Ich bin ja leider immer noch ein kleiner Schisser wenn es um Eis geht. In Island musste ich erst zwei Gletscher bestaunen, um auf die wahnwitzige Idee kommen, mich mitten im Mai auf eine Eishöhlentour in Húsafells „Into the Glacier“ zu wagen. Eigentlich hätte ich gerne eine richtige Eishöhle in Island besucht, für die natürlichen Höhlen ist jedoch die Saison Ende April vorbei. Die künstlich geschaffene Höhle in der Nähe von Húsafell kann das ganze Jahr über besucht werden. Ein weiterer Punkt – der für mich auch sehr wichtig war – ich laufe bei diesem Erlebnis nicht in Gefahr irgendwo hinein oder hinunter zu fallen.
Inhaltsverzeichnis
Ja, die Eishöhle „Into the Glacier“ auf dem Langjokull – Gletscher ist künstlich
Auf vielen Blog habe ich gelesen das die künstlich erschaffene Eishöhle auf dem Langjokull – Gletscher Touristennepp ist. Und ja, die Touren werden auch für Gruppen angeboten, sind mit etwa 150 Euro nicht gerade günstig und sie zeigen eine von Menschenhand in den Gletscher geschlagene Höhle. Dennoch fand ich das Erlebnis für mich persönlich einmalig und besonders.
Denn ich wolllte den Gletscher in den Sommermonaten sehen – Ein Besuch in natürliche Höhlen ist da tatsächlich nur mit hohen Risiko oder mit viel Aufwand (Wanderungen, Gletterpassagen) verbunden. Die Tour in die Eishöhle auf Islands zweitgrößtem Gletscher ist jedoch grundsätzlich für jeden machbar.
Mein Eishöhlentour – Erlebnis
Damit ihr wisst, was euch erwartet – hier mein Erlebnisbericht. Vorab: Die Tour war insgesamt knapp 3 1/2 Stunden lang, knapp eine Stunde waren wir in der Eishöhle selbst. Im Preis der klassischen Eishöhlentour (je nach Anbieter zwischen 150 – 170 €) enthalten ist die Busfahrt von Husafell zum Basislager Klaki, die Fahrt ins Hochland (knapp 2 Kilometer) mit einem Monster Truck und die Führung durch die Höhle.
Am günstigsten war sie auf Get Your Guide – deshalb habe ich sie auch dort gebucht – hier der Link!
Es gibt auch den gleichen Eishöhlentagesausflug ab Reykjavik zum Into the Glacier, diese sind etwas teurer, beinhalten dann jedoch auch noch die Anreise mit dem Bus von Reykjavik nach Husafell sowie Stopps an 1 – 2 Wasserfällen und dauern etwa 9 Stunden.
Die Fahrt zum Basislager Klaki
Es gibt pro Tag 3 „öffentliche“ Touren zur Eishöhle auf den Langjokull – Gletscher. Ich habe mich entschlossen die früheste Tour zu buchen, die um 10 Uhr morgens startet.
Wir erreichten den Parkplatz in Húsafell etwas früher – vor Ort war ich jedoch etwas unsicher, weil hier eine Touristeninformation geschlossen hatte. Es stellte sich heraus, dass ich dort direkt in einen Bus einsteigen kann, wo ich den QR Code oder die Reservierungsbestätigung vorzeigen musste. Als nix mit in der Touristeninfo melden. Reservierungen vor Ort waren zumindest bei meinem Besuch nicht möglich.
Pünktlich 10 Uhr ging die Fahrt los – die ersten 3 Kilometer über feste Straßen und anschließend über Gravelroads rund 30-40 Minuten bis zum Basislager Klaki.
Vorbereitungen im Basislager Klaki
Das Lager Klaki liegt rund 50 – 100 Meter vor dem Gletscher. Hier hält der Bus aus Husafell, hier werden Jacken und Schuhe ausgegeben, hier können die eigenen Schuhe oder Jacken verbleiben und hier wird auch das Administrative gemacht wie Anmeldung oder Rückfragen.
Auch eine Toilette (ein Plumpsklo) gibt es vor Ort. Wer einen wärmenden Kaffee oder Tee trinken will, kann das hier natürlich auch – wirklich gemütlich ist das jedoch nicht.
Nach circa 15 – 20 Minuten geht es für alle in ein riesiges Gefährt – ein alter Monstertruck von MAN, der früher für die Armee gebaut wurde. Recht pünktlich geht es los und ich war recht froh das nur knapp 20 Personen mich begleiteten.
Die Fahrt zur Eishöhle
Die Fahrt zur Eishöhle war bis zum Übergang zum Gletscher recht entspannt. Dann wurde es etwas komplizierter, denn in die großen Reifen wurde Luft gepumpt, damit das riesige Gefährt nicht im tauenden Schnee versinkt. Neben uns gleiteten ein paar Schneemobile vorbei – die zwar keinen Schutz vor dem Nieselregen und Wind hatten, dafür aber problemlos die knapp 2 Kilometer bis zur Höhle fahren konnten.
Wir nämlich blieben aufgrund der Außentemperatur von knapp 10 Grad zwei mal stecken – aber unsere Fahrerin brachte uns in knapp 45 Minuten hinauf zur Höhle. Unser Guide erzählte unterwegs so allerhand zum Gletscher, zu Island, zum Fahrzeug und auch zur Idee „Into the Glacier“ und lockerte durch ein paar Witze die Stimmung auf. Einzig das Internet – welches eigentlich im Bus vorhanden sein sollte, hat irgendwie nicht funktioniert.
Unterwegs musste ich mich dann schon orientieren. Um uns herum war es nur weiß. Von oben Nebel, um uns herum nur Eis. Gut das ich hier nicht navigieren muss. Und genau an dieser Stelle verstand ich auch, warum in der Anweisung Sonnenbrille stand. Denn: Es war sehr hell!
Der Eingang zur Höhle ist von außen kaum sichtbar. Einzig eine Plane über einem Rohr zeigt an, da ist irgendwas. Über Schneematten laufen wir hinunter – das Abenteuer kann beginnen!
Rundgang in der Eishöhle
Bevor wir ins „Heart of the Glacier“ geführt wurden, war die Aufgabe 1: Leichtsteigeisen an. Und da meine Blase von der Ruckelfahrt nach einer Toilette rief, war ich froh, das auch hier im Gletscher ein Klo war. Ganz ehrlich – ich hab noch nie auf einer so kalten Toilette gesessen!
Mit den Steigeisen war das laufen im Gletscher dann auch ganz einfach und das Abenteuer konnte beginnen. Unser Guide führt uns rund eine Stunde durch den Gletscher und lässt uns überall ausreichend Zeit um die Höhle in Ruhe zu erleben. Besonders tief sind wir nicht, etwa 12-16 Meter unter der Oberfläche.
Die Jahresringe des Gletschers
Auf dem folgenden Bild seht ihr eine dunkle Linie – das Eis ist entstanden als Eyjafjallajökull im Jahr 2010 ausgebrochen ist. Wir erfahren das man im Eis erkennen kann, wann Sommer und wann Winter waren und wie kalt das jeweilige Jahr war – wie Jahresringe im Baum.
Im Gletscher ist es recht nass und ich ärgere mich schon nach 5 Minuten, nicht die angebotenen Wasserfesten Schuhe genutzt zu haben. Die Temperatur – erfahren wir – ist jetzt im Sommer +/- einen Grad. Es taut also und so sind die Böden vor allen in den tiefen Passagen ziemlich nass.
The Heart of the Glacier
Der Rundgang hat die Form eines Herzens, weshalb es auch „Heart of the Glacier“ heisst.
Die Räume sind sehenswert – viel toller fand ich jedoch die langen „Eisgänge“. ich hab die Menschenleeren Fotos oft dann gemacht wenn meine Gruppe zum Beispiel im Showroom, der Chapel oder hinter mir waren. Dennoch habe ich viel von den spannenden Informationen mitbekommen (die übrigens in Englisch erzählt wurden).
Die Kirche „into the Glacier“
Ein Raum ist mit Bänken ausgestattet – die zu unserem Besuch recht nass waren :). In diesem Gebetsraum – genannt Chapel kann man sich trauen lassen – als Isländer wohl sogar umsonst. Ich persönlich fänd es ja zu feucht für eine Trauung – wobei das Ambiente schon besonders ist.
Eine Gletscherspalte im Gletscher!
Ein besonderer Ort war die Gletscherspalte, die quer durch das „Herz“ führt und an ein paar Stellen auch bestaunt werden kann. Der beste Ort dafür ist die „Bridge“ – aber das wird euch der Guide vor Ort sicherlich erklären.
Wer genau hinschaut, entdeckt die Grevasse jedoch auch an mehreren anderen Orten auf dem Rundgang. Beleuchtet wird das ganze übrigens künstlich – an manchen Stellen mit recht unkonventionellen Arten (Stichwort Lichterkette).
Gletscherwasser abfüllen!
Auf dem Rückweg habe ich dann noch meine Wasserflasche an einem kleinen Wasserfall mit echtem Gletscherwasser gefüllt. Und nein, ich bin dadurch nicht 20 Jahre jünger geworden. Aber es war auch ganz okay. Und sicher kein Dinosaurierpippi :)
Die Flasche hab ich selbst mitgebracht – Vor Ort gibts dafür keine. Viele zu schnell war die Führung vorbei – wobei nach gut einer Stunde uns auch allen ein wenig kalt war. Auf dem Rückweg hat sich die Hoffnung von blauen Himmel leider nicht erfüllt – ganz im Gegenteil: Wir durften mit Regen vorlieb nehmen.
Im Basislager warteten schon die nächsten Gruppen – schnell noch Jacke abgeben und Abschied nehmen von diesem besonderen Erlebnis! Würde ich es noch einmal machen? Ja definitiv. Aber dann wahrscheinlich auf nem Jetski und bei Sonne!
Eishöhlentour in Húsafell – in Kürze
Du hast keine Zeit meinen ganzen Artikel zu lesen? Hier noch mal alles wichtige in Kürze!
- Die Eishöhlentour findet auf dem Langjokull-Gletscher statt, von Húsafell sind das knapp 30 Minuten Busfahrt bis zum Gletscher-Basislager Klaki
- Ich habe mir Sorgen um die Temperatur gemacht, in der Eishöhle sind es jedoch knapp 0 Grad, also durchaus erträglich
- Vor Ort könnt ihr Schuhe, Regenjacken sowie in der Höhle Steigeisen leihen – ich empfehle euch diese auch zu nutzen, meine Schuhe waren am Ende durch :)
- Mitnehmen solltet ihr unbedingt eine Sonnenbrille, einen Schal und einen Schutz für die Ohren. Auch Handschuhe schaden nicht.
- Bei einer Kamera ein lichtstarkes Objektiv mitnehmen. Die meisten Fotos stammen jedoch vom Handy.
- Mein Tipp? Nehmt euch eine leere Wasserflasche mit, dann könnt ihr euch vor Ort Gletscherwasser abfüllen!
Wo kann ich sonst noch in Island Gletscher besuchen?
Wenn du nicht das Geld oder die Zeit für einen Besuch auf dem Gletscher hast – Gletscher kannst du noch an einigen weiteren Orten in Island (auch im Sommer) entdecken. Wir stellen euch drei Orte vor – an denen dies möglich ist.
Die künstliche Eishöhle in Reykjavik im Perlan Museum
Diamond Beach und Jökulsarlon Gletscherlagune
Svínafellsjökull
Sólheimajökull
Noch mehr in Island erleben?
Ich war bisher erst zwei Mal in Island und habe dabei noch lange nicht alles erleben können. Ein paar Eindrücke findet ihr hier schon im Blog und bei meinen Reisebloggerkollegen. Hier gibt es mehr Inspirationen:
- Mädelsurlaub in Island
- Island im Herbst erleben
- Reykjavik: Unsere vier Reiseempfehlungen für die isländische Hauptstadt
- Hier erlebt ihr echte Eishöhlen in Island (Artikel von Reisewut)
- Island ist teuer? Inka hat da ein paar Spartipps! (Artikel von Blickgewinkelt)
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Ein Toller Tipp! Danke!