Sint Niklaas in Belgien: Wo der Nikolaus im Sommer wohnt

Es ist August. Die Sonne brennt erbarmungslos auf diesem riesigen Marktplatz im Zentrum der belgischen Stadt Sint Niklaas. Kaum Schatten ist in der Mittagszeit zu sehen und kaum ein Wind weht. 30 Grad. Und ich stehe mit meinem Fahrrad da und schau nach oben.

Über mir trohnt der Nikolaus. Ich fühle mich recht klein neben der lebensgroßen Statue, die auf den größten Marktplatz Belgiens ihren Platz gefunden hat. Und doch gibt es einen Grund, warum gerade dieser Ort einen Nikolaus für das ganze Jahr zu Besuch hat.

Habt ihr schon einmal von „Sint Niklaas“ gehört?

Der Ort liegt mit der Bahn nur knapp 20 Minuten von Antwerpen entfernt und ist den meisten deutschen Touristen eher unbekannt. Auch ich hätte ihn wohl nie entdeckt, wäre ich an besagten Tag nicht von dort mit dem Rad zu meiner Übernachtung in der Verbeke Foundation geradelt.

Lange Zeit habe ich überlegt, ob ich wirklich über den Ort berichten soll. Aber ein Ort, der nach dem heiligen Nikolaus von Myra benannt wurde und wo der Nikolaus das ganze Jahr daheim ist, ein Ort, an dem es das beste Eis von ganz Belgien gibt, der sollte nicht unerwähnt bleiben.

Der Grote Markt

In Sint Niklaas leben knapp 72000 Menschen, was im ersten Moment gar nicht so auffällt. Am recht modern gehaltenen Bahnhof hole ich mein Fahrrad ab. Der Bahnhofsplatz ist recht groß und ich sehe hier keine Menschenseele, so dass ich beschließe weiterzufahren. Eine Promenade mit Geschäften und Restaurants führt mich direkt auf den „Grote Markt“. Der ist so riesig, das hier im September sogar Heißluftballons auf dem Vredefeesten starten.

An besagten Sonntag jedoch war ich die einzige hier. Viel Platz für so einen Ort, und doch lohnt es sich, genauer hinzuschauen. An der Frontseite befindet sich das Rathaus und genau davor zeigt mir der heilige Sankt Niklas ein Peace-Zeichen.

Ich überlege: „Soll ich ihm erzählen was ich mir alles so wünsche? Weltfrieden, die beste Schokolade der Welt und mehr Urlaub?“ Ich beschließe es mit Gedankenübertragung zu probieren und hoffe das er mich versteht. Schließlich ist der Herr ja schon recht alt und noch dazu nicht mal Belgier. Ich komm in diesem Ort ja sonst mit Englisch und Deutsch recht gut zurecht. Vielleicht hab ich Glück?

Wie kam es zu dem Städtenamen Sint Niklaas?

Natürlich will ich wissen, warum dieser Ort zum Namen „Sint Niklaas“ gekommen ist und was es sonst noch so vor Ort gibt. Die Recherche gestaltet sich gar nicht so einfach, denn bis auf Wikipedia und Tripadvisor gibt es kaum deutsche Quellen. Ich erfahre, das 1217 vom Bischof von Tournai eine Kirche zu Ehren des heiligen Niklaus von Myra in diesem Ort erbauen ließ. Rund um die Kirche entstand eine Stadt – Sint Niklaas war geboren. 2017 wurde die Stadt  800 Jahre alt!

Da ich noch zwei Stunden Zeit habe, schaue ich mir den Ort einmal genauer an. Im Sommer ist vor allem ein Besuch im Stadtpark empfehlenswert.

Wasserschloss Walburg und der Stadtpark

Inmitten von zahlreichen Schatten spendenden Bäumen finde ich hier ein Wasserschloss und ein romantisches Pavillon, einige Skulpturen säumen den hügeligen Park und bieten moderne Kontraste.

Im Wasserschloss (welches eines der ältesten Häuser der Stadt ist) befindet sich ein Restaurant, was wohl auch recht gut sein soll. Mir gelüstet es an diesem warmen Tag aber eher zu etwas Erfrischendem.

Das Mercator Museum

Unterwegs fällt mir eine rote Skulptur auf. Sie steht vor dem Mercator Museum – was dem berühmtesten Bewohner der Stadt gewidmet wurde: Gerard Mercator. Und ja – das ist der mit den Weltkarten und berühmten Globus.

Den Museumsbesuch verschiebe ich auf meinen nächsten Besuch – denn ich such ja immer noch nach einem guten Eis! Ich würde ja zu gerne wissen was es mit dieser besonderen Figur auf sich hat! Weiss jemand Rat?

Die Witte Molen Windmühle

Fährt man mit dem Rad oder dem Bus noch ein wenig weiter, so entdeckt man eine Windmühle. Auch wenn ich Mühlen eher in das ca. 20 Kilometer entfernte Holland stecken würde, auf einem kleinen Hügel und bei strahlend blauem Wetter macht sich die „Witte Molen“ richtig gut.

Die Mühle aus dem 17. Jahrhundert wurde vor ein paar Jahren restauriert und kann noch aktiv mahlen. Alle zwei Wochen am Sonntag ist die Windmühle von 14 bis 18 Uhr für Besichtigungen geöffnet.

Keine Sint-Niklaaskerk – aber das beste Eis von Belgien!

Die Sint-Niklaaskerk habe ich leider nicht mehr besucht – mir war es irgendwann einfach nur noch zu heiß, um durch den Ort zu radeln. Durch Zufall jedoch hab ich die beste Eisdiele von Belgien entdeckt: Cremerie Francois, die ich sicherlich nicht das letzte mal besucht habe. Das Eis, die Früchte, der Kuchen – so lecker – mein Zug wäre fast ohne mich abgefahren!

Ob ich dem Nikolaus kommendes Jahr wieder besuchen sollte? Und ob ich ihm dieses Mal eine Liste vor die Füße lege? So ganz verstanden hat er das wohl nicht mit meinen Wünschen.

Was ihr sonst noch über Sint Niklaas wissen solltet

• Der Große Markt ist nicht an allen Tagen so leer – es gibt regelmäßig Markttage.
• In der Innenstadt findet man noch zahlreiche Gebäude aus der Jugendstil-Epoche und Art Deco. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Statuen.
• Die Stadt verfügt über ein sehr gut ausgebautes Radfahrnetz, zur niederländischen Grenze fährt man ca. 20 Minuten mit dem Rad.

• Informationen zur Windmühle „Witte Mole“ auf Niederländisch
• Christian hat Sint Niklaas auf einer Radreise kurz besucht.
• Infos über die Stadt findet du (in flämisch) hier.
• Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants findest du in der Bahnhofsstraße!

Wie kommt ihr nach Sint Ninklaas?

Mit dem Zug erreicht ihr Sint Niklaas innerhalb von 20 Minuten von Antwerpen Hauptbahnhof. An der Bahnstation gibt es einen Fahrradverleih. Das Rad kostet 4,50 Euro am Tag, je länger man das Rad mietet, desto günstiger wird es.

Offenlegung: Das Fahrrad wurde mir von Flandern Tourismus zur Verfügung gestellt.