Es ist 22 Uhr, als ich in Travemünde für meine Fährfahrt Richtung Finnland einchecke. Kurz zeige ich meinen Ausweis und bekomme mein Kabinenticket ausgestellt. Ich begebe mich diese Nacht auf eine Fährfahrt. Knapp 28 Stunden werde ich auf dem Wasser sein und von Travemünde entlang der Küste von Schweden und Finnland in den Vuosaari Hafen in der Nähe von Helsinki fahren. Die Reise ist mir nicht ganz unbekannt – auf dem Schwesterschiff des Finnstar bin ich schon vor 3 Jahren mitgefahren – und genau darum freue ich mich auch auf die Tour.
Inhaltsverzeichnis
Einchecken und Relaxen
Was Tanja, Hubert, Madlen und Susan zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen – diese Reise wirkt entschleunigend. Wann sonst hat man so lange Zeit, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren? Zeit auszuschlafen und die Ruhe, einfach mal 2 Stunden beim Frühstück zu sitzen?
Ein Bus bringt uns an diesem Abend an Bord des Schiffes. Unsere Kabinen befinden sich auf dem 8ten Deck. Die dürfen in dieser Nacht jedoch erst halb eins finnischer Zeit bezogen werden. Und dann ist da noch die Sache mit der Zeit. Ein wenig irritierend ist es schon, wenn das Mobiltelefon noch auf deutschem Boden erst mal auf „Finnisch-Time“ umgestellt werden muss. Eine Stunde „vor“ bringt jedoch auch Vorteile. Es vergeht keine halbe Stunde bei einem Glas Wein und einem ersten kennenlernen, dann kommt auch schon die Info „Dear Guests – the cabines on deck 8 are now available“.
Ausschlafen bis der Hunger weckt
Ich verzichte in dieser Nacht auf ein Schönheitsprogramm und falle kurze Zeit später in einem tiefen Schlaf. Es ist ruhig – bis auf die Klimaanlage, die über mir summt. Um drei Uhr dann spüre ich ein Vibrieren – das Schiff legt kurze Zeit später ab. Nur 15 Minuten später sind keine Lichter mehr zu sehen – wir befinden uns auf der Ostsee.
Ich verkrieche mich wieder im Bett – und muss für den nächsten Morgen mal keinen Wecker stellen. Halb zehn weckt mich der Hunger. Habe ich wirklich bis jetzt geschlafen? Ich schaue hinaus und sehe Meer soweit das Auge reicht. Schnell spring ich unter die Dusche und bin kurze Zeit später im einzigen Restaurant des Schiffes.
Ein großes Buffet mit verschiedenen Spezialitäten wartet auf mich – und schon bald bin ich in angenehmen Smalltalk verwickelt. Wollte ich nicht eigentlich ein Buch lesen? Oder in den Jacuzzi und die Sauna? Und eigentlich will ich ein wenig frische Luft schnappen!
Nichts zu tun – ein relaxter Vormittag
Ich finde eine freie Liege und lehne mich zurück. Es ist mild und auch der Wind meint es wirklich gut mit uns. Die Menschen um mich herum lesen, dösen und unterhalten sich leise. Gestresste Menschen? Hier? Fehlanzeige. Auch ich schließe kurz meine Augen und lass mich vom Rauschen des Meeres einlullen.
Kurz vorm Einnicken werden ich von Ute geweckt: „Janett – es ist Zeit, der Kapitän erwartet uns!“.
Zu Besuch beim Kapitän
Eine Führung in die Schaltzentrale der Finnlines Schiffe ist mir nichts Neues, vor drei Jahren durfte ich sogar während des „Einparkens“ auf der Brücke der Transeuropa zugegen sein. Und dennoch erfahre ich auch diesmal wieder neues. Ich erfahre, dass das Schiff Höchstgeschwindigkeit – ca. 24 Knoten – unterwegs ist. Das sind ca. 46 km/h pro Stunde.
Einen Großteil der rund 1200 km langen Strecke sind wir auch in diesem Tempo unterwegs. Auch zeigt uns der finnische Kapitän die Route des Schiffes und erklärt uns, welche Wege auch noch möglich sind. Tage wie dieser, an denen alles wie am Schnürchen läuft, sind für die Crew besonders angenehm. Vor allem das Wetter ist, wie wohl auf vielen Meeren, eine ständige Herausforderung.
Ein Rundgang auf Deck 11
Ich brauche Zahnpasta und so beginnt mein Nachmittag mit einem kleinen Shoppingbummel. Ein recht kleiner Shop bietet neben zahlreichen Souvenirs, Parfüms und Alkohol auch die wichtigsten Hygieneartikel. Das „Leben“ spielt sich auf Deck 11 ab.
Hier befindet sich das Restaurant, ein kleiner Wellnessbereich (Getrennt nach Geschlechtern) mit Jacuzzi und Sauna sowie einem kleinen Massagestudio, ein Spieleparadies für die Kleinen, eine Bar und ein kleines Café.
Ein Schläfchen oder ein Schwätzchen?
Ich hole mir etwas zu trinken und befinde mich kurze Zeit später wieder draußen. Auch wenn an Bord 554 Passagiere passen, ist diese Auslastung äußerst selten der Fall. Selbst jetzt in der Hochsaison kommt es mir nie so vor, als wäre das Schiff überfüllt.
Zwar bekomme ich keinen Liegestuhl mehr, der Boden jedoch ist so sauber, dass ich meine Beine einfach dort ausstrecke und mich ein wenig mit Madlen, Tanja, Susan und Hubert unterhalte. Es ist mild und auch die Sonne lässt sich gelegentlich blicken. Wollte ich nicht eigentlich ein Buch lesen?
Nichtstun leicht gemacht
Um 18 Uhr haben wir einen Termin. Abendessen. Im Restaurant. Das Buffet bietet vom Elch bis zum Lachs verschiedene Spezialitäten an – beim Deluxe-Dinner sind auch die Getränke dabei – und so wundert es mich nicht, dass wir auch hier gut zwei Stunden sitzen und schlemmen.
Hach, wie angenehm „NICHTSTUN“ doch ist! Wir ziehen zur Bar weiter – und ich genehmige mir einen Aperol Spritz.
Das sanfte Rot meines Drinks spiegelt sich draußen wieder und ich werde plötzlich hibbelig. „Sonnenuntergang“ ist auf der Ostsee immer ganz besonders – und auch wenn die Sonne hinter Wolken versteckt den Tag beendet, bietet sich uns an diesem Abend ein besonderes Schauspiel.
Verliebt in die Ostsee
Glutrote Wolken, darunter die leicht aufgewühlte Ostsee – das ist der Stoff aus dem romantische Geschichten gestrickt sind. Ich beneide ein wenig die Paare, die auf dem oberen Deck an einander gekuschelt stehen. Mit diesen Eindrücken gehe ich kurze Zeit später ins Bett. Wieder schlafe ich sehr gut, wenngleich am nächsten Morgen dann doch der Wecker klingelt. Das Frühstück fällt heute kürzer aus, ich entdecke, dass wir in eine Nebelwand fahren.
Ich bin neugierig und stehe kurze Zeit später allein auf dem Oberdeck des Schiffes. Ein wenig usselig ist es schon und doch bietet sich mir ein ganz besonderes Bild. Die Sonne will sich durch den Nebel kämpfen, wir fahren an kleinen finnischen Inseln vorbei und ich steh da. Mittendrin.
Ein wenig Abschiedsschmerz macht sich kurze Zeit später breit, als ich meinen Koffer packe. Finnstar, sehen wir uns wieder?
Die Reise von Travemünde nach Helsinki kurz zusammengefasst.
- An Bord wird vorrangig englisch gesprochen. Broschüren und Hinweise sind in einigen Fällen auf Deutsch.
- Da sowohl Deutschland als auch Finnland in der EU sind, könnt ihr auch an Bord mit Euro bezahlen.
- Die Nacht ist an Bord zum Schlafen da, die Bar schließt gegen 24 Uhr. Wer dann Durst hat, kann auf Getränkeautomaten zugreifen.
- Die Kabinen der STAR-Klasse A4 sind mit einem Kühlschrank sowie einem Doppelbett und zwei Einzelbetten ausgestattet. Fenster lassen sich nicht öffnen, weshalb die Klimaanlage ständig läuft. Ich empfehle diesbezüglich empfindliche Menschen ein paar Ohropads mitzunehmen.
- Alle Kabinen verfügen über ein TV-Gerät mit Satellitenempfang, auf dem ihr die Sicherheitshinweise anschauen könnt. Auf Deck 11 ist es im Bereich der Bar auch möglich kostenfrei ins Internet zu gehen. Dies ist je nach Region und Anzahl der Nutzer recht langsam.
- Für Kinder steht bis 21 Uhr ein Spieleparadies mit Bällebad und Platz zum Austoben zur Verfügung
- Wer auf seine Figur achten will, kann ein kleines Fitnessstudio nutzen, wer auf Wellness steht, kann sich an Bord massieren lassen oder Jacuzzi und Sauna (getrennt nach Geschlechtern) nutzen
- Die wichtigsten Sachen gibt es im Shop zu kaufen, dieser hat ab 10 Uhr geöffnet.
- Eine One-Way-Überfahrt gibt es schon ab 52 Euro (in der günstigsten Saison) für ein Bett (in einer 4er Kabine, auch hier wird nach Geschlecht getrennt). Die A4 Kabinen sind ab 243 für eine Überfahrt zu haben. (ohne Fahrzeug) – Preise für November. Im Sommer ist das ganze etwas teurer, auch mit Fahrzeug müsst ihr mit einem Aufpreis rechnen.
- Das Verpflegungspaket kostet 58 Euro (mit allen Mahlzeiten im Restaurant inklusive). Beim Abendessen Superior sind Getränke wie Wein und Bier und Softdrinks ebenfalls inklusive. Alle Mahlzeiten können auch an Bord direkt gebucht werden.
- Für Kinder und Jugendliche gibt es günstigere Preise.
- Tiere können mit an Bord genommen werden.
- Wichtige Tipps rund um die Reise findet ihr auf der Homepage von Finnlines
- Mein Bericht über die Überfahrt mit der Transeuropa, leider nicht mehr in den Diensten von Finnlines
- Entspannen auf Finnisch? Nichts leichter als das!
- Lust auf einen Städtetrip nach Helsinki?
- Schon mal Riverfloating probiert?
Offenlegung: Ich wurde von Finnlines zu einer Relax-Reise nach Finnland eingeladen.
[…] Janett von Teilzeitreisender entspannte ebenfalls auf der Finnstar! […]
[…] Mit der Fähre von Finnlines nach Finnland? Und Wellness im Norden? Klar, dass ich da dabei bin! […]
Herrlich, so eine Fahrt auf einer Fähre! Total praktisch. So kann man eine schöne Zeit verbringen und gleichzeitig kommt man bequem an sein Reiseziel. :-)
Hehe. Wir sind vor Jahren mit der Finnmaid dieselbe Strecke rückwärts gefahren. Das schwärmerischste, das ich darüber sagen kann: Wir sind angekommen. :) Und es ist günstiger und umweltschonender als Fliegen und viel schneller als mit dem Auto. Und um Finnland zu sehen, lohnt es sich.
Hallo Lena,
Was ist denn unterwegs passiert, was nicht so toll gelaufen ist?
Gruß Janett
Nichts ist passiert, völlig undramatisch. Es war bloß voll, und es gab nichts, womit man zwei Kinder hätte beschäftigen können (der Spieleraum war jedenfalls nicht der Brüller). Ich möchte dir keinen Verriss in die Kommentare spammen, aber wenn es dich interessiert, findest du in meinem Blog einen (sehr kurzen und recht schlecht geschriebenen) Bericht.
Hallo Lena,
Wir haben an Bord einige Kinder am Kicker gesehen aber auch einige, die „gezockt“ haben. Ich kann mir das schon vorstellen, das es für Kinder etwas „Öde“ ist, zumal man recht lang unterwegs ist.