Wie in jedem Jahr habe wir uns auch 2024 für eine vorweihnachtliche Reise entschieden. Es wurde die Stadt Husum und eine Region, die ich bisher noch nicht kenne. Nordfriesland. Der Grund? Von Düsseldorf fährt ein IC komplett „durch“ und unser Urlaub soll uns an einen Ort führen, der uns auch ein wenig runterkommen lässt – wo das Meer aber quasi vor der Tür liegt.
Alle Berichte über die Hafenstadt stammen aus Sommer und Herbst. Ich war also gespannt, was uns wohl in der Vorweihnachtszeit in Husum erwarten würde. Sind Cafés und Museen geschlossen, gibt es ein kulturelles Angebot? Und Wie ist das Wetter überhaupt in den Wintermonaten in Husum? Davon berichte ich euch in diesem Artikel und auch, ob sich ein Besuch in Nordfriesland lohnt.
Inhaltsverzeichnis
Unsere Unterkunft in einem alten Butterspeicher
Kaum war die Fahrkarte für den IC gebucht, machte ich mich auf die Suche nach einer passenden Unterkunft. Zentral sollte sie sein – urgemütlich und ideal für Selbstversorger. Gefunden haben wir einen wunderschönen und durchaus bezahlbaren Loft in der Wasserreihe – der in einem ehemaligen Butterspeicher untergebracht ist.
Schon witzig, das unsere Küche wohl einst ein Büro war und sich in unserem Schlafzimmer Butter stapelte.
Wir haben uns hier 5 Tage in der gemütlich eingerichteten und weihnachtlich dekorierten Wohnung mit Blick auf die Wasserreihe sehr wohl gefühlt und würden jederzeit wiederkommen – auch weil unsere Gastgeber für alle Fragen zur Verfügung standen.
Spaziergang durch das weihnachtliche Husum
Wir waren zwar im Dezember in Husum, aber wir hatten weder eisig kaltes noch sehr winterliches Wetter. Zuverlässig für die Winterzeit gab es jedoch eine Steife Brise und regelmäßige Regengüsse, wobei ich sagen muss: Das hab ich auch schon heftiger erlebt.
Perfekt also für einen Spaziergang durch das weihnachtliche Husum und einen Ausflug in vier Museen der Stadt – die ideal gelegen für den einen oder anderen Regenschauer sind. Und natürlich haben wir auch noch ein paar Tipps für all die mutigen, die sich trotz Regen und Sturm hinaus wagen.
Eine weihnachtliche Stadtführung durch Husum
Wir hatten tatsächlich unglaubliches Glück – denn auch in unserer Reisewoche wurde eine Stadtführung angeboten. Weihnachtliches Husum – eine Tour die am Glühweinstand endet. Klingt gut?
Dachten wir uns auch. Und wisst ihr was? Wir hatten auch noch das Glück die Tour alleine mit unseren Guide zu machen! Die Tour startete von der Stadtinformation im Stadtzentrum und führte uns zum Beispiel in die St. Marien Kirche, welche in ihrer Form besonders ist. Von außen fast mit einer Villa zu verwechseln bietet sich ein schlichtes aber wunderschönes Inneres, welches einmalig in ihrer Form in Schleswig Holstein ist.
Und perfekt – durch den Hauptausgang gelangten wir direkt zum Weihnachtsmarkt.
Unser Guide hat uns in gut 60 Minuten viele tolle Häuser mit viel Geschichte gezeigt, uns auch mit dem bekanntesten Einwohner der Stadt (Theodor Storm) bekannt gemacht und uns die eine oder andere Frage zur Stadt beantwortet. So wollte ich wissen, wofür die zahlreichen Rinder im Stadtzentrum stehen.
Bis vor gut 70 Jahren war Husum einer der größten Viehhandelsplätze im Norden. Vor allem nach Großbritannien wurde das gute friesische Rind verkauft. Die Kühe wurden damals durch die Innenstadt zum Hafen geleitet – heute erinnern nur noch die Kuhskulpturen daran.
Wenn ihr das unbeständige Wetter nicht scheut, die Stadtführungen in Husum lohnen sich!
Museums-Empfehlungen für Husum
Ja, wir hatten sehr wechselhaftes Wetter. Husum hat eine Vielzahl von Museen, von denen wir auch einige besucht haben. Das größte ist das Nordfrieslandmuseum, auch Nissenhaus. Hier befindet sich zudem eine Bibliothek, die natürlich auch Gästen von Husum offen steht.
Im Museum selbst gibt es eine sehr spannende Ausstellung zum Thema Fluten und „vergessenen Orten“ wie dem versunkenen Ort Runghold. Spannend zudem, das der Untergang von Runghold mit dem Reichtum von Husum zu tun hat – aber das schaut euch am besten selbst an.
Auch das Thema Natur, eine Kunstausstellung mit einem Pellwormer Künstler und eine Zeitreise hat uns knapp 2 Stunden im Museum verweilen lassen.
Das ganze Jahr Weihnachten? Das ist in Husum im Weihnachtsmuseum möglich. Jetzt in der Weihnachtszeit war hier (komischerweise) recht wenig los. So konnte ich mir in aller Ruhe die Ausstellungsstücke aus mehreren Jahrhunderten Weihnachtsschmuck anschauen.
Eine Geschichte fand ich besonders schräg: Früher wurden Weihnachtsbäume ja nicht in den Städten verkauft und dort wollte aber im 18. Jahrhundert jeder einen haben – also wurden die teilweise in den Wäldern drumherum illegal geschlagen.
Das nahm solche Ausmaße an, das der Besitz eines illegalen Weihnachtsbaum unter Strafe gestellt wurde. Und das ist nur eine Geschichte, die mich wirklich fasziniert hat.
Auch die Rosinenbänder, die zu Zeiten Theodor Storms an den Bäumen hingen, weil es noch kaum bezahlbaren Weihnachtsschmuck gab, fand ich besonders. Und wie soll es anders sein – auch dem Weihnachtsmann – der mal kurz unterwegs war – habe ich einen Wunsch aufgeschrieben.
Eine der bekanntesten Personen Husums ist Theodor Storm. Sein Wohnhaus (das Theodor Storm Haus) stand nur drei Häuser neben unserer Unterkunft und ist natürlich auch für Gäste zu besichtigen.
Das Wohnzimmer war während der Weihnachtszeit weihnachtlich geschmückt, in den anderen Räumen wurde im modernen Stil so einiges zum Leben und Sein des berühmten Schriftstellers präsentiert.
Wir haben nur mal kurz vorbeigeschaut – aber auch dieses Museum kann ich nur empfehlen.
Am Hafen befindet sich das Schifffahrtsmuseum Nordfriesland, welches einen spannenden Einblick in die Schifffahrt in und um die Nordfriesischen Inseln bietet.
Neben einigen echten Modellen auf dem Hof gibt es auch viel Geschichte zu erleben – das Museum haben wir aber leider nicht besichtigen können – weil wir irgendwie immer zu spät dran waren.
Ein winziges Museum befindet sich übrigens am Markt No. 1. Hier befindet sich ein Dekokram – Shop, aber das Haus verfügt über eine der ältesten Stuckdecken Schleswig Holsteins und eine kleine Ausstellung im Dachgeschoss.
Da der Besuch unentgeltlich ist und die Geschichte der Bewohnerin wirklich spannend – empfehle ich euch einen Besuch!
Auch im Schloss gibt es ein Museum mit zahlreichen Infos zur Geschichte des Schlosses. Das haben wir jedoch nur von außen besuchen können.
Brauereiführung in Husums Brauhaus
Durch unsere Gastgeber haben wir ein paar wirklich coole Tipps erhalten. Einer war die Brauereiführung in Husums Brauhaus. Und auch hier hatten wir sehr viel Glück, denn die Brauereiführung findet erst bei einer Mindestteilnehmerzahl statt. Dank einer weiteren Gruppe, die sich just für diesen Tag angemeldet hatte – fand die Führung statt.
Wobei Führung in diesem Fall nicht 100% zutrifft. Denn alles, was euch im Laufe der Tour gezeigt wird, könnt ihr auch selbst vor Ort bestaunen. Spannender ist dann schon das Gespräch mit den Brauern – die jede noch so doofe Frage beantworten und über den Brauvorgang berichten und vor allem die Verkostung von 4 Husumer Bieren.
Die sind alle vor Ort gebraut und schmecken richtig gut. Die „Tour“ dauert knapp 60 Minuten und ist perfekt auch für Schlechtwettertage!
Unsere Kulinarischen Empfehlungen für Husum
Eigentlich wollten wir in Husum auch Friesischen Tee trinken. Das ist jedoch hier gar nicht so üblich, denn der Tee wird eher in Ostfriesland getrunken.
Genießen könnt ihr ihn trotzdem in Jacquelines Café. Dort gibts in urigen Ambiente auch leckeren und sehr kalorienreichen Kuchen.
Apropos Kuchen – den fand ich persönlich richtig lecker im Künstlercafé Husum – wo ihr aber Glück haben müsst. Der Kuchen ist früh weg und die Plätze sehr begehrt. Eventuelle Wartezeit lohnt sich aber!
Natürlich geht ein Besuch in Husum nicht ohne Fischgenuss oder Krabben. Ein traditionelles Krabbenbrötchen haben wir leider nicht genießen können, wir waren aber mehrfach gut Fisch essen. Empfehlenswert – wenn auch mit Imbisscharacter war das Fischhaus Loof.
Edler, etwas teurer aber für besondere Anlässe durchaus empfehlenswert ist ein Besuch im ältesten Gasthaus von Husum – dem Dragseth’s Gasthof. Hier haben wir richtig gut gegessen – eine Reservierung ist hier aber unbedingt nötig. Übrigens – der nächste und wirklich gute Bäcker bei uns war die Niebüller Backstube.
Husum – ein perfekter Ort fürs Shopping
Wir waren kurz vor Weihnachten in Husum – ein wenig Shopping konnte ich mir natürlich nicht verkneifen. Husum hat zwar im Stadtzentrum das THEO, ein Einkaufszentrum mit den bekannten großen Marken – bietet aber vor allem auf der Neustadt (Straße) eine Vielzahl von besonderen Geschäften. Angefangen vom Friesischen Teehaus, Frachtgold, das Pinselwerk Husum und vielen Geschäften mehr lässt es sich hier gut und gerne zwei Stunden beim Shoppen verbringen.
Unser Stadtführer gab uns für alle Dinge die man zwar nicht braucht, die aber dennoch witzig sind, eine Empfehlung: der Mischmasch Geschenkeladen. Und ja – hier solltet ihr definitiv mal vorbeischauen und Kindheitserinnerungen wecken!
Mein persönliches Highlight war jedoch das Antiquariat Streblow – Ein Buchladen mit vielen besonderen Büchern und Dekorationsartikeln. Hier kann man die Geschichte atmen!
Ausflüge rund um Husum
Klar – wir hätten gut und gerne auch vier Tage in Husum verbringen können. Wir aber waren neugierig und haben uns mit Bus und Bahn einmal in der Umgebung umgeschaut.
Pellworm im Winter
Wir wollten gerne auch etwas Meeresluft schnuppern und entschlossen uns deshalb für eine Fahrt nach Pellworm. Das ist mehrmals täglich mit der Fähre via Nordstrand möglich und kostet für Deutschland-Card Inhaber 15 Euro.
Pellworm im Winter ist etwas für Ruhesuchende. Wir hatten ein wenig gehofft, ein paar spannende Wanderwege zu entdecken – gelaufen sind wir die meiste Zeit jedoch an und auf der Straße. Selbst die vereinzelten Spaziergänge auf dem Deich waren da wenig Abwechslung. Unterwegs haben wir viele Schafe, zahlreiche Vögel, einen Leuchtturm und eine alte Windmühle entdecken können.
Kurz aufgewärmt haben wir uns in einem Künstleratelier und von der Windmühle sind wir mit dem Inseltaxi (sehr witzige Erfahrung) zurück ins „Zentrum“ gefahren.
Gerade rechtzeitig, denn wir konnten vor Ort noch ins Inselmuseum vorbeischauen und im Anschluss lecker Kuchen im einzig geöffneten Café genießen. Hier kommt her – wer entspannen will. Und das stimmt. Der Wind pustet die schweren Gedanken weg und macht Platz für Frieden.
Ach und übrigens – bei der Überfahrt am Morgen hat mir sogar eine Seerobbe zugewunken! Wenn das kein netter Zug ist!
Ein Strandspaziergang in Sankt Peter Ording
Husum ist kein „Strandort“ – umgeben von Deichen lässt es sich hier eher Radfahren. Aber auch das ist mit Gegenwind nur so minder toll. Für ein wenig Strandfeeling fuhren wir also mit dem Zug für einen Nachmittag weiter nach St. Peter Ording. Aus dem Fernsehen kennt man diesen beeindruckenden Strand ja zur Genüge, aber wir wollten weder surfen noch schwimmen.
Vom Bahnhof sind wir etwa 2 1/2 Kilometer bis zum Strand gelaufen. Erst durch den Wald, dann durch ein Wohngebiet und dann über einen etwa ein Kilometer langen Steg über wunderschöne natürliche Dünen.
Sant Peter-Ording ist recht bekannt für die zahlreichen Stelzenhäuser am Strand. Auch wenn einige der Häuser im Winter nicht „da“ waren, wir fanden es dennoch sehr schön! Mit Wind, ein paar Regenschauern und stürmischen Meer war das ganze genau das Strandfeeling was wir erwartet hatten. Es gab sogar Leute die mit dem Rad über den festen Sandstrand fuhren!
Am Ende unserer Runde rettete uns ein Kaffee und eine Waffel in der Arche Noah vor dem schlimmsten Regenschauer! Zwei Stunden „Strandurlaub“ reichten uns dann aber auch und es ging zurück nach Husum.
Der längste Adventskalender der Welt in Tönning
In Husum wurde uns noch ein kurzer Abstecher nach Tönning ans Herz gelegt. Der Ort sagte mir erst mal nix – dabei ist er nur wenige Kilometer von Husum entfernt und wirklich schön. Direkt am Hafen gibt es das alte Packhaus, welches sich in der Weihnachtszeit der längste Adventskalender der Welt befindet. An fast allen der Fenster sind Zahlen angebracht, die nach und nach in der Adventszeit erleuchten.
Und es kommt noch besser – denn im Packhaus findet ihr neben dem Museum über die Geschichte von Tönning auch noch einen Weihnachtsmarkt – dem Weihnachtsereignis, auf dem ab und zu auch der Weihnachtsmann eine Rast macht. Was ich sehr cool fand – es war sehr viel Handgemachtes im Angebot.
Vom Hutmacher bis zu kleinen Weihnachtsdekos aus Nüssen und Zweigen war alles dabei. In einem alten Bootshaus gab es Glühwein mit Blick auf den Hafen. Und ich muss sagen, nachdem ich den Artikel von Nicolo zu Tönning gelesen habe – ich muss wohl definitiv wiederkommen.
Noch mehr Ausflugstipps rund um Husum
Ein Besuch in Sylt
Mit dem Zug lässt sich auch Sylt in etwa einer Stunde von Husum aus erreichen. Da ich schon vor einigen Jahren für eine Winterauszeit auf Sylt waren, haben wir uns diesen Ausflug diesmal gespart. Wenn ihr jedoch einen längeren Besuch in Schleswig Holstein plant – dann sollte auch Sylt auf eurer To Do Liste stehen. Für einen Tagestrip empfiehlt sich ein Besuch in Westerland. Vor allem der Strand ist dort wunderschön und kann im Winter auch kostenfrei besucht werden.
Auch nach Kiel gibt es einen Direktzug. Ich selbst war in Kiel an der Ostsee bisher noch nicht, aber Milena und Andreas sind von hier aus zu einer Kreuzfahrt gestartet und haben sich Kiel vorab einmal angeschaut.
Eine absolute Empfehlung haben sie für den Besuch des Kieler Rathausturmes gegeben. Auch die Stadtrundfahrt hier ist sehr interessant und vor dem Einschiffen gut machbar.
Ihr sucht noch mehr Tipps? Dann kann ich euch das Lieblingsplätze Buch „Nordsee Schleswig Holstein“ von Karen Lark, Werner Siems, Elke Weiler und Constanze Wilken empfehlen.
Im Buch gibt es zahlreiche Tipps für die Region – die sich auch im Winter realisieren lassen!
Das Buch: “Lieblingsplätze Nordsee – Schleswig Holstein” stammt aus dem Gmeiner Verlag. Das Buch über 192 Seiten ist 2023 in der ersten Auflage erschienen. Unter der ISBN 978-3839203811 könnt ihr es im Buchhandel oder beim Verlag für 18 Euro bestellen.
Privat bezahlte Reise.
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