauge. Das ganze ist dann doch irgendwie eine „feuchte“ Angelegenheit.
Natürlich war ich ein wenig wahnsinnig und habe mich in den drei Stunden an ein großes Projekt gewagt: Eine Wärmflaschenschutzhülle. Klingt einfach? Isses aber nicht. Filz näht man nicht zusammen, man verflechtet ihn. Und so saß ich da und habe doch irgendwie mein bestes versucht – mit dem Erfolg, das ich nach gut drei Stunden zumindest die Grundform schon mal fertig hatte, während alle anderen schon kleine Handytaschen, Deko und Untersetzer gefilzt hatten. Talent muss man haben.
Aber die Auswahl an Workshops hier in der Tuchfabrik ist wirklich groß! Neben „Filzen“ gibt es hier auch Upcycling-Kurse, Land-Art (das Pendant zu Street-Art) und Naturerkundungen. Ich jedenfalls stelle schnell fest, das ich zum Filzen wohl nicht so geboren bin.
Vegan kochen mit Brennesseln
Wir fahren weiter zum nächsten Kreativerlebnis. Vegan Kochen mit Brennnesseln? Ein wenig „hippielike“ ist das schon und dennoch bin ich gespannt, ob ich an diesem Abend endlich lerne, wie man Brennnesseln pflückt ohne später 1000 Pusteln an den Händen zu haben.
Wir fahren zu Agnese, die in Drauffelt wohnt und ihrem Privathaus besagten Brennnesselworkshop anbietet. Erste Lektion: Brennnesseln unterscheiden. Welche sind echt und welche lassen sich gut fürs Kochen verwenden? Welche brennen und welche nicht? Ich bin überrascht, wie viel ich beachten muss, um ehrlich zu sein hatte ich mir um diese Art von Pflanzen so gar keinen Kopf gemacht.
Anschließend geht es raus. Schließlich brauchen wir ja Brennnesseln zum Verarbeiten. In Vorbereitung hab ich mir an diesem Tag sogar wald-taugliche Schuhe angezogen, als es dann jedoch an den 100 Meter entfernten Waldesrand geht, merke ich schnell, das ich mir das hätte sparen können. Agnese erzählt uns, das man für Brennnesseln eigentlich nie weit laufen muss. Viele wachsen am Waldrand, an Flussläufen und an Gartenzäunen.
„Wer braucht Handschuhe?“ fragt Agnese. Ich bin mutig und versuche es erst einmal so. Tatsächlich, von unten angefasst zwiebelt es nicht! Mit bloßer Hand pflücke ich so einige Blätter, bis ich aus versehen mit dem Handrücken an eine Nachbarpflanze komme. Autsch! Es brennt. Ich mach Pause. Sollen doch die anderen sammeln ;)
Wieder drinnen in der guten Stube geht es zum Brennnessel-Waschen. Schnell verlässt die Pflanze jedoch die Kraft – vom Brennen ist 5 Minuten später nichts mehr zu spüren. Die Küche unserer Gastgeber ist nicht groß und so lasse ich den anderen den Vortritt.
Ich probiere das vegane Brot mit der bekannten Nessel und auch den selbstgemachten Saft und schaue den anderen beim Kochen zu. Es gibt Brennnessel-Couscous, gefüllte Pilze mit Brennnesselpesto, Brot mit Brennnessel und eine Suppe. Mir als „Nicht-Veganer“ fehlt zwar ein wenig die Beilage – schmecken tut es dennoch. Bepackt mit Rezepten fahren wir kurze Zeit später nach Clervaux.
Es ist schon dunkel und dennoch zieht es mich doch noch einmal nach draußen. Ich will „Autos“ und Burgen schauen. Zufällig findet an just diesem Wochenende auch ein Bergrennen in den Ardennen statt und so bin ich neugierig auf die Oldtimer, die rund um unser Hotel verteilt stehen. Nicht ohne jedoch die beeindruckende Kirche und die Burg des Ortes zu bestaunen.
Fotoworkshop rund um Clervaux
Am nächsten Morgen werden wir von einem jungen Herren abgeholt. Er entführt uns in die Berge rund um Clervaux – die Laufschuhe hab ich also nicht für umsonst eingepackt! Es geht um das Thema Fotografie – konkret um Smartphone-Fotografie.
Als (damals noch) Android-Jünger habe ich zwar nur ein paar der App-Empfehlungen mitnehmen können, viel interessanter waren für mich jedoch so Tipps wie „Dem Bild einen Rahmen geben“ oder „Konzentriere dich auf ein Detail“ oder „Achte darauf, das du nicht zu viel Himmel auf dem Bild hast“. Ich hab einige Tipps mitgenommen und auch später umgesetzt.
Seit ihr gespannt, was ich unterwegs so fotografiert habe?
Schieferkunst selbst gemacht
Uns zieht es schon wieder weiter. Das Schiefermuseum de Lardoise wartet exklusiv auf unseren Besuch. Wir dürfen mit einer Bergbahn fahren, steigen hinab in die Tiefen des Berges und probieren uns anschließend auch an der Bearbeitung von Schiefer aus. Viel zu kurz ist leider unser Workshop hier – ich bin verzaubert von diesem Material.
Über das Schiefermuseum habe ich ausführlich geschrieben – den Bericht dazu könnt ihr hier nachlesen.
Wir müssen zurück. In die Stadt. Zum Bahnhof. Abschied nehmen vom kreativen Luxemburg. Vorerst.
- Die Kreativkurse in den Ardennen werden das ganze Jahr über angeboten. Im Durchschnitt bezahlt man zwischen 15 – 40 Euro.
- Ganz besonders empfehlenswert ist das „Be Creative – Festival“ welches dieses Jahr Mitte Juli stattfindet. In dieser Kreativwoche gibt es zahlreiche Kreativevents.
- Die Ardennen sind ideal zum Wandern, es gibt in Esch Sauer auch einen großen Stausee, auf dem es vor allem im Sommer zahlreiche Freizeitaktivitäten von Schwimmen über Segeln bis hin zum Tauchen zu erleben gibt.
- Übrigens – mit der Luxembourg Card könnt ihr in allen Städten spannende Führungen und Museumsbesuche erleben.
- Falls ihr das Kreativprogramm voll ausnutzen wollt, empfiehlt sich ein Auto. Grundsätzlich ist jedoch auch die Bahn ein empfehlenswertes Transportmittel, es gibt in der Region einige Bahnhöfe. Parkplätze sind überall ausreichend vorhanden.
Wir haben in Clervaux im Hotel du Commerce übernachtet. Mein Zimmer wirkte zwar etwas „rustikaler“, verfügte jedoch über einen Balkon und freies Internet. Wenn ihr das Schwimmbad des Hauses benutzen wollt, müsst ihr euch erst bei der Rezeption den Schlüssel holen.
Das Hotel liegt zentral im Ort.
- Auch die belgische Seite der Ardennen ist spannend, wie Katrin beweißt.
- Auch Elena hat sich schon in Sachen Kreativität durch Luxemburg bewegt.
- Monika und Petar waren in Vianden in Luxemburg unterwegs
Offenlegung: Wir wurden von Visit Luxembourg zu einer Kreativreise eingeladen.
[…] teilzeitreisender.de […]
[…] schon für sich – eine wunderschöne Region die auch große Teile von Luxembourg integriert. In der Tuchfabrik werden regelmäßig Kreativkurse angeboten – ich habe dort filzen […]
Das sind echt Reiseideen, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre! Das Internet ist so schön… Ich hoffe sehr auf ein Happy End in der Beziehung zwischen Dir und Deiner Wärmflasche! Auch wenn man hoffentlich lange keine Wärmflaschen mehr braucht.
Viele Grüße von Sabine