Las Vegas ist toll. Und doch ist es für uns ein wenig zu viel Glamour und Glitzer und Geldmacherei. Wir haben genug, setzen uns in den Mietwagen und fahren einfach mal drauf los. Grobes Ziel: Der Grand Canyon National Park. Wir wollen das echte „Naturwunder“ erleben – nicht die Geldmacherei, die auf dem Skyview angeboten wird.
In Bussen kann man dort von Las Vegas hinfahren, mit vielen 1000enden Touristen eine Runde drehen und leider noch nicht einmal selbst fotografieren. Vom Geld mal ganz abgesehen – wir wollten echtes Nationalpark – Feeling. Und wenn nur für einen Tag.
Unser Tag begann ziemlich früh – schließlich hatten wir 5 Stunden Fahrt vor uns. Zuerst einmal ging es über den Hoover Damm in eine anderen Zeitzone, vorbei an der Mojave Wüste Richtung I40. Dort haben wir dann einen kurzen Stopp in einem winzigen Kaff namens Seligman eingelegt, welches direkt an der Route 66 liegt.
Viel Zeit hatten wir nicht, in drei Tagen wollen wir schließlich wieder zurück in Las Vegas sein und so mussten wir (leider) auch die Route66 links liegen lassen. Auf der Interstate schaffen wir den Weg bis Tusayan in gut 4 Stunden. Tusayan ist eine kleine Ortschaft direkt an der Straße und der letzte „Ort“ vor der Einfahrt in den Nationalpark.
Wo kommt denn jetzt der Winter her?
Wir waren einigermaßen überrascht über das Wetter – während es in Las Vegas rund 26 Grad warm ist, liegt hier im Februar noch Schnee. Winterkleidung? Fehlanzeige. Unser Auto und seine durchaus effektive Klimaanlage retten uns vor dem Erfrierungstod. Ahnungslos wie wir sind, haben wir uns natürlich auch nicht wirklich um ein Hotel gekümmert. Doch auch hier wird uns geholfen. Eines der wenigen Kettenhotels am Eingang des Nationalparks ist das Holiday Inn Express in Tusayan.
Wo ist denn der Grand Canyon?
Nachdem unsere Übernachtung gesichert ist – wollen wir es wissen. Wo ist denn nun der Canyon? In Tusayan ist von dem bekannten Nachbar recht wenig zu sehen. Eine Tankstelle, ein Hotel und ein Campingplatz – Das ist alles. Immerhin sind wir richtig, ein Hinweisschild zeigt uns den Weg Richtung Nationalpark.
Wir fahren noch einige Meilen, bis wir zum „South Rim“ – Eingang des Nationalparkes kommen. Auch hier herrscht Winter-Wonderland. Und Canyons? Weiter Fehlanzeige. Wir zahlen 30 Dollar und dürfen die Schranke zum Nationalpark passieren. Für 7 Tage könnten wir uns nun auf den öffentlichen Straßen des Nationalparkes bewegen – wir dürfen in die Infocenter und die kostenlosen Shuttle Busse nutzen.
Niemand ist hier – weit und breit ist kein einzige Auto zu sehen – und mit 30 Meilen sind wir auch nicht wirklich schnell unterwegs. Sind wir richtig? So sicher sind wir uns nicht mehr. Doch dann – ich will es kaum glauben – ein Ort! Mit Hotels – Restaurants – Parkplätzen – einem Bauernhof und einer Eisenbahn! Ich schau Jens an und bin völlig baff. Tja wenn ich das gewusst hätte. Aber das kommt davon – wenn man ohne Plan aufbricht. Jens wird plötzlich langsamer. Was ist denn nun schon wieder?
Ich dreh mich nach rechts und glaub meinen Augen kaum. Da steht auf dem Grünstreifen in der Mitte der Straße ein Reh und stupst den Schnee weg, um an das Gras zu kommen. Ja. Wir sind wirklich in einem Nationalpark.
Grand Canyon – Mal theoretisch
Wir haben noch gut 4 Stunden Zeit bis es dunkel wird. Und noch immer hab ich keinen Canyon gesehen. Aber einen Parkplatz – den haben wir gefunden. Und ein Visitor Center ebenso. Und weil es da viele Informationen über den Park gibt und es draußen doch ein wenig kalt ist, informieren wir uns erst mal so „theoretisch“.
Der Grand Canyon ist wirklich riesig. Und ziemlich alt. Und man kann in seinen „Untiefen“ wandern, mit dem Helikopter drüber fliegen, mit dem Boot den Colorado River entlangschippern und eine besondere Landschaft erleben. Ich sehe Bilder, wie der Canyon im Sonnenuntergang wirkt und doch weiss ich, das wir heute so lange nicht hier bleiben werden. Uns quält eine Erkältung – noch dazu sind wir nur unzureichend gekleidet – länger als eine Stunde wollen wir da in der kalten und windigen Umgebung nicht verbringen.
Wie auf einem anderen Stern – der erste Blick
Zu unserem Glück müssen wir für eine „Lookout Area“ nicht weit laufen. Vom Mather Point aus erleben wir den Canyon das erste mal mit all seiner Wucht. Es sind nicht viele Menschen heute hier – doch diejenigen, die den Weg hier her gemacht haben, sind ebenso gefangen wie ich.
Fast kommt es mir vor, das ich auf einen anderen Planeten schaue – so unwirklich kommt mir diese Landschaft vor. Nur ein Gitter trennt mich vorm Abgrund – steile und schroffe Felsen, die sich einige Hundert Meter in die tiefe stürzen.
Ich entdecke ein Eichhörnchen – was scheinbar nur darauf wartet, das einer der Touristen seine Kamera zückt. Und ich sehe zahlreiche Vögel, denen es wohl nicht zu kalt ist – so wacker, wie sie in den Bäumen am Abgrund sitzen. Es gibt einen zweiten Lookout und wir verbringen doch gut eine Stunde in der Kälte, bis wir beide so ziemlich bis auf die Basis durchgefroren sind.
Mit dem Bus kann man kostenlos zu weiteren „Lookouts“, Grand Canyon Village ist auch ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen durch den Nationalpark – wir jedoch geben für diesen Tag auf. Zu unpassende Kleidung, zu viel Schnee und vor allem die Schniefnase geben den Ton an.
Pläne schmieden und Sprache verstehen
Zurück im Hotel schmieden wir einen Plan. Auf der Weiterfahrt nach Page fahren wir einfach durch den Nationalpark. Am Ausgang des Nationalparks gibt es noch den weniger bekannten „Desert View“ und genau bei diesen planen wir einen Zwischenstopp ein.
Zurück in Tusayan hatten wir auch ziemlich Hunger. Gut das es im Ort ein Steak-House gibt – so dachten wir und besuchten selbiges. Das Essen war auch ganz okay, aber das erste mal in meinem Leben habe ich einen Amerikaner nicht verstanden. Gefühlt jeder Einheimische hat hier so genuschelt – das allein die Bestellung eine Herausforderung wurde. Ich war wirklich happy, mich mit Händen und Füßen verständigen zu kommen.
Am nächsten Morgen hieß es Auto kratzen. Das ist gar nicht so einfach, denn Autokratzer gibbet in den USA nicht. Und weil wir ja mitdenkende Europäer sind, wurde schnell die Hotelkarte zum Eiskratzer umfunktioniert. Noch mehr Klimaanlagenluft im Auto wäre der Todesstoß für unsere Erkältung gewesen.
Morgens allein am Desert View
Wieder ging es früh morgens los – gegen halb neun waren wir on tour. Nach gefühlt 40 Minuten im Schleichtempo durch den Nationalpark dann endlich! Der Desert View. Und das besondere? Um diese Zeit hatten wir diesen Aussichtspunkt für uns alleine. An diesem Punkt gibt es einen 1932 erbauten „Watchtower“ – der fast so ein wenig europäisch wirkt.
Innen gibt es nicht nur einen Shop mit Souvenirs der Ureinwohner Amerikas, der Turm lockt auch mit „Malereien“ und Aussichtsfenstern, die ich zumindest ganz spannend finde.
Doch auch vom Desert View kann ich an diesem Morgen in aller Ruhe die Weite des Canyon genießen und entdecke hier auch das Wasser des Colorado-Rivers, welches ich am Vortag nur ganz in der Ferne vermutet hatte.
Die Sonne scheint an diesem Tag etwas wärmer – und so fällt der Abschied schwer. Doch Page ruft – und mit dem Ruf gleich ein neues Abenteuer. Über Cameron ging es auf der US89 nach Page. Nur knapp 2 1/2 Stunden ist man unterwegs – die Strecke jedoch ist super spannend.
Sieht man anfangs noch Schluchten des Canyons – erreicht man wenig später Wälder, fährt durch Mondlandschaften, um kurze Zeit später in die Unendlichkeit zu fahren. Wir jedenfalls könnten stundenlang so weiterfahren.
In Page haben wir uns den Antelope Canyon und den Horseshoe Bend angeschaut – doch das ist wieder eine andere Geschichte.
- Alle wichtigen und interessanten Hinweise (auch Wetterwarnungen) findest du auf der Homepage des Nationalparks Grand Canyon
- Der South Rim ist der bekanntere Bereich des Grand Canyon Nationalparks. Es gibt noch denn North Rim, der jedoch nicht so stark frequentiert ist.
- Der Eintritt gilt für ein Fahrzeug mit allen Insassen und kostet aktuell 30 Dollar. Damit könnt ihr 7 Tage im Nationalpark unterwegs sein.
- Habt ihr Lust auf eine Bahnreise? Es gibt „The Train“ mit dem ihr aus Williams, Arizona zum Grand Canyon fahren könnt. Die Rundreise kostet 40 Dollar für Erwachsene. Wer ein ganz besonderes Erlebnis haben will, kann auch in einem „Dome“ sitzen, das kostet dann natürlich ein paar Euro mehr. In knapp 2 1/2 Stunden seit ihr von William in Grand Canyon Village. > Ich jedenfalls will das unbedingt noch mal ausprobieren!
- In Grand Canyon Village gibt es Hotel & Restaurants sowie Stellplätze für Camping. Ein wenig günstiger wohnt man in Tuscayan.
- Als Aussichtsplattform für all die, die nicht wandern wollen, können wir den Desert View empfehlen, dieser ist vor allem in den Morgenstunden wenig frequentiert und bietet mit dem Turm ein echtes Highlight.
- Ute zieht einen Vergleich zwischen North Rim und South Rim.
- Anita war mit dem Flugzeug über dem Canyon unterwegs
- Unser Bericht über Page und den Roadtrip durch Utah und Arizona
[…] Wale in Maine Everglades Grand Canyon […]
[…] solltet ihr euch unterwegs den Grand Canyon Nationalpark und auch Page […]
Toller Bericht und schöne Bilder. Wir haben den Grand Canyon im Sommer besucht. Ohne Schnee :-)
LG Doris
http://www.miss-classy.com/grand-canyon/
Ich hab von Warnmeldungen aufgrund der Hitze gelesen – wie war euer Eindruck? Gibt es Hinweise, die man beachten sollte?
Hallo Janett,
bei uns war es wirklich sehr heiß. Warnmeldungen haben wir keine gelesen, aber man sollte auf jeden Fall genügend zum Trinken dabei haben. Wir sind die Aussichtspunkte mit dem Rad abgefahren.
LG Doris