Trabi-Fahren für Anfänger - Die Geschichte einer Ost/West - Begegnung

Trabi-Fahren für Anfänger – Die Geschichte einer Ost/West – Begegnung

„Ick komm aus Ost-Berlin – ick wees, wat nen Trabi is und wie der rumjuckelt.“ So oder so ähnlich habe ich wohl reagiert, als wir das Angebot erhielten, bei der Trabi-Safari mitzumachen. So richtig Lust hatte ich nicht. Warum in Erinnerung schwelgen, sich in einen Trabi setzen, Abgase und Innenraumgerüche der besonderen Art einsaugen und mit anderen Verrückten durch die Stadt fahren? Mein – ursprünglich aus Bayern stammende – Mann war jedoch ab Anfang an begeistert und so nahmen wir das Angebot an und machten uns an einem Samstag auf Richtung Checkpoint Charlie, um Ost und West auf eine ganz besondere Art zu vereinen.

Über GetYourGuide buchten wir uns vorab zwei Plätze bei der „Trabi – Safari durch Berlin„. Der Abfahrtspunkt ist zum Glück leicht zu finden: der riesige Fesselballon von „Die Welt“ ist weithin zu sehen und zu dessen (nicht vorhandenen) Füßen sollte es los gehen.

Ganz Frau, die ich bin, machte ich mir jedoch auf dem Weg Gedanken, ob denn vor Ort ein stilles Örtchen vorhanden sei. Da wir noch Zeit hatten und uns unsere Füße am Trabi-Museum vorbeiführten, fragte ich kurzerhand die Dame, die dort drin arbeitete. Mit viel Freundlichkeit beruhigte sie mich und erklärte, dass auf dem Gelände durchaus ein Toilettenhäuschen steht. „Auf dem Gelände“ klingt groß – dachten wir erstaunt. Nur wenige Schritte später, wußten wir dann, was sie meinte.

Trabi Safari

Von außen noch nicht erkennbar, begrüßt die Trabi-Tour ihre Besucher in einem alten Bus. Hier ist praktischer weise nicht nur die Anmeldung, sondern auch ein Souvenirshop untergebracht. Kurzer Check unserer Tickets und dann mußten wir eine wirklich schwere Frage beantworten: „Wollt Ihr ein Trabi-Cabrio oder einen normalen?“ Wir ließen das Wetter entscheiden und nahmen einen „normalen, aber bunten“ (dabei wäre das Cabrio ok gewesen, denn die Sonne kam pünktlich zur Abfahrt aus ihrem Versteck). Wir durften den Bus durch die Hintertür verlassen und sollten auf unseren Guide warten. Gesagt getan.

Und da war es dann: „das Gelände“ und viele, viele – also wirklich viele – Trabis. In allen nur erdenklichen Farben und Mustern. Langsam stieg auch in mir die Vorfreude auf die Fahrt und bei meinem Mann die Nervosität, ob er denn mit der Lenkradschaltung klar kommen würde. Doch zuerst für mich das Wichtigste: das Toilettenhäuschen… Nach dem Besuch konnte ich den Anblick der vielen Fahrzeuge erst richtig genießen. Ein Mitarbeiter begann gerade einige Trabis in eine Reihe zu stellen und ich hatte auch schon ein Fahrzeug im Blick. Genau den wollte ich!

Trabi Safari Berlin

Nach und nach trudelten andere zukünftige Trabi-Fahrer ein und wir heizten uns mit neugierigen Blicken gegenseitig an. Nach einer gefühlten Ewigkeit erschien unser Guide und begrüßte uns mit einer sehr offenherzigen Art. Obwohl einige Mitfahrer nur englisch sprachen, einigten wir uns auf eine Führung in deutsch. Und dann konnte es auch endlich losgehen.

Naja fast: zuerst suchten wir uns „unsere Trabis“ aus. Und ich steuerte natürlich auf meinen Favoriten zu – und war die Erste. Glücklich ergatterte ich so einen Trabi im Giraffen-Look. Mein Mann und Fahrer (ich selbst besitze keinen Führerschein) bekam noch kurz die Gangschaltung erklärt und dann hieß es „Abfahrt!“. Allerdings wollte der pinkfarbene Trabi nicht so, wie seine Fahrerin und unser Losgetuckel verzögerte sich etwas. Umso schöner und witziger war es dann aber, als die Fahrzeugkolonne sich bewegte.

Trabi Safari Berlin

Unsere Trabis folgten dem Guide, der in einem einfachen Trabi an der Spitze fuhr und uns über Funk die Schönheiten Berlins erklärte. Eine Stunde quer durch die Stadt erwartete uns und nach den ersten Metern stellte die Lenkradschaltung kein Problem mehr da. Dachten wir. Denn, als wir an einer roten Ampel weiterfahren wollten, rollte unser gutes Stück plötzlich rückwärts – nicht gut – gar nicht gut! Mein Mann versuchte, den Rückwärtsgang wieder gegen den nach vorne einzutauschen und stellte fest, dass dieser bei der Erklärung gar nicht dabei war. Nun ja… wir rollten unserem Hintermann noch ein paar mal entgegen, doch dann war er endlich wieder da: der gesuchte Vorwärtsgang – und die Fahrt konnte weiter gehen.

Ich genoß die Fahrt und sah mir die beschriebenen Sehenswürdigkeiten an. Bis… unser Trabi die rote Warnlampe dauerleuchten ließ, das Auto-Ding komische Geräusche von sich gab und es verdächtig roch. Das kannte ich! Irgendwo in meiner Erinnerung tauchte etwas auf, dass ich heute nicht gebrauchen konnte! Und doch: hier half nur eins: raus und die Kiste anschieben! Die Beifahrerin aus dem Trabi hinter uns fand das ganze total witzig, half sofort mit und auch einige Passanten konnten es sich nicht nehmen lassen, unserem Trabi auf den Popo zu fassen und mit zu schieben.

Am Brandenburger Tor
Am Brandenburger Tor

Leider wiederholte sich der Vorgang. Ab da gab mein Mann „Stoff“ und die „Kiste rauchte nicht mehr ab“. Ach ja: bei einer kurzen Pause machten wir den Guide auf die rote Warnleuchte und das Anschieben aufmerksam… Er meinte, dass die Lampe nix zu sagen hat und winkte ab… Uns war es egal: mittlerweile hatten wir Spaß an der ganzen Sache und lachten uns eher halb tot, als in Panik zu geraten.

Leicht war die Tour nicht: denn enge, volle Straßen machten die Verfolgung des Vordermannes nicht immer einfach und bei unserer Runde um den großen Stern ernteten unsere schönen Trabis eine Menge böser Huper. Durch diverse Verzögerungen (die nicht nur die Schuld unserer Giraffe waren!) kamen wir nach 1,5 Stunden wieder am Startpunkt an: und waren happy! Im Anschluß erhielten wir als Beweis für die überlebte Tour noch jeder einen „DDR-Führerschein“ und posierten damit stolz vor den Autos.

Die Trabi-Safari war interessant, die Sprüche vom Guide witzig und gut dosiert, die Passanten durchweg freundlich und hilfsbereit und wir haben sehr viel gelacht! Wiederholungsfaktor: Garantiert !

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlung
  • Die Trabi-Safari kostet über Get-your-Guide derzeit 49 Euro und kann online vorab gebucht werden.
  • Ihr solltet einen Führerschein haben und zum Zeitpunkt der Tour fahrtauglich sein
  • Im Schadensfall kostet das ganze 300 Euro Selbstbeteiligung.
  • Trabi – Fahren wird euch vorher kurz erklärt, es empfiehlt sich deshalb, ein klein wenig früher dazu sein.
  • Wenn eure Zeitreise in die DDR weitergehen soll, empfehlen wir euch ein Essen in der Volkskammer
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln seit ihr hier in Berlin recht schnell und unkompliziert 
Hast du Lust auf noch mehr Ostfeeling? Dann bleib eine Nacht im Ostel!

Offenlegung: Die Trabitour wurde uns durch Getyourguide ermöglicht.

Kerstin & René

Kerstin und René genießen entspanntes Reisen. Hier gibt es Kurzreisetipps für Slow Travel!

Alle Blogposts des Autors

Schreib uns einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentare

Cookie Consent mit Real Cookie Banner