Ich hab es ja eigentlich nicht so mit der Höhe. Und wenn jemand das Wort „Kondition“ ausspricht, dann versuch ich schon zu Atem zu kommen. Und doch bin ich in den letzten Jahren auf so einige Kirchtürme in Europa hinaufgestiegen. Zu Fuß – versteht sich. Und auch wenn mich jeder Aufstieg etwas Überwindung kostet – der Weg hinauf hat sich immer gelohnt.
Für alle, die sich dafür auch ein wenig überwinden müssen, habe ich vorab ein paar Durchhalte-Tipps, damit auch ihr es bis ganz nach oben schafft. Und weil es inzwischen so viele Türme sind, habe ich diesen Artikel aufgesplittet – hier findet ihr europäische Kirchtürme die ihr besichtigen könnt!
Inhaltsverzeichnis
Wichtige Hinweise um erfolgreich Kirchtürme zu besteigen.
- Geht euer Tempo und lasst euch nicht von anderen Gästen stressen. Die meisten Treppenhäuser sind breit genug, das du auch überholt werden kannst
- Festes und gutes Schuhwerk anziehen. Oft sind in den Kirchtürmen Wendeltreppen und die Stufen recht schmal. Wenn ihr dort keinen festen Halt habt, wird es schwierig.
- Nimm etwas zu trinken mit! Gerade bei Aufstiegen von mehr als 300 Treppen ist ein Schluck Wasser eine Wohltat
- Geh vorher aufs Klo! In keinem der besuchten Türme gab es oben Toiletten. Deshalb – mit voller Blase den Turm hoch ist eine sehr sehr schlechte Idee ;)
- Gegen die Höhenangst solltest du immer einen Fixpunkt im Auge haben. Ob das ein Geländer (in Augenhöhe), ein paar Schuhe oder die Treppe etwas weiter höher ist, alles ist besser als Panik zu bekommen. Ihr würdet euch ärgern wenn ihr wegen so ein bissl Höhenangst nicht die Spitze erklimmen könntet.
- Nehmt keine große Taschen mit. Wenn ihr Gepäck nicht braucht schließt es vorher ein oder gebt es bei der Kasse ab.
Die Stadt Bath von der Abbey aus entdecken, England
Die Abbey (Abteikirche) von Bath in Südwestengland ist eine der ersten Kirchen, die ich bestiegen habe. Ein „Ist nicht so schlimm“ lockte mich auf die Reise – 212 Stufen hinauf und wieder hinunter. Im Nachhinein war es wirklich nicht so anstrengend wie ich erwartet hatte, dafür durfte ich einen Blick hinter die Kirchenuhr werfen und auf dem Dach der Abbey herumlaufen.
Von hier oben zeigt sich noch einmal ein ganz besonderer Blick auf Bath und seine Geschichte.
Das schöne in der Abbey? Wem die Puste ausgeht, der kann immer mal wieder Stoppen und sich ausruhen. Die Treppen müsst ihr nicht in einem durch laufen. So fühlt sich das auch für nicht allzu fitte Menschen (wie mich) gar nicht mal so anstrengend an.
- Schweregrad: Mittel
- Eintritt: 15 Pfund
- Sonstiges: Der Aufstieg ist hier übrigens nur im Rahmen von Touren möglich, die bis auf einige wenige Ausnahmen von Montag bis Samstag stattfinden.
- Mehr Infos unter Bath Abbey Towertours
Den Berner Münster auf den Turm steigen, Schweiz
Der Aufstieg vom Berner Münster war eher so ein Zufallsfund. „Ach komm schon – Janett“ war das Stichwort und just war ich im Aufstieg begriffen. Von allen Türmen hatte ich hier jedoch die wackeligsten Beine. Der Grund? Die Seitenfenster während des Aufstiegs sind teilweise offen. Fenster gibts hier nicht, dafür aber Ausblicke. Unverbaut.
Für mich durchaus eine Herausforderung, auch wenn ich dort niemals durch gepasst hätte. Oben wurde gebaut und ich war überrascht, das es nach „Stop Nummer 1“ noch ein paar Treppen hinauf ging.
Den wirklich tollen Ausblick gibts dann ganz oben – bei gutem Wetter hat man hier einen beeindruckenden Blick zu den Alpen und natürlich auch über die Stadt Bern.
Der Aufstieg ist nur im Rahmen von Führungen möglich, hier empfehle ich euch die Glockenführung – die noch ein besonderes Erlebnis bietet. Reservieren könnt ihr das ganze über die Seite vom Berner Münster.
- Schweregrad: Hoch
- Eintritt: 15 Schweizer Franken
- Sonstiges: Der Aufstieg hat mehrere Stops und besagte Herausforderung – bietet vor allem jedoch einen der schönsten Ausblicke über Bern. Achtung – im Münster selbst darf nicht gefilmt oder fotografiert werden.
- Mehr Infos unter Berner Münster Turmbesteigung und Führung
„Unserer lieben Frau“ – Turm ohne Kirche in Amersfoort, Niederlande
Auch in Holland bin ich hoch hinaus gekommen. Im Kirchturm „Onze Lieve Vrouwetoren“ habe ich es bis knapp 85 Meter hoch geschafft, für die letzten Meter bis ganz nach oben hat mir dann leider die Puste gefehlt.
Mit 98 Metern und 346 Stufen ist der Turm noch nicht mal der höchste der von mir bestiegenen. Spannend ist dieser Turm jedoch definitiv.
Denn anders als in Deutschland darf man hier auch mal eine Glocke läuten oder an der Orgel spielen und erfährt im Rahmen der täglich angebotenen Führungen (die es auch in der Stadtinformation gleich nebenan zu buchen gibt) so einiges.
Wer sich also fragt, warum es keine Kirche zum Turm gibt, warum hier der kadastrische Mittelpunkt ist (und was das überhaupt ist) und ob es Geistern im Turm zu finden gibt – der sollte sich zwei Stunden Zeit für so eine Tour nehmen!
Allzu viel will ich nicht verraten, für alle Amersfoort-Besucher ist dies jedoch eine definitive Ausflugsempfehlung.
- Schweregrad: Mittel
- Eintritt: ab 9,50 Euro
- Sonstiges: Es gibt mehrere Etagen, an denen man Halt machen und verweilen kann.
- Mehr Infos zur Besteigung und eine Buchungsmöglichkeit bekommt ihr hier.
Der „St.-Rombouts-Turm“ mit Skywalk in Mechelen, Belgien
Der erste warme Frühlingstag. Ich verbringe ihn in Mechelen – mitten in Flandern. Dort steht schon seit mehr als 500 Jahren der St.-Rombouts-Turm. Mit mehr als 514 Stufen ist er wieder einmal eine wahre Herausforderung. Der Ausblick auf dem Skywalk ganz weit oben ist jedoch jede Anstrengung wert. Von hier aus sieht man das Atomium in Brüssel und die Liebfrauenkathedrale in Antwerpen bei gutem Wetter. Vor allem jedoch hat man einen tollen Blick auf ganz Mechelen.
Für mich ganz angenehm waren die 6 Kammern der Kathedrale, in der ich nicht nur einen Blick auf die Orgel der Kirche von oben werfen konnte, sondern auch gleich das „Turmradio“ (Von hier aus werden Glockenkonzerte gespielt – hören kann man es als Besucher von Mechelen am besten am Samstag mittag von 11:30 – 12:30 rund um den St. – Rombouts _ Turm) besichtigen.
Die 98 Glocken haben teilweise ein stattliches Alter und auch ein riesiges Zahnrad aus dem 19ten Jahrhundert hat mich wirklich beeindruckt.
Auf jeder der Etagen steht ein Bank und eine Infotafel (sofern es was zu sehen gibt. Ein wenig schwierig für mich waren die Holztreppen bei den Glocken – endlich oben ist jedoch jede Atemnot vergessen!
- Schweregrad: Mittel (Viele Treppen, aber auch viele Rastmöglichkeiten, eine Treppe für Hin-, eine für Rückweg)
- Eintritt: 8 Euro
- Sonstiges: 6 Etagen, auf denen Info-Tafeln auch in Deutsch über die Technik und die Geschichte informieren. Skywalk aus Glas, ideal zum „drüberfotografieren“, kostet bei Höhenangst ein wenig an Überwindung. Kirche sehr sehenswert – viele Kunstwerke aus verschiedenen Jahrhunderten. Einlasskontrolle – es darf nur eine begrenzte Personenanzahl in Turm und auf Skywalk.
- Täglich von 13 – 18 Uhr (letzter Einlass um 17 Uhr). Am Samstag um 11:30 Uhr auf Glocken-Konzert achten!
- Mehr Infos zu den Führungszeiten und Konzerten findet ihr auf der Seite von Visit Mechelen
Das Basler Münster erklimmen, Schweiz
250 Stufen läuft man hinauf auf den Basler Münster. Das ist möglich in den Öffnungszeiten des Münsters, in der Adventszeit sind sogar nächtliche Besuche möglich.
Es dürfen nur maximal 30 Person nach oben, was auch verständlich ist, sieht man wie eng es an einigen Stellen ist.
Für mich war es teilweise zu eng – das ich mir die letzten Meter gespart habe – wobei mir Anja am Ende bestätigte, das ich da auch durchgepasst hätte. Der Blick von ganz oben ist auf jeden Fall lohnenswert. Vielleicht versuche ich es beim nächsten Besuch in Basel noch einmal.
Auch der Weg nach oben war an manchen Stellen echt schwierig für mich mit Höhenangst. Aber einmal oben wird man belohnt! Da ihr auch durch die Kirche müsst ist der Aufstieg während der Gottesdienste nicht erlaubt.
Meine Empfehlung – nehmt so wenig mit wie möglich. An einigen Stellen ist es wirklich eng!
- Schweregrad: Mittel
- Eintritt: 6 CHF, ca. 6,30 Euro
- Öffnungszeiten: Während der Öffungszeiten des Basler Münsters
- Mehr Infos findet ihr hier
Liebfrauenkirche Damme entdecken, Belgien
Die Liebfrauenkirche in Damme war für mich eine wirkliche Challenge. Der Kirchturm, der nach 206 Stufen auf einer Aussichtsplattform einen tollen Blick über Damme und die Zwinregion bietet, hatte es für mich wirklich in sich.
Es gibt zwei Räume, in denen wir während des Aufstieges gerastet haben, aber es gibt neben den anfänglichen Steintreppen auch Bereiche, in denen mich meine Höhenangst wirklich ziemlich getriggert hat. Fast hätte ich den Aufstieg auch abgebrochen, aber dank einer tollen Reisegruppe habe ich es dann doch geschafft!
Das spannende an dem Kirchturm – er ist nicht Teil der Kirche, sondern wird mit selbiger durch eine Ruine verbunden. So etwas in dieser Form hab ich noch nirgends gesehen, aber find es vor allem für besondere Fotos eine ideale Kulisse.
Auch die Liebfrauenkirche an sich ist in ihrer Optik aus Backstein und Basalt wirklich sehenswert – wir durften im Anschluss an eine Trauung einen kurzen Blick hinein werfen.
- Schweregrad: Mittel bis schwer
- Eintritt: 2,50 Euro für Turmaufsieg
- Sonstiges: Aufstieg von April bis September möglich
- Öffnungszeiten: Während der Öffnungszeiten der Kirche
- Mehr Infos findet ihr auf der Seite von Visit Damme. Es gibt auch die Möglichkeit individuell außerhalb der Öffnungszeiten aufzusteigen.
La Tour Saint Francois Nizza genießen, Frankreich
Auch in Frankreich habe ich mich auf einen Kirchturm gewagt. Wobei – auch da hat irgendwie die Kirche gefehlt. Es handelt sich beim La Tour Saint Francois in Nizza streng genommen heute auch nur noch um einen Uhrturm – einst war er jedoch der Kirchturm des Franziskanerklosters, was am Rande der Altstadt stand.
Er ist 50 Meter hoch und bietet von der Aussichtsplattform an der Spitze des Turmes einen tollen Blick auf Nizza und einen Teil der Cote Azur. Auch hier ist der Aufstieg ein Abenteuer – weil im inneren eine Metallwendeltreppe installiert wurde, die über 288 Stufen hinauf zur Spitze führt. Oben auf dem Turm ist nicht nur die Aussichtsplattform – auch eine Glocke ist hier installiert.
Auch gut zu wissen – der Turm ist nur Freitags, Samstag uns Sonntags geöffnet – am Wochenende sollte ihr auch die Mittagspause beachten. Unterwegs gibt es keinen wirklich halt – macht euch also vorher klar ob ihr das Abenteuer wagen wollt. Einen ausführlichen Artikel dazu findet ihr hier.
Übrigens – mit dem French Riviera Pass ist der Eintritt frei.
- Schweregrad: Mittel
- Eintritt: 6,10 Euro nur mit Karte zahlbar
- Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntags
- Mehr Infos zu den findet ihr hier
Der Domturm von Utrecht in den Niederlande
Im letzten Jahr war ich in Utrecht. Bei einem Besuch der Niederländischen Stadt gehört es dazu auch dem Domtoren, dem Domturm, einen Besuch abzustatten.
Leider war ich etwas zu früh, seit Oktober ist selbiger Turm nach einer längeren Außenrestauration endlich wieder unverhüllt. Die Domtoren Tour ist aber mit oder ohne „Verhüllung“ absolut zu empfehlen. Die Touren sind nur in Begleitung eines Guides möglich, Treffpunkt ist in der Stadtinformation am Domplatz. Die Tour dauert etwa eine Stunde und hat mehrere Stopps, wo ihr zu Atem kommen könnt.
Ein paar Stellen gibt es schon, an dem die Höhenangst zu Schaffen macht , vor allem die ersten Treppen. Aber anschließend wird es besser und der Aufstieg lohnt sich – weshalb ich das auf jeden Fall noch mal machen werden. In Utrecht gibts jedoch ein komplettes Erlebnisprogramm.
Ihr solltet auf jeden Fall in Utrecht auch den Dom selbst und den wunderschönen Garten und auch DOMUnder erleben. Dort wird erklärt, warum auch hier der Turm und die Kirche keine Einheit mehr sind.
- Schweregrad: Mittel
- Eintritt: 14,50 Euro
- Öffnungszeiten: Täglich von 10 – 17 Uhr
- hier empfehle ich euch die Buchung vorab online oder in der Stadtinformation, der Aufstieg ist sehr beliebt
Diese Kirchtürme will ich noch besteigen:
- Cathedrale Straßbourg (332 Stufen – Aussicht aus 140 Metern)
- Erlöserkirche Kopenhagen (400 Stufen – Aussicht aus 90 Metern)
- Notre Dame Türme (erst wieder ab 2025 besuchbar)
- Danzig Marienbasilika (im Sommer zu besichtigen)
- Die Teynkirche in Prag
- Saint Paul´s Cathedral in London
- Zürich Großmünster
Rund ums Thema Kirchen
Wir haben übrigens noch weitere spannende Artikel zum Thema Kirchen. Wie wäre es denn zum Beispiel mit dem Thema „Entweihte Kirchen und kreative Verwandlungen„. Auch kann ich euch davon erzählen wie es ist in einer Kirche zu übernachten. Ich habe das ganze schon zwei mal erlebt. Einmal in Aachen im Pop Up Hotel Total und dann in Mechelen im Martins Patershof.
Info: Artikel erstellt 2016, komplette Überarbeitung 2024
[…] “bestiegen” werden können? Darüber habe ich schon ausführlich geschrieben, die Stairways to Heaven könnt ihr hier […]
[…] Lesenswert? Meine Stairways to Heaven – Kirchturmbesteigungen rund um die […]
[…] etwas länger kennt, der weiss vielleicht auch von meinem „Stairway to Heaven“ – Artikel über Kirchturmbesteigungen. In diesem Artikel wird es jedoch nicht um klassische katholische oder evangelische Kirchen gehen, […]
[…] Und ja – ich bin ein wenig nervös. Auch wenn ich mich trotz Höhenangst bisher nicht vor der Besteigung von Kirchentürmen gescheut […]
[…] viel Arbeit. Ich verspreche euch aber, dass ihr alles andere vergesst, wenn ihr die gefühlt 1000 Stufen am Kölner Dom hinaufgeht. Oben erwartet euch ein […]
[…] Aufstieg ist vor allem für Schisser wie mich kein einfaches Unterfangen (mehr dazu könnt ihr im Kirchenturm – Bericht nachlesen), der Blick von oben entschädigt aber für alles leiden. Von oben darf man auch beliebig […]
Gott sei Dank habe ich keine Höhenangst, aber beim Ulmer Münster hatte ich beim letzten Stück doch auch wacklige Knie. Aber wunderschöne Aussicht. Wenn das Wetter mitspielt sieht man sogar die Alpen. Unbedingt machen!
Und dann natürlich der Dom in Utrecht. 112 Meter und 465 Stufen und Dank verschiedener Plattformen für Pausen, sehr gut zu meistern :-)
LG Simone