Auf unserer Tour durch das Sarntal lernen wir ganz besondere Menschen kennen, die nicht nur ihre Arbeitskleidung – eine blaue Schürze – gemeinsam haben, sondern auch eine Liebe zu ihrem Handwerk, das sie heute noch genauso fortführen, wie es Tradition ist, im Sarntal und in ihren eigenen Familien.
Kunst aus Pfauenfedern
Wir sind unterwegs zu Johann Taler, der hier in Sarnthein gemeinsam mit seinen Söhnen einem ganz besonderen Sarntaler Handwerk nachgeht: der Federkielstickerei. Ich bin seit meiner Jugend eine begeisterte Stickerin, doch das Sticken mit Federn ist doch eine ganz neue Erfahrung für mich.
Es ist eine kleine Werktstatt, die fünf Arbeitsplätze sind so nebeneinander angeordnet, dass man aus dem Fenster schauen kann, den Garten im Vorder-, das Alpenpanorama im Hintergrund. In dem Moment ist es einer der schönsten Arbeitsplätze, die ich mir vorstellen kann. Gedanken schweifen lassen, damit Unikate herstellen, die ihren Besitzern lange Zeit Freude bereiten – was für eine tolle Tätigkeit. Kurz überlege ich, eine Bewerbung hier zu lassen und ins Sarntal zu ziehen.
Ausgangsprodukte sind Pfauenfedern und Rinds-/Kalbsleder, in Ausnahmefällen auch Ziegenleder. Die Federn werden getrennt, so dass dünne Fäden entstehen, mit denen das Leder bestickt wird, dabei können aus einer Feder können 6-8 Stickfäden gewonnen werden.
Hauptsächlich werden hier Geldbörsen bestickt, aber auch die Bauchgurten („Fatsch“) und Hosenträger („Krax“) für die Tracht sind sehr beliebt.
Die Warteliste ist lang, bis zu anderhalb Jahre muss man derzeit auf seine Bestellung warten. Das hat seinen Grund, denn um einen Bauchgurt zu fertigen braucht man zahlreiche Stunden.
Zu Besuch beim in der Drechslerei
Wir stehen in der Einfahrt der Drechslerei, den Blick hinauf zu den Bergen als Fritz Unterkalmsteiner vom Wintervollmond erzählt, den er am liebsten nutzt, um sein Zirbenholz zu schlagen. Das Zirbenholz ist sein Lieblingsholz, weil es sich sehr gut verarbeiten lässt und nebenbei ein Raumklima schafft, dass sogar förderlich für die Gesundheit ist. „Und wenn es in einer Wintervollmondnacht geschlagen wird, dann werden die daraus gefertigten Produkte besonders langlebig und pflegeleicht“, versichert er. Obwohl ein bisschen Wehmut in seiner Stimme mitschwingt, wenn er so einen Baum nach mitunter 300 Jahren Wachstum schlägt.
Doch das Holz bekommt bei ihm eine neue Bestimmung, wenn er Schüsseln und andere tolle Dinge in seiner Werkstatt daraus fertigt.
Es ist eine Holzstaubwolke, die uns in seiner Werkstatt ins Gesicht bläst und für mich ist das ein Flashback in meine Kindheit, wenn ich meinen Opa oder meinen Papa in ihrer Werkstatt in ihren Kellern besucht habe. Dort roch es meistens genauso. Ein lautes Surren reißt mich aus meinen Gedanken, Fritz hat seine Drechselmaschine angeworfen und sich eine unscheinbare Holzscheibe geschnappt. Doch was daraus wird als es fertig ist, lässt mich schon staunen, denn wir bekommen Jeder einen aalglatten, schönen Holzteller in die Hand, mit der Aufgabe, ihn mit dem Holzbrenner mit einem für das Sarntal typischen Hut zu verzieren. Fritz – ein Mann mit Humor und Passion für seine Arbeit.
Singende Wolle
Ein Dreirad in der Einfahrt, ein Einrand lehnt an einen Baum und neben der Haustür steht ein kleiner Puppenwagen – wer den kleinen Laden des Handweber-Familie Unterweger besucht, merkt sofort, dass er hier einen liebevoll geführten Familienbetrieb betritt. Der kleine Verkaufsraum wird von dem großen, alten Webstuhl eingenommen, der sowohl Blickfang, als auch Arbeitsgerät des Handwerkers, der an diesem Gerät auch heute noch Sitzkissen und ähnliches fertigt.
Wirft man einen Blick in seine „Werkstatt“ sieht es dann schon etwas moderner aus, wobei ich finde, immer noch gediegen. Vor ihm liegt ein Berg frisch geschorenes Schaffell, dass er uns stolz präsentiert. Er zeigt uns seine Qualitätskontrolle, bei der er die Rohwolle dicht an sein Ohr hält und daran zupft. „Wenn ich die Wolle singen höre, dann kommt sie von einem glücklichen und gesunden Schaf“, erklärt er uns und lässt uns nun selbst die Wolle testen. Die Wolle kommt aus dem Sarntal, von den über 3000 Schafen, die hier zu Hause sind. Er sei der Handwerker mit den sanftesten Händen, erzählt Herr Unterweger nicht ohne Stolz, denn niemand sonst hat die Möglichkeit, seine Hände so ausgiebig in Wollfett zu pflegen wie jemand, der tagtäglich mit diesem Rohstoff arbeitet. Man merkt, hier arbeitet jemand, mit einer Leidenschaft zu seinem Rohstoff, mit einer Liebe zur Qualität. Seit 1968 wird diese Familientradition hier gelebt und die nächste Generation steht jetzt schon in den Startlöchern, aber zuerst beschränkt sich ihre Tätigkeit in der Werkstatt noch darauf sich zwischendurch mal ein Küsschen von Papa anzuholen, bevor mit dem Bobbycar wieder die Einfahrt heruntergesaust wird.
Hier findet ihr die Männer mit „Sarner Geschick“:
Adresse Federkielstickerei Thaler:
Rohrerstraße 41
39058 Sarnthein
info@federkielstickerei.com
Adresse Drechslerei Fritz:
Steet / Stetto 37-a
39058 Sarnthein
info@drechslerei-fritz.com
Adresse Handweberei Unterweger:
Steet / Stetto 26-a
39058 Sarntal / Val Sarentino
info@handweberei.it
Von Bozen aus kann man stündlich mit dem Linienbus 150 ins Sarntal fahren.
Auf der Suche nach der passenden Unterkunft ist das regionale Buchungsportal Booking Südtirol eine sehr große Hilfe. Hier findet jeder von der kleinen Pension, über Ferienwohnung, bis hin zum Luxushotel, die für ihn beste Adresse.
Meinem ersten Bericht über Südtiroler Traditionen
Offenlegung: Wir wurden von Booking Südtirol zu einer Bloggerreise nach Südtirol eingeladen
Interessant, dass Zirbenholz das Lieblingsholz von Fritz ist. Ich stimme ihm allerdings zu, dass es das Raumklima verbessert. Wir möchten uns jetzt ein Zirbenholzbett kaufen.
Schön zu sehen, dass auch andere Zirbenholz wertschätzen. Ich liebe Zirbenprodukte. Zirbenholz ist ein super schönes Material.