Ein Bier auf Teneriffa
Ahhh – endlich wieder Sonne und sommerliche Temperaturen! Nach der Landung aus Teneriffa und dem Transfer zum Hafen in Los Cristianos haben wir noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt der Fähre nach La Gomera und nutzen diese für ein erstes kühles San Miguel in der nahegelegenen Strandbar. Jetzt fühlt es sich so richtig nach Urlaub an. Wenig später bringt uns die Expressfähre Fred Olsen auf die zweitkleinste der Kanarischen Inseln. Als wir in San Sebastian ankommen ist es bereits stockfinster und erstmal sehen wir noch nichts von der tollen Landschaft. Aber morgen starten wir ja schon zur ersten Wanderung. Ein klein wenig aufgeregt sind wir schon! Was wird uns erwarten?
Der Nationalpark Garajonay & der Lorbeerwald (inklusive neuer Frisur)
Am ersten Morgen auf der Insel holt uns der Bus um 10 Uhr ab und bringt uns in den Nationalpark. Da es kaum Tunnel gibt, schlängelt sich die Straße in unendlichen Serpentinen die Berge hinauf, mit zwischendrin schon grandiosem Blick auf die Küste und das Meer. Und schon kurz nachdem wir den Bus verlassen haben sind wir mittendrin in einem Wald wie aus einem Märchen: die Bäume sind über und über mit Moos und Flechten bedeckt und die nebelige Luft taucht alles in ein mystisches Licht. Guide Marina ist förmlich ein Lexikon auf zwei Beinen und so erfahren wir unterwegs viel über die einzigartige Vegetation und Tierwelt der Kanaren und La Gomeras.
Wenige Schritte später erwartet uns eine Aussicht, die uns förmlich den Atem stocken lässt. Wir treten aus dem Wald hinaus auf einen Aussichtspunkt und befinden uns plötzlich über den Wolken. Wie eine Decke aus Zuckerwatte liegt die Wolkenschicht vor uns. Wahnsinn!
Zurück im Wald lege ich mir erstmal eine neue Frisur zu – per Moosperücke. Also ich finde grün steht mir echt gut, oder?
Als wir nach einigen Kilometern den Wald verlassen, öffnet sich vor uns ein Tal mit Palmen und Weinbergen. Es ist schon deutlich wärmer als im schattigen Wald und neben Durst kommt nun langsam auch der Hunger. Eine alte Dame, die am Wegesrand sitzt und darauf wartet abgeholt zu werden, schenkt uns Äpfel aus dem eigenen Garten und scherzt mit unserem Guide Marina, dass sie am besten hier einen Obst-Stand betreiben sollte, wenn hier öfter Wandergruppen vorbei kommen. Wir pflücken noch ein paar Brombeeren am Wegesrand und lassen uns Feigen frisch vom Baum schmecken. Der nächste Ort ist schon in Sicht.
Zum Mittag kehren wir in einer kleinen Bar in Las Hayas ein. Außer uns sind hier kaum Touristen zu finden. Das Restaurant Amparo punktet mit herrlicher Aussicht und wunderbarem hausgemachten Essen wie von einer kanarischen Mama. Alle Zutaten kommen aus der näheren Umgebung. Zum ersten Mal probieren wir eines der traditionellen Gerichte – gegrillten Ziegenkäse mit Palmhonig – und sind auf der Stelle verliebt in die Köstlichkeit. Dazu gibt es Salat und eine weitere Spezialität der Insel: Gofio. Dieses Pulver kann mit fast allem verrührt werden, das flüssig ist und verdickt werden soll. Unseres wurde mit Gemüsebrühe zubereitet und erinnert ein wenig an Erbsenbrei. Schon auch irgendwie lecker und sehr sättigend. Das letzte Stück unserer heutigen Wanderung führt uns zurück in den Lorbeerwald. Müde? Ein bisschen.
Die Cuevas Blancas & Schwein gehabt
Der zweite Wandertag startet wieder pünktlich um 10 Uhr am Busbahnhof in San Sebastian. Wir fahren hinauf Richtung der Inselhauptstadt Hermigua. Diesmal führt uns unser Weg in den Majona Nationalpark und zu den Cuevas Blancas, den weißen Höhlen. In früheren Zeiten dienten sie Bauern als Unterkunft, inzwischen sind sie jedoch verlassen. Ganz anders als gestern ist die Landschaft heute geprägt von felsigen, trockenen Abschnitten und eher kargem Nadelwald. Selbst wenn man denkt „hier wächst nichts“ finden sich Ansammlungen von Sukkulenten und es entsteht der Eindruck, als sei alles voller Blumen.
Als wir den Nadelwald verlassen brennt sie Sonne erbarmunglos auf uns nieder. Unser Guide Marina schätzt, dass es ca. 40 Grad heiß ist. Weit und breit kein Schatten in Sicht und kein Lüftchen ist zu spüren. Wir kommen uns vor wie auf einer Wanderung durch die Wüste. Nun ja, im Grunde ist es das ja auch – eine scheinbare Steinwüste. Außer ein paar Palmen und kleinen Büschen findet sich kaum eine Pflanze in der kargen Gegend. Für ein die Ziegen, denen wir auf unserem Weg begegnen, scheint es zu reichen.
Gut 3 km laufen wir teilweise vorbei an Terrassen, die – wie wir von Marina erfahren – früher für den Ackerbau angelegt wurden. Es lässt sich leicht vorstellen, dass hier kaum Maschinen zu Einsatz kommen konnten, sondern fast alles per Hand bewirtschaftet werden musste. Neben den historischen Cuevas Blancas, die teilweise begehbar sind und somit einen guten Eindruck vom Leben auf der Hochebene vermitteln, punktet diese Fleck mit einem perfekten Ausblick auf dem Teide. Der Blick auf Spaniens höchsten Berg auf der Nachbarinsel Teneriffa bleibt uns heute leider verwehrt, da sich ohne Wind auch die Wolken über dem Meer hartnäckig halten. Bevor es zurück geht ins Hotel und zum wohlverdienten Abendessen machen wir einen kurzen Zwischenstopp auf einer Ziegenfarm. Hier führt ein Geschwistertrio die alte Käsereitradition der Familie fort und kreiert neue, köstliche Käsesorten aus Ziegenmilch. Wir dürfen sogar ganz frischen undgereiften Käse probieren, der an Hüttenkäse erinnert. Hmmm – lecker!
Nach der Führung durch die Käserei und den prall gefüllten Reifekeller dürfen sich die ganz Mutigen sogar beim Ziegenmelken versuchen. Ich beschließe jedoch, dass ich der Ziege dies nicht antun möchte – schließlich bin ich auf diesem Gebiet völlig unerfahren. Ich schließe lieber Freundschaft mit einem pechschwarzen Ferkel. Das süße Mini-Hängebauschwein und seine Schwester sind gerade 3 Wochen alt und hätten die richtige Größe fürs Handgepäck…
Als ich wenig später sehe wie groß Mama und Papa Hängebauschwein sind, beschließe ich schnell, dass unser Garten doch etwas zu klein für solch ein Haustier ist. Auf den Fußweg vom Rand San Sebastians zurück zum Hotel haben wir nochmal einen phantastischen Blick über die kleine Hafenstadt. Doch langsam knurrt der Magen und wir freuen uns schon riesig auf das Abendessen, denn heute steht Dorade auf den Speiseplan.
Alles Banane in Hermigua
An unserem dritten Wandertag bringt uns der Bus nach Hermigua, einem kleinen Dorf im Norden der Insel. Die meisten der Einwohner leben noch heute vom Bananenanbau und –export. Wir dürfen sogar einen kurzen Blick in die kleine Fabrik werfen, in der die frisch geernteten Stauden von allen Bauern des Ortes gesammelt und für den Transport verarbeitet werden.
Besuch bei Vera – die Aloe Plantage
Wenige Meter weiter treffen wir auf etwas stacheligere Pflanzen. Im Aloe-Garten bekommen wir eine interessante Vorführung über die einzelnen Verarbeitungsschritte von der Pflanze bis zum fertigen Produkt. Das ist viel aufwändiger und dauert viel länger als ich dachte. Zudem kann man die Pflanzen auch nicht unbegrenzt „beernten“, wenn sie weiterleben sollen. Praktischer Weise ist auch direkt ein Shop auf dem Gelände, wo man die eben getesteten Produkte auch sofort käuflich erwerben kann. Ich erliege auch dem bisschen Kaffeefahrtfeeling und kann nicht widerstehen, auch ein Fläschchen zu kaufen.
Warum ist die Banane krumm…
Auf der nahe gelegenen Bananenplantage erfahren wir von Guide Marina, die gelben Früchte noch heute mit viel Handarbeit angebaut und geerntet werden und wer sie wirklich so krumm biegt. Denn schon kurz nachdem die Mini-Bananen aus der Blüte entstehen wenden sie sich dem Licht zu und wachsen gen Himmel. Geerntet werden sie dann noch im grünen Zustand, da die Stauden sonst nicht zu transportieren sind und innerhalb weniger Tage verderben würden.
Meerwasserschwimmbad Hermigua
Direkt am Meer gibt es im ehemaligen Hafen ein altes Schwimmbad, das noch immer von Einheimischen gern genutzt wird. Ganz ungefährlich ist der Spaß nicht, denn die Steine und Betonumrandung sind durch die Algenablagerung sehr glitschig. Zudem ist die Brandung unberechenbar und es gibt keinen Rettungsschwimmer. Ein paar mutige aus unserer Gruppe – darunter auch Sven, der Draufgänger – wagen dennoch den Sprung ins ganz schön kalte Nass. Trotz inzwischen wieder recht hohen Temperaturen begnüge ich mich mit einem Fußbad.
Aufstieg über alte Bananen-Terrassen
Nach der kurzen Abkühlung wandern wir weiter am Meer entlang Richtung Lepe. Das kleine Dörfchen ist umringt von hunderten von Terrassen, auf denen früher ebenfalls Bananen angebaut wurden. Während wir schon Schwierigkeiten haben, uns selbst bei knapp 30 Grad die äußerst steilen Wege zwischen den Terrassen hinauf zu schleppen, können wir uns nur sehr schwer vorstellen, wie die Bauern es früher mit den rund 60 Kilogramm schweren Bananenstauden hinbekommen haben. Einfach nur Wahnsinn!
Kleines Paradies
Nach dem Aufstieg nach Agulo werden wir dann jedoch bestens belohnt. Unser Guide Marina nimmt uns mit in den Garten, den sie und ihr Lebensgefährte zusammen bewirtschaften. Hier wachsen über 50 exotische, tropische Früchte und ein paar davon dürfen wir sogar probieren. Die frisch gepflückten Mangos schmecken einfach nur herrlich und als Geschenk bekommen wir sogar noch Bananen für zu Hause. Marina ist wie ein wandelndes Buch und erzählt wieder einmal unendlich viel über die Pflanzen, ihre Herkunft und wie sie sich dem Klima auf La Gomera angepasst haben.
Kühles und Warmes in Agulo – Ziel erreicht
Unsere letzte Station heute ist ein kleines Café in Agulo. Im Viveres Marina gönnen wir uns nach dem anstrengenden Aufstieg ein kühles Radler und einen leckeren Barraquito bevor uns der Bus wieder zurück nach San Sebastian bringt
Wie wird es weitergehen?
Unsere Wanderreise in La Gomera ist natürlich noch nicht zu Ende! Freut euch auf einen weiteren Bericht zu unserer Tour auf den Kanaren.
- Wir haben eine Wanderreise mit Mitoura gemacht.
- In dem Komplettpaket der Best La Gomera Wandern (8 Tage) für 1550 Euro pro Person ist der Flug, die Fährfahrt, der Transfer auf der Insel, 7 ÜN im DZ mit Frühstück, Abendessen an 6 Tagen, 5 geführte Wandertouren und eine Reiseleitung (deutschsprachig) dabei.
- Ein Einzelzimmer kostet einen Zuschlag.
- Auf der Homepage werden mögliche Reisetermine angeboten.
- Die anderen Gäste in der Reisegruppe waren etwas älter als wir (50+) und von der Wandererfahrung eher gemischt. Für die meisten war es die erste derartige Reise. Die abendliche Verpflegung war im Reisepreis enthalten und meist vorbestellt. Wir waren in wechselnden Restaurants in San Sebastian essen, mit unterschiedlicher Qualität. Getränke wurden zusätzlich verrechnet.
- Wenn ihr euch schon vorab in ein paar Themen einlesen wollt:
Unsere Anreise erfolgte über den Flughafen Teneriffa mit der Fähre nach La Gomera (Los Cristianos – San Sebastian). Mehr über die Fährfahrt könnt ihr hier nachlesen. Die Fähre kostet 34 Euro (Hin und Zurück), mehr Infos gibt es unter Fredolsen.es
Auf La Gomera wurden wir gemeinsam mit unserer Reisegruppe bequem mit einem Bus gefahren.
Wir haben im Hotel Torre del Conde übernachtet. Es handelt sich um ein einfaches Mittelklassehotel in San Sebastian. Wifi ist verfügbar.
- Unsere La Gomera Berichte
- Conny hat La Gomera mit dem Segelboot besucht
- Ronny hat sich durch La Gomera gecached.
Offenlegung: Ich wurde zu dieser Reise eingeladen von Mitoura.
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