Ein Besuch im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg

Ein Besuch im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg

Die Schifffahrt lässt mich irgendwie nicht los. Und so kommt es, wie es kommen musste. Gemeinsam mit meiner Freundin Anja mache ich das Museum für Binnenschifffahrt in Duisburg unsicher.

Die Geschichte des Museums

Das Gebäude war nicht immer ein Museum und zu seiner Erbauung waren solche Pläne auch noch in ferner Zukunft. Obwohl, mit Wasser hatte man hier schon zu tun. Die blauen Steine auf dem Rasen vor dem Museum lassen es vielleicht schon erahnen: Früher war hier ein Schwimmbad, und zwar eines, mit historischem Charakter im Jugendstil: Hohe Decken, die über mehrere Etagen offen sind, hohe Fenster und diesen ganz bestimmten Charme. Als das Bad 1908-1910 eröffnet wurde, plante man noch zwei Schwimmbecken ein, denn natürlich wurde zu jener Zeit noch strickt nach Geschlechtern getrennt geschwommen.

Fotos im Museum zeigen noch die lange Badekleidung der Besucher. Bis 1987 durfte hier geschwommen werden, dann wurde der Badebetrieb eingestellt. 1989 zog das Binnenschifffahrtmuseum hier ein, das bereits 1927 seine erste Ausstellung zeigte. Heute noch ist viel von der einstigen Atmosphäre erhalten geblieben und in die Ausstellung integriert worden, wie man auf den Bilder weiter unten noch sehen kann. Irgendwie toll, wenn Gebäude nach Erfüllung der eigentlichen Aufgabe ein zweites „Leben“ bekommen.

Die Geschichte der Binnenschifffahrt

Für das Ruhrgebiet war die Schifffahrt nicht weniger wichtig, als für uns zu Hause an der Küste. Ein Rundweg führt die Besucher durch die Ausstellung. Begonnen mit der Geschichte des Gebäudes, über die Anfänge der Schifffahrt in der Wikingerzeit, bis hin zur modernen Schifffahrt heute führt der Weg über Keller und 2. Etage durch zwei Gebäudekomplexe.

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Einiges kommt mir hier bekannt vor. Das Wikingerboot beispielsweise liegt (fast) genauso in Haithabu. Und ich frage mich, wie weit ins Landesinnere die Wikinger eigentlich vorgedrungen sind?! Eine Karte auf Wikipedia zeigt mir schnell, dass die Wikinger tatsächlich die Gebiete Trier geplündert haben und bei Remich 882 die südlichste Schlacht geführt haben.  Dieser logistische Aufwand der Kriegsführung zu Wasser. Ich weiß nicht, ob ich das faszinierend oder erschreckend finden soll. Für die Menschen vor 1133 Jahren war das sicher unvorstellbares Leid.

Binnenschifffahrtsmuseum

Doch nicht nur Wikinger waren auf dem Wasser unterwegs. Mit dem Mittelalter wurde der Handel immer wichtiger und die Wasserstraßen nahmen an Bedeutung rasch zu. Per Schiff konnte man mehr Waren in kürzerer Zeit transportieren, so dass der Schiffbau boomte. Anand von Schiffsmodellen kann man die Entwicklung in der Konstruktion der Schiffe und die Anpassung an die Gegebenheiten der Flüsse verfolgen.

Die ehemaligen Schwimmbecken dienen nun als Ankerplatz für Schiffe. Im ehemaligen Herrenschwimmbecken (ich vermute, dass es das Herrenbecken ist, weil es größer ist), liegt das Segelschiff „Goede Verwachting“ vor Anker und im Damenbecken das Kinderschiff „Hermann“, das für Museumspädagogische Aktionen genutzt wird. Unten auf dem Beckengrund kann man die ursprünglichen Beckenwände sehen, inmitten dessen ein Taucher die Besucher erwartet. Was für eine Kulisse!

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Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude, das den Krieg überraschenderweise gut überstanden hat, immer wieder saniert, daher findet man unterschiedliche Stilrichtungen vor. Das kunstvolle Geländer mit den maritimen Motiven ist beispielsweise aus den 50er Jahren, als der Schwimmbadbetrieb noch in vollem Gange war. Damals aber schon ohne die Geschlechtertrennung.

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Besonders angetan haben es mir die zahlreichen Miniatur-Szenen, an denen ich mich stundenlang aufhalten könnte. Ob beim Schiffsbau, bei Holzfällerarbeiten oder das bunte und geschäftige  Hafentreiben – ich kann mich einfach nicht sattsehen. So viele liebe- und kunstvolle Details!

Binnenschifffahrt – Ein Thema für Kinder?!

Grundsätzlich sind Museen (fast) immer etwas für Kinder. Ich bin dieses Mal ohne Kinder unterwegs, bin jedoch sicher, dass es Torben und Finja gut gefallen hätte. Auf der großen Brücke sehe ich gerade einen Papa mit seiner kleinen Tochter, vielleicht 4 Jahre alt laufen, die es liebt, auf der Brücke hin und her zu laufen. Sie bestaunt das große Segelschiff nun von einer anderen Perspektive. Wenig später entdecken wir die Beiden am Kinderschiff wieder, wo sie gerade in einen fernen Hafen „steuert“.  Immer wieder gibt es die Möglichkeit, das Thema Schifffahrt zu „begreifen“ und Dinge auszuprobieren, wie etwa den Flaschenzug. Im Garten des Museums gibt es zudem einen Spielplatz für Kinder, auf dem sie sich bei gutem Wetter austoben können.

Sonderausstellungen und andere Highlights

Noch bis 16. Mai 2016  ist die Sonderausstellung „Flaschenpost“ zu sehen. Hier zeigt der Künstler Joachim Römer in einer beeindruckenden Regalkonstruktion seine seit 1998 gesammelten Funde. Als Geocacher allerdings blutet mir etwas das Herz, wie viele Cache-Verstecke sich unter den vermeintlichen Funden tummeln, obwohl diese extra den Hinweis enthalten, dass sie an Ort und Stelle verbleiben sollen. Sammler und Kunstprojekt in allen Ehren, aber auch in den Geocaches steckt schließlich viel Arbeit.

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Ein weiteres kleines Highlight ist die Original „Schimanski-Jacke“, die der Schauspieler Götz George in der Folge „Loverboy“ getragen hat. Sogar (Kunst)Blutspritzer und Einschussloch können bestaunt werden.  Teilweise wurde „Loverboy“ nur wenige Meter vom Museum entfernt gedreht.  Wer die Jacke sehen will, muss sich also beeilen, denn im Museum für Binnenschifffahrt ist die Jacke nur noch bis zum 31. Januar 2016 zu sehen.

Übrigens: Wer nur die Jacke ansehen will, braucht keinen Eintritt bezahlen (man baut auf die Ehrlichkeit der Besucher!).

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Fazit:

Der Besuch in dem Museum hat meiner Freundin und mir sehr gut gefallen. Mich hat vor allem die interessante Location beeindruckt, aber auch die vielfältige Art der Themenaufbereitung in Kombination mit „Erlebbarem“, das man selbst ausprobieren konnte. Die Zeit ist hier nur so verflogen. Wer sich für Schiffe interessiert, der ist hier genau richtig!

Tipps und HinweiseAdresseÖffnungszeitenEintrittspreise
  • Die Museumsschiffe im Hafen haben nach der Winterpause ab Karfreitag 2016 wieder geöffnet
  • Nach einem Museumsbesuch kann man es sich im angrenzenden Restaurant „Schiffchen“ kulinarisch gut gehen lassen. Auch hier ist das maritime Thema natürlich aufgegriffen und das Essen ist 1A in einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
  • Im Shop bekommt man eine Vielzahl von Büchern zum Thema (Binnen-)Schifffahrt. Auch das Angebot an tollen Kinder(Sach)Büchern ist sehr groß!
  • Wenn ihr in der Nähe wohnt, schaut mal in den Veranstaltungskalender, dort werden tolle Theaterstücke ( auch für Kinder) und andere kulturelle Veranstaltungen angeboten
  • Für Taschen und Jacken stehen Schließfächer (1,00 € Pfand) zur Verfügung

Museum der Deutschen Binnenschifffahrt
Apostelstr. 84
47119 Duisburg

Dienstag-Sonntag: 10:00 – 17:00 Uhr

Erwachsene: 4,50 €
Kinder: 2,00 €
Familienkarte (1 Erw. und Kinder): 6,00 € / (2 Erw. und Kinder): 10,00 €

Karten für die Museumsschiffe müssen gesondert gelöst werden, es ist aber auch möglich, preisgünstigere Kombitickets zu erwerben. Ein Familienticket kostet dann beispielsweise 15,50 € für zwei Erwachsene und Kinder.

Hinweis: Dieser Bericht ist ursprünglich erschienen bei endlichfjord.de im Januar 2016. Da der Blog leider eingestellt wurde, haben wir den Bericht hierher übernommen.

Yvonne

Yvonne und ihre Familie sind ständig auf der Suche nach besonderen Sehenswürdigkeiten für Familien. Den Norden haben sie schon erobert.

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