Das Antronatal nahe der Schweizer Grenze in Norditalien – touristisch sicher nicht überlaufen – findet man hier als Wanderer viele versteckte Routen. Das Wandertagebuch meine drei Tage könnt ihr hier und hier nachlesen.
Jetzt möchte ich aber einen besonderen Blick auf die kleinen Bergdörfer werfen, die den Reisenden fernab jeder Stadt erwarten. Eins vorweg, es ist erstaunlich, wie schnell man sich hier wie in der Wildnis vorkommt. Von der Stadt Domodossola startend ist man in wenigen Kilometern plötzlich weit weg von allem Trubel und findet eine angenehme Ruhe.
Die Bergdörfer waren ursprünglich das Hauptsiedlungsgebiet, Weinbau und Landwirtschaft standen im Vordergrund. Durch die Industrialisierung wanderten viele Menschen ins Tal, einfach, weil die Fabriken dort mehr Geld bezahlten. So nahm die Bevölkerung am Berg deutlich ab. Kommt man heute ins das Dorf Anzuno oberhalb Domodossola auf ca. 550 M Höhe über N.N. sieht man viele alte Steinhäuser, die erstaunlich gut erhalten sind.
Viele Menschen sind hier nicht niedergelassen, derzeit nur vereinzelt wird das ein oder andere Haus wieder aufgepeppelt. Man spürt aber in diesem Dorf sofort, wie sich eine innere Ruhe in einem verbreitet, weit weg von der Alltagshektik. Wenn einem der Einheimische Natale die Weinpresse von 1721 erklärt, fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt. Ein paar Katzen laufen umher und außer unseren Begleitern und uns Reisende scheint niemand anwesend. Der Alltag ist im Tal geblieben, man kann hier loslassen. Und ein Brunnen mit Wasser steht auch parat, über solch eine Erfrischung bei heißen Temperaturen geht einfach nichts.
Von Anzuno aus gelangt man in einer guten halben Wanderstunde in das malerische Tappia und ich kann nicht beschreiben, welcher Ort mich mehr beruhigt. Der Weg ist das Ziel sagt man so schön, der nach Tappia führt über sehr alte Handelswege, Steinterrassen am Wegesrand sind noch Zeuge dieser Zeit. Das Dorf verfügt über eine wunderschöne Kirche, die man am Ortseingang sieht, doch da wir nicht gerade niedrige Außentemperaturen hatten, fiel mein erster Blick auf den Brunnen davor.
Die Kirche sollte man sich unbedingt anschauen, nach dem Besuch in Anzuno und der kurzen Wanderung steht man ehrwürdig in dieser und die Hektik des Alltags ist weitab von einem. Das Dorf wird mit sehr viel Liebe von den Bewohnern in Schuss gehalten, auch gibt es ein regional sehr bekanntes Fest, das jedes Jahr im Juli stattfindet.
Ein kleiner Obulus, dann ist Essen und Trinken frei, man kann sogar einen Blick in die Häuser werfen. Wie gern würde ich einmal an diesem Fest teilnehmen und den Abend in Tappia ausklingen lassen. Oder einfach eine Flasche des (sehr guten) lokalen Weines öffnen und den Blick ins Tal wandern lassen…das Dorf hat seine eigene Seele und die ist offen für den Wanderer, der hier vorbeikommt.
Ich selbst habe mir immer vorgenommen, mal auf längere Wanderungen zu gehen – im Hinterkopf schwirrte der Weg nach Santiago de Compostela, der Jakobsweg – doch oft lässt sich dies aufgrund vieler Verpflichtungen nicht verwirklichen. Und dieser Ausflug hat mir gezeigt, dass es auch ohne extrem lange Wanderungen noch viele unentdeckte, malerische Plätze gibt und diese gar nicht mal so weit weg sind.
Jedenfalls war für die Zeit im Piemont, insbesondere in Anzuno und Tappia, das Büro, in dem ich sonst sitze, sehr weit weg und ein größeres Kompliment kann ich diesen Orten nicht machen. Ich hoffe, wir sehen uns einmal wieder…
PS: einen Ort habe ich hier natürlich noch unterschlagen, das Bergdorf Bordo, in dem wir ein buddhistisches Zentrum finden
Offenlegung: Wir wurden von der Regione Piemonte zu einer Bloggerreise zum Projekt Vetta eingeladen. Vielen Dank hierfür. Die Ansichten bleiben die eigenen…
[…] war aber schon bei meiner ersten Reise für teilzeitreisender gefragt, wenn auch nur kurz. Das Antronatal in Italien gehört nicht zu den bekanntesten Urlaubsregionen, aber die kleinen Bergdörfer versprühten eine […]
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