Ich hatte mir alles so toll vorgestellt. Vergessene Orte jenseits der Interstate wollte ich finden und ganz nebenbei bei strahlenden Sonnenschein von Joliet nach Springfield ein Stück weit das Flair der Route 66 erleben. Dieser Mythos ist so stark, da muss doch ein bissl „Go Wild“ Gefühl für mich übrig sein?
Inhaltsverzeichnis
Die Route 66 in Illinois – 2014 (von Joliet nach Springfield)
Es war wohl mein Fehler, dass wir unsere Tour auf der Route66 am Montag nach dem Nascar-Rennen in Joliet starteten. Ziemlich übermüdet vom Rennsportwochenende wollten wir eigentlich ganz früh aufstehen. Doch ausgerechnet an diesem Tag wurde mal so gar nichts daraus. Übermüdet und hungrig – der Nachteil unseres AirBnb – starteten wir auf eine Reise. Das war nicht gerade die beste Basis für Spurensucher. „Wo willst du denn jetzt eigentlich hin?“ fragte mich Jens, als er das Navi programmierte. Ehrlich? Ich hatte mal so gar keine Idee…
„Zur Route 66?“ war dann meine Antwort.
Das übrigens ist auf der bekanntesten Straße von Nordamerika nicht ganz so einfach. Wie wir erst in Amerika erfahren haben, gibt es richtig viele Möglichkeiten die Route 66 zu fahren. Es gibt unterschiedliche Strecken für verschiedene Zeitepochen und – um das Chaos noch perfekter zu machen ist die Route 66 urplötzlich mittendrin weg. Es gibt in Chicago nicht nur einen „Start“, sondern eine Straße weiter auch gleich einen „End“-Punkt und „die wahre Strasse“ zu finden, ist bei weiten nicht so einfach in normalen Straßenkarten ist die „Motherroad“ oftmals gar nicht auszumachen.
Joliet – Das Route 66 Visitor Center
In Joliet selbst gibt es einen kleinen Route 66 Visitorcenter, in dem ihr euch nicht nur über die verschiedenen Streckenmöglichkeiten, sondern auch über die Geschichte informieren könnt. Glück für uns, denn endlich wussten wir grob „wo es langgeht“.
Ein kurzer Abstecher quer durch die Stadt zum Route 66 Raceway musste dann auch noch drin sein – bei der Rennstrecke handelt es sich um eine Dragster-Piste (so ein ewig langes Geradeausstück). Ich hätt diese Geschosse ja gerne live gesehen…
Kein guter Start für einen Roadtrip auf der Route 66
Kaum saßen wir im Auto, begann es zu regnen. Mittlerweile hatten wir Joliet in Richtung Willmington verlassen. „Und das ist jetzt die Route 66?“ fragte ich mich während der kommenden 20 Meilen. Eine alte Landstraße, rechts daneben eine alte Stromleitung und alle 10 Meilen eine Info „Historic Route of Route 66“ – Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.
Wir erreichen Willmington um die Mittagszeit.
Aufgrund der Geschwindigkeitbeschränkung hat die Reise bis hier her etwas länger gedauert. Seis drum – ich hatte IHN endlich erreicht! Gemini Giant, ein rund 8 Meter hoher „Astronaut“ der als „Landmark“ für das Restaurant „Launching Pad“ seit den 60er Jahren Werbung macht. Den Giganten gibt es noch, und auch im Regen halten einige Route66 – Touristen hier an, das Drive In jedoch hat seine Türen für immer geschlossen. (Neue Infos aus 2018 hier) Hineinschauen kann man noch – und sich vorstellen, was hier einst für ein Betrieb geherrscht haben muss. Wir haben Hunger – und finden zwei Meilen weiter versteckt ein kleines Restaurant mit günstiger, und recht einfacher Küche.
Der Ort Wilmington stimmt mich traurig. Kennt ihr den Trickfilm Cars ? Ein Ort abseits der Interstate fristet ebenso sein Dasein und wird nur durch einen „Verirrten“ gerettet. Ich denke in diesem Moment an so viele Orte an der Strecke der Route66, die noch vor 40 Jahren von den 1000enden Reisenden gelebt haben – und nun höchstens gelegentlich verirrten Motherroad-Rittern die Geschichte längst vergangener Tage erzählen.
Wie Starkregen uns die Tour auf der Route 66 vermiest.
Es ist 13 Uhr – in zwei Stunden wollen wir in Springfield sein. Dort wartet eigentlich das „Lincoln Museum“ auf uns – eines der interessantesten zeitgeschichtlichen Museen der USA. Ein Blick auf unser Navi verrät uns: Das wird nix mehr! Knapp 120 Meilen liegen noch vor uns und auch das Wetter wird immer ungemütlicher. Nachdem sich auf der Route 66 immer größere Pfützen auftun, entscheiden wir uns für eine Weiterfahrt auf der Interstate. Ich kann sie noch erkennen – die Strommasten der alten Strasse, die parallel führt und ein paar Kilometer weiter plötzlich Teil der Interstate ist. Ein wenig verwirrend ist das ganze schon.
Wir lassen Pontiac und Bloomington und auch Lincoln links liegen, auch wenn es jenseits der Interstate in beiden Städten coole Route 66-Sehenswürdigkeiten gibt. Der Regen lässt langsam nach, als wir kurz nach 16 Uhr endlich Springfield erreichen. Eine schöne, wenngleich typische amerikanische Stadt, in der fast jede zweite Querstrasse auch schon mal Teil der Route 66 war.
Wir checken im Inn at 835 ein.
Das Bed & Breakfast liegt im alten teil von Springfield und ist für sich gesehen eine wirkliche Zeitreise. Ein paar Minuten gönnen wir uns Ruhe, bevor wir die weitere Planung des Tages angehen.
Einen Besuch im Museum – so steht es nach einem kurzen Blick ins Internet fest – können wir uns abschminken. Es ist schlichtweg zu spät. Wir beschließen einem der bekanntesten Route 66 – Imbisse einen Besuch abzustatten:
Einen Corn Dog mit Coke bitte!
Im Cozy Dog Drive In bekommt ihr nach einem 1946 erfundenen Familienrezept einen Hot Dog der besonderen Art. Ein Würstchen in Maisteighülle am Stiel klingt erst mal nicht wirklich spektakulär. Die Corn Dogs sind recht günstig, knapp 2 Dollar das Stück – ein interessantes Geschmackserlebnis. Es gibt noch verschiedene Dips – und natürlich auch die bekannten amerikanischen Getränke. Wirklich kultig ist jedoch der Laden, der anderswo als Museum gelten würde. Wenn ihr in Springfield seit, unbedingt mal vorbeischauen!
Auch wenn die Stadt noch viel Geschichtliches zu Abraham Lincoln zu bieten hat, ist unsere Kraft nach diesem Regenmarathon erschöpft. Ein kurzer Blick aufs Kapitol aus unserem Fenster ist das letzte was wir an diesem Tag sehen, bevor uns die Müdigkeit übermannt…
- Ausreichend Zeit einplanen. Für die Strecke Joliet – Springfield braucht ihr schon auf der Interstate knapp 4 Stunden, wenn ihr die Route 66 nutzt, dann dauert es länger
- Legt euch auf eine „Epoche“ fest! Wenn ihr wirklich nur einen Tag für diese Strecke habt, ist es sinnvoll, einen bestimmten „Zeitabschnitt auszusuchen. Nur dann könnt ihr es schaffen, die Strecke abzufahren. Eine andere Möglichkeit ist das Abfahren von „Highlights“, dafür findet ihr gute Karten in Joliet im Visitor Center
- Alle Links mit weitergehenden Informationen findet ihr im Text, sinnvoll bei diesem Roadtrip ist eine ausführliche Vorabplanung.
- Beim Visitor Center in Joliet lieber einen bezahlten Parkplatz nutzen, hier kann es euch ganz schnell passieren, das ihr abgeschleppt werdet.
- Ute hat einen ganz anderen Teil der Route66 erlebt und stellt euch die coolsten Orte vor
- Ein paar tolle Impressionen der Route66 zeigen auch Sonja und Udo
- Mehr über unseren Illinois-Roadtrip gibts auch auf Racing14.de nachzulesen.
- Ich habe eine zweite Tour auf der Route 66 gewagt
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[…] Auch auf den Spuren der alten Route66 könnt ihr viel entdecken. Ein Muss ist ein “Corn Dog” – Mehr zu unserem Trip gibts hier. […]
Ein sehr schöner Reisebericht, er erinnert mich an meine eigene Route 66 Fahrt! Liebe Grüsse Dirk
Schade, dass ihr die Route 66 so erlebt habt. Aber es ist natürlich auch schwierig, unter Vollstress die schönesten Abschnitte sehen zu wollen. :-)
Klar gibt es diese besondern Ecken, alten Brücken und historischen Wahrzeichen aber dazwischen können hunderte Kilometer Ödnis liegen. Und unter Druck „Wohin willst du denn nun?“ ist das schwer. Hab deinen Bericht gern gelesen…
liebe Grüße,
Heike
Das Problem war das Wetter und die Planlosigkeit. Für eine solche Tour geht halt nicht mal “ach wir fahren spontan los” sondern man muss schon für die besonderen Orte länger recherchieren und vor allem mehr Zeit einplanen. Ich werde wohl noch mal einen “Versuch” machen und dabei hoffentlich alles richtig angehen…