Man stelle sich nur mal vor, das Skelett dieses wirklich alten Rheinländer wäre nicht gefunden worden. Und die Geschichte, die sich hier abgespielt hat, wäre nie Teil unserer Geschichtsbücher geworden. Mal ehrlich – auch dann hätte das Neanderland noch viel interessantes zum Thema Geschichte zu bieten. Habt ihr Lust auf ein paar Zeitreisen im Neanderland?
Inhaltsverzeichnis
Von den alten Römern am Rhein
Es muss so im ersten Jahrhundert gewesen sein, als sich direkt am Rhein unweit des heutigen Ortes Baumberg (Monheim) ein römischer Stamm niederließ. Fast dreihundert Jahre lang lebten dort Personen unbehelligt, bis irgendwann die Franken kamen und das ganze zerstören wollten.
Grund genug, am Standort des heutigen Haus Bürgel ein altes Römerkastell zu erreichten, auch heute noch kann man einzelne Bestandteile aus dieser Zeit dort erkennen. Irgendwann waren die Römer weg und das Kastell verfiel.
Im Mittelalter dann wurde hier eine Burganlage auf den Grundmauern des alten Kastells gebaut und auch heute noch hat das Kastell als Wohnhaus und Museum eine Verwendung. Für Pferdeliebhaber gibts vor Ort mit einer Kaltblutpferdezucht viel interessantes zu sehen und auch für Botaniker ist die kleine biologische Station eine kleine Zeitreise – bei der man längst vergessene Nutzpflanzen entdecken kann.
Der Eintritt ins Museum kostet 3 Euro, es empfiehlt sich mit dem Bus oder Fahrrad hier her zu kommen, da Parkplätze nur begrenzt vorhanden sind. Informationen zu Aktionen und Öffnungszeiten findet ihr auf der Homepage vom Römerkastell Haus Bürgel.
Von dem wankelmütigen Rhein und dem Wander der Natur
Eigentlich gehört Urdenbach ja nicht so direkt zum Neanderland, aber da es quasi „nebenan“ ist, hoffe ich, das ihr mir den kleinen Abstecher verzeihen könnt. Hier schreibt nicht etwa eine menschlich hervorgerufene Epoche Geschichte, sondern der Rhein selbst. Wir schreiben das Jahr 1374.
Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich in der Urdenbacher Kämpe das Rheinbett. Damals jedoch dachte sich das Gewässer – oaar, dann wechseln wir wohl mal die Seiten, und flux war Urdenbach plötzlich westlich des Rheines. Und Zons und Urdenbach – die ja schon damals bestanden wurden durch den Rhein getrennt.
In der heutigen Zeit befindet sich im Gebiet des alten Rheines, welches von Haus Bürgel in 20 Minuten fußläufig zu erreichen ist, ein Naturschutzgebiet mit viel Flora und Fauna. Wenn ihr die Zeit habt, wandert durch die Rheinaue! Und auch die Fähre von Zons nach Urdenbach hat eine lange Geschichte.
Man vermutet, das schon viele Jahre hier eine Fährverbindung bestanden hat – was ich mir vor allem nach der Rhein-Routen-Änderung von 1374 gut vorstellen kann. Rund um Urdenbach und Zons gibt es viele schöne Wander- und Spazierwege durch die Natur. Für alle, die auch mal ne Pause von ner Zeitreise haben wollen.
Von einem Autofriedhof der besonderen Art in Erkrath
Wer auf morbide Dinge steht und auch noch Autos leidenschaftlich gern mag, wird vom nächsten Ausflugstipp verzückt sein: Ein Autoskulpturenpark öffnet ganz in der Nähe vom Neanderthalmuseum seine Pforten. 50 Autos aus dem Baujahr 1950 verrotten auf dem Neandertalhügel vor sich hin.
Michael Fröhlich hat sich dieses besondere Museum auf seinem Privatgelände als persönlichen Traum verwirklicht. Tanja von Vielweib.de war dort, ihren Bericht mit weiteren Impressionen findet ihr hier.
Ach übrigens: Kinder haben Eintritt frei, 10 Euro kostet der Besuch ohne Kamera, wer Fotos (privat) machen möchte zahlt 20 Euro.
Ein Spaziergang durch das historische Haan (Gruiten)
Als mein Freund mir eine Wanderung an der Grube 7 in der Nähe von Haan vorschlug war ich nur verhalten begeistert. Ein großes Loch irgendwo im nirgendwo? Klingt jetzt nicht so spannend. Der ehemalige Kalksteinbruch im Haaner Ortsteil Gruiten liegt am Rande des Waldgebiets Osterholz in unmittelbarer Nähe zu Wuppertal.
Die große „Grube“ ist noch heute deutlich zu erkennen und vereinzelt haben wir im Wald auch Relikte aus der damaligen Zeit entdeckt. Viel schöner jedoch war der frühlingshafte Spaziergang an der Düssel, der uns irgendwann auch nach Haan Gruiten führte. Und wisst ihr was? Dieser kleine Vorort von Haan ist wirklich traumhaft!
Neben Fachwerkhäusern aus dem 16ten Jahrhundert und zahlreichen denkmalgeschützten Gebäuden aus dem 17ten und 18ten Jahrhundert gibt es den alten Turm der St. Nikolauskirche, dessen Geschichte bis ins 12te Jahrhundert zurückreicht. Ausgrabungen in den 60er Jahren wiesen sogar Besiedlungen früherer Art (800 n. Chr. ) nach. Es gibt ein paar nette Cafés im Ort – und wer Geschichte einatmen will, sollte hier verweilen! Ein paar interessante Fakten findet ihr in diesem Artikel aus dem Lokalkompass.
Auf kulinarische Zeitreise nach Mettmann
Wusstet ihr, das es sich bei Teilen des Neandertals um das „Niederbergische Land“ handelt? So gibt es einige typisch bergische Traditionen, die ihren Weg ins Neandertal gefunden haben. Eine davon ist die „Bergische Kaffeetafel“. Da gibt es klassische Zutaten wie Korinthenstuten, Milchreisbrei mit Zucker und Zimt, Honig sowie Rüben- oder Apfelkraut, Schwarzbrot, Quark, Butter, Waffeln aus Weizenmehl, Hefeteigbällchen, Zwieback, Napfkuchen. Der Kaffee war im 18ten Jahrhundert zu teuer, weshalb er erst Ende des 19ten Jahrhunderts dazu kam. Mit ihm die Dröppelminna – die heute von keiner Tafel mehr weg zu denken ist.
Die Tafel ist ein Festtagsessen – also nichts für jeden Tag. Und ja, sie ist sehr gehaltvoll, weshalb ich nur empfehlen kann sie mit einem ausführlichen Spaziergang zu kombinieren. In den Genuss einer echten niederbergischen Kaffeetafel bin ich in der Bürgermeisterei/Stadtgeschichtenhaus in Mettmann gekommen. Was war das gut! Ina hat über die Kaffeetafel in Mettmann ausführlich berichtet.
Von einem Cafe in Velbert Neviges dessen Geschichte jeder selbst schreibt
Ich war im Winter 2015 das erste Mal in Velbert Neviges. Tanja hatte ein Nostalgie-Cafe gefunden und ich bin für guten Kuchen und abgedrehte Locations ja quasi immer zu haben.
Was mich jedoch dort erwartete übertraf alle meine Erwartungen. Ich wusste bisher nicht, das Neviges einer der wichtigsten Pilgerorte in NRW ist. Zahlreiche Pilger besuchten die Kirche des Ortes und uns verwunderte der Trubel in dem kleinen Ort. Plötzlich standen wir vor einem Cafe was schon von außen ziemlich anders wirkt. Da ist ein kleines Holzhaus und ein Tisch – auf dem mehrere alte Tassen stehen, fast so – als hätte ein Damenkaffeekränzchen sie dort vergessen. Dann ist da die Kellnerfigur, die mich sonst auch eher zum weglaufen bringt aber an dieser Stelle doch so gut dazu passt.
Wir waren neugierig und betraten das „Nostalgie-Cafe“. Die Zeit und die Menschen gestalten dieses besondere Cafe, das vor ein paar Jahren mit einem Tisch und ein paar Stühlen und Kuchen aus dem Ort begann und mittlerweile verrückte Ausmaße angenommen hat. Kenn ihr die Geschichte vom verrückten Hutmacher aus Alice im Wunderland? Nun – stellt euch vor – zwischen all diesen knuffigen Tassen steht nun Trödel. Vom Buch „Das waren die 60er“ bis zur Vespa und alten Kameras, von Weckern aus den 70ern bis zum Hut vom Schützenfest bis zu einem alten Schalplattenspieler – dieses Cafe ist ein wahres Sammelsurium von Klimbim. Der Kuchen und auch der Kaffee sind richtig lecker und Tanja hat dem Nostalgie-Cafe in Velbert einen tollen Bericht gewidmet.
Tierisch in der Zeit reisen – das eiszeitliche Wildgehege im Neandertal
Nach dem Kuchen wollen wir natürlich auch für ein wenig Bewegung sorgen. Über das eiszeitliche Wildgehege im Neanderland habe ich schon in meinen Artikel über das Neandertalmuseum berichtet. Auch hier möchte ich die wirklich spannende Runde vorbei an den Wildgehegen euch nicht vorenthalten.
Im etwas anderen Tierpark sind „Ur“Väter der heutigen Tier untergebracht. Auerochsen, Tarpane und Wisente bewohnen ein riesiges Stück Fläche, welches von den Besuchern nur umrundet werden kann. Wenn die Tiere Lust haben, lassen sie sich auch mal blicken, es kann jedoch durchaus vorkommen, das sich niemand zeigt. Dennoch ist der Spaziergang durch Infotafeln und die vielfältige Natur sehr spannend und somit auch für Familien empfehlenswert. Einen ausführlichen Artikel zum eiszeitlichen Wildgehege und viele hilfreiche Tipps hat Sabrina gesammelt
Artikel aus 2015/2020 komplett überarbeitet.
[…] Haus Bürgel lässt sich wunderbar mit einem Spaziergang durch die Urdenbacher Kämpe und einem Besuch im […]
[…] Und wenn ihr gar den ganzen Tag Zeit habt, lohnt sich eine Fährfahrt auf die andere Rheinseite und ein Besuch beim Haus Bürgel, wo ihr einiges über den wandelnden Rhein erfahren […]
[…] ist die Stimmung einfach unglaublich. EIn paar Eindrücke habe ich schon in meinem „Neanderland mal anders – Bericht“ […]
Danke für diesen schönen Beitrag. :) Der Autofriedhof und das verrückte Café reizen mich ja schon sehr. Es juckt mir in den Fingern, den nächsten Urlaub zu buchen.
[…] Wenn der Neandertaler Urlaub hat – vier Zeitreisetipps für das Neanderland gibt es von Janett. […]
Hui, ganz nah an meinem Wohnort.
… und da Du das Neanderland ja schon bis an den Rhein vergrößert hast: da gehört dann unbedingt noch das Benrather Schloß mit seinem wunderbaren Park, englischem Garten, Barock- und Küchengarten, Museum für Gartenkunst und natürlich verschiedensten Schloßführungen dazu. Mehr Infos hier: http://www.schloss-benrath.de/
Steht schon auf meinem Plan für den Herbst :D
…und nicht zuvergessen kann man hier toll und üppig frühstücken und auch zur Kaffeezeit kommt Leckeres auf den Tisch. ;O)