Touristisch gesehen teilt die mittel-italienische Region Marken das Schicksal von den Landkreisen Münsterland, Osnabrücker Land und Emsland in Niedersachsen. Die Touristen aus dem Süden wollen überwiegend so schnell wie möglich an die Nord- und Ostseeküste. Und wer im Norden lebt, fährt auf der Autobahn A1 zügig in die Berge im Süden oder gleich weiter nach Österreich oder Italien.
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Kein Overtourism in der mittelitalienischen Region – noch!


Dabei haben sowohl die drei Landkreise in Niederachsen als auch Marken in Italien touristisch eine Menge zu bieten, sind aber (noch) nicht so sehr auf dem Radarschirm der Touristen.
Willkommen im Club der (noch) unentdeckten Regionen
Genauso ist es mit Marken, einer der 20 italienischen Provinzen. Sie liegt in Mittelitalien zwischen der Adria im Osten und den Apenninen im Westen.

Nördlich liegt die Emilia-Romagna, die sich als kulinarische Topdestination präsentiert und im Süden die Abruzzen und Apulien mit seinen 800 Kilometer langen Stränden und sich selbstbewusst als „Malediven des Salento“ bezeichnet.
Schnäppchen, so weit das Auge reicht
Und die Marken? Die Region ist 110 Kilometer lang und von der Küste aus Richtung Rom rund 30 Kilometer breit. Sie bietet saubere, meist schmale Strände, zwei Drittel der Region sind hügelig und das andere Drittel bergig. In der stark landwirtschaftlich geprägten Region erzeugen Bauern Wein, Olivenöl und Pasta von höchster Qualität.
Und, jetzt wird es für Schnäppchenjäger interessant: Da die Marken (noch) keine hippe Marke sind, zahlen die Konsumenten beispielsweise für die beiden Topweine der Azienda Agraria Guerrieri im Ort Terre Roveresche, den „Guerrieri del Mare“ und den „Guerrieri del Terra“ pro Flasche nur 22,95 Euro ab Hof.
Für vergleichbare Weine aus der Toskana oder den Barolo aus dem Piemont zahlen Weinliebhaber ohne mit der Wimper zu zucken gerne das doppelte und mehr.
Bauernkooperative zum Wohl der Konsumenten
Das gleiche gilt für das Olivenöl der Bauernkooperative „Cantina dei Colli Ripani“ in Ripatransone. Die Flasche kostet 15,50 Euro. 330 lokale Produzenten haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam hochwertiges Olivenöl sowie Weine aus einheimischen Rebsorten wie Sangiovese, Montepulciano, Pecorino und Passerina zu vermarkten.

Die Mitglieder teilen Ressourcen, Wissen und Gewinne, um die Produktionskosten zu minimieren und die Qualität der Produkte zu sichern, während sie das Terroir der Region schützen und fördern. Am Marktplatz in Ripatransone hat die Kooperative einen Laden, in dem die Produkte verkostet und gekauft werden können.
Balsam für Körper und Geist
Wer gut isst und trinkt, hat – hoffentlich – auch genügend Energie, um die kulturellen Schätze in der Region Marken zu genießen. Da wäre zum einen das Rossini Opera Festival in Pesaro, das jährlich im August stattfindet. Und, besonders geschätzt als Fluchtort an einem extrem heißen Sommertag, ein Besuch im Palazzo Ducale in Urbino.

Renaissance innen, Renaissance außen
Der Palazzo Ducale gilt als eines der ersten großen Bauwerke der Renaissance-Architektur überhaupt und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Es beherbergt das Nationalmuseum der Region Marken, in dem der Schwerpunkt ebenfalls auf der Renaissance-Epoche liegt.

Der Palast wurde im 15. Jahrhundert unter der Schirmherrschaft von Federico da Montefeltro erbaut, dem Herzog von Urbino. Symmetrie und Proportionen orientieren sich an klassischen Prinzipien und klaren Linien. Besonders eindrucksvoll ist dies im Ehrenhof mit eleganten Arkaden und den Treppen umgesetzt.
Wunderschöne Epoche
Für all diejenigen, die im Geschichtsunterricht verträumt aus dem Fenster geschaut haben: Die Renaissance war eine kulturelle, künstlerische und intellektuelle Bewegung in Europa vom 14. bis 16. Jahrhundert, die eine Wiederbelebung antiker Ideale und Hinwendung zu Humanismus, Wissenschaft und Individualismus gefördert hat.

Im Palazzo Ducale wird dies im berühmten „Studiolo“ von Federico da Montefeltro sichtbar. Das kleine Arbeitszimmer, weniger als vier Meter breit und lang, ist für seine aufwendigen Intarsienarbeiten bekannt. Diese filigranen Holzeinlegearbeiten wurden – so wird vermutet – von Künstlern wie Botticelli oder Francesco di Giorgio Martini entworfen. Die Motive spiegeln die Grundpfeiler der Renaissance wider: Bücher, Musikinstrumente, wissenschaftliche Geräte sind zu sehen und ganz oben an den Wänden Portraits von 28 bedeutenden Männern der Zeitgeschichte, darunter Cicerco, Platon, Sokrates, Homer und Vergil.
Von zwei auf drei Dimensionen
Vor der Renaissance waren die Bilder flach, sprich zweidimensional gemalt. Erst mit der Renaissance kamen lineare Perspektiven in die Bilder, die eine räumliche Tiefe vermitteln. Zu sehen ist dies eindrücklich bei Michelangelo Dolcis Bild „Città ideale´“ zu deutsch „Ideale Stadt“.
Übrigens: Entwickelt hat die lineare Perspektiven Filippo Brunelleschi. Die wurden dann mathematisch beschrieben von Leon Battista Alberti.


Sie haben mit ihren Beschreibungen realistische Darstellungen von Raum und Tiefe überhaupt erst ermöglichst. Künstler nutzten von da an diese Anleitung, um in ihre Kunstwerke einen Fluchtpunkt einzubauen, um Objekte proportional kleiner erscheinen zu lassen, je weiter sie entfernt sind.
Zwei Hotels, zwei Konzepte
Und da wir schon beim Thema Fluchtpunkt sind. Hier sind zwei sehr unterschiedliche Fluchtpunkte, um nach Besichtigungen, Wanderungen, Strandaufenthalten und Besuchen bei Winzern in der Region Marken bequem zu übernachten.
Wein- und Ferienresort
Die erste Empfehlung liegt im Norden und zwar in Urbino: Das „Tenuta Santi Giacomo e Filippo” ist ein bio-zertifiziertes Wein- und Ferienresort mit einem schicken Wellnessbereich.

Es besteht aus mehreren Gebäuden. Die 30 Zimmer und Suiten sowie elf Apartments wurden liebevoll zurückhaltend renoviert. Der Pool bietet eine tolle Aussicht auf die sanfte Hügellandschaft.
Design per exzellente
Die zweite Empfehlung liegt im Süden der Marken. Das „Interno Marche“ in Tolentino ist ein Designhotel, das diesen Namen wie kein zweites verdient.

Franco Moschini, ein visionärer Unternehmer und ehemaliger Patron des Möbelherstellers Poltrona Frau, hat viel Herzblut und garantiert noch viel mehr Geld in das Hotel investiert, um einen Leuchtturm für und über die Geschichte des italienischen Designs und die kulturelle Identität der Region Marken zu schaffen.

Die 30 Zimmer sind individuell Designer-zentriert und fünf Epochen gewidmet. Die Gäste haben die Qual der Wahl, können im Minimalismus- oder Pop-Design-Zimmer nächtigen. Die Bewertungen, beispielsweise bei booking, sprechen für sich. Viel mehr an Begeisterung geht nicht.
Die Marken werden zur Marke
Und damit schließt sich der Kreis: Mit so tollen Produkten wie denen von der Kooperative „Cantina dei Colli Ripani“ oder dem Wein-, Oliven und Getreidebauern Guerrieri und serviceorientierten Hotels wie dem „Tenuta Santi Giacomo e Filippo” oder dem „Interno Marche“ müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn aus der Region Marken nicht bald eine richtig tolle Marke wird.

Und hier noch mal ein paar Infos:
Wer Wein, Pasta und Olivenöl direkt bei den Produzenten kaufen will, fährt besser mit dem Auto nach Italien.
Der Wein von Guerrieri ist teilweise bei Vivino erhältlich: https://www.aziendaguerrieri.it
Offenlegung: Wir wurden von der Region Marken auf eine Pressereise eingeladen.
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