Radfahren ist ein Trendthema. Vor allem, wenn es um den Urlaub geht. Plötzlich wollen viele etwas für ihre Gesundheit tun, die Regionen mit dem Rad erkunden und dabei auch noch Land und Leute kennenlernen.
Obwohl ich nicht unbedingt die fitteste Person auf Erden bin und ganz sicher kein Fahrrad-Experte bin, will ich euch meine Radel-Erfahrungen aus 4 europäischen Ländern vorstellen.
Inhaltsverzeichnis
Radfahren in der Niederlande
Die Radfahr-Nation schlechthin. Überall gibt es gut ausgebaute Radwege, im Straßenverkehr müssen die Autofahrer auf die Radfahrer acht geben und in der Nation gibt es kaum einen Staatsbürger, der nicht Rad fahren kann. Wer hier unterwegs ist, muss mindestens einmal im Urlaub auf dem Rad unterwegs gewesen sein. Das Besondere in den Niederlande ist, das hier „Radfahrerrundgänge“ angeboten werden.
Wie zum Beispiel in Zaanstad. In den Niederlande müsst ihr keinen Helm tragen, aber als „Gelegenheits-Radfahrer“ ist es bei einer Tour durch die Stadt schon empfehlenswert. Denn gerade dort gibt es auch häufiger mal Kopfsteinpflaster, was nicht einfach zu erklimmen ist.
Besonders cool bei diesen Sightcycling-Rundfahrten sind Kopfhörer. Mit diesen kann man dem Guide folgen, auch wenn man wie ich teilweise 800 Meter weit weg bin (man hört aber leider auch den Smalltalk mit anderen Mitradelnden). Meine persönlichen Highlights sehr ihr hier in der Karte, die Touren sind aber je nach Geschwindigkeit und Wünschen der Gäste geplant und dauern ca. 2-3 Stunden. Unser City Guide war Jeroen Breeuwer, der sogar schon ein Buch über die Region geschrieben hat.
Sightcycling in Zaanstad
- Schwierigkeit: Leicht
- Infrastruktur: Perfekt fürs Radeln
- Fahrradleihen: Einfach möglich
- Auf seiner Seite könnt ihr euch über seine Touren informieren und sicherlich auch Preise und Umfang anfragen zaanstadsgids.nl (Seite auf Holländisch und Englisch)
Mit dem Rad unterwegs in Deutschland
Bis auf das alltägliche Radeln zur Arbeit (in NRW) habe ich bisher nur im Kraichgau und auf Hiddensee „Radelerfahrungen“ gemacht. Mir persönlich sind eher flache Regionen wie Hiddensee lieber, die Organisation der deutschen Fahrradwege find ich jedoch gerade für individuelle Radtouren sehr gut geeignet.
In fast jedem Ort gibt es Informationen, wie man den Weg via Rad findet, das Fahrradwegenetz ist gut ausgebaut und in den meisten Regionen gibt es im Umkreis von 10 Kilometern auch mindestens einen Fahrradverleih oder eine Reparaturstation. Noch dazu sind viele Radwege meist sehr „bahnnah“, so das man notfalls umsteigen kann.
Radfahren im Kraichgau
- Schwierigkeit: Mittel
- Infrastruktur: Perfekt fürs Radeln
- Fahrradleihe: Einfach möglich
- Meine Radfahrerfahrungen im Kraichgau könnt ihr ausführlich hier nachlesen.
Radeln in Österreich
Im letzen Jahr war ich mit dem Radel von Spitz nach Krems unterwegs. Gerade entlang der Donau gibt es tolle Radwanderstrecken, die sich durch die kleinen Ortschaften und die unteren Weinberge schlängeln. Die Strecke von Spitz nach Krems – knapp 20 Kilometer – schaft man mit ein paar Zwischenstopps in gut zwei Stunden.
Bis auf einige Straßenüberquerungen ist die Strecke angenehm zu fahren und führt unter anderem durch Dürstein und Weißenkirchen. Übrigens, einen leckeren Eiskaffee bekommt ihr im Gartenhotel Pfeffel in Dürstein. Dort gibts auch ein schattiges Platzerl für euer Radel.
Radfahren in der Wachau
- Schwierigkeit: Einfach
- Infrastruktur: Perfekt fürs Radeln
- Fahrradleih: Einfach möglich
- Unsere Fahrräder hatten wir vom Wachau Touristik Bernhardt am Bahnhof in Spitz. Vorteil hier: Die Fahrräder werden wieder abgeholt und ein Gepäcktransport organisiert werden. Preise könnt ihr dort erfragen.
Eine Radtour in England
Meine Radeltour in England war ein ganz besonderes Erlebnis. Zum einen musste ich leider auf einem Mountainbike radeln (ich bin ja eher so ein Hollandrad/Rücktritt/Pedelec-Fan) und zum anderen machte mir der Linksverkehr ein wenig zu schaffen. Die Radwege sind oftmals direkt auf den Straßen und auf „Spazierwegen“, man muss hier ziemlich gut aufpassen und sich vor allem umstellen. Ich bin mehr als einmal auf die „schiefe Bahn“ geraten und landete auf der falschen Straßenseite. Gut das man in England beim Radeln eine Helmpflicht hat. Wirklich toll wurde die Strecke von Newcastle nach Tynemouth für mich eigentlich erst, als wir in der Hafenregion ankamen. Hier fährt man entlang von Märkten und kann auch mit einer Fähre auf die andere Seite übersetzen. Wenn das Wetter mitspielt, dann ist das wirklich toll!
Radfahren von Newcastle nach Tynemouth
- Schwierigkeit: Mittel
- Infrastruktur: Man muss ziemlich aufpassen!
- Fahrradleih: Möglich
- Fahrräder kann man sich in Newcastle sehr gut im „The Cycle Hub“ (Seite auf Englisch) organisieren, ein normales Fahrrad kostet 25 Pfund am Tag. Übrigens gibts auch hier GuidedTours, um das wirklich genießen zu können, sollte man jedoch schon häufiger und sicherer auf dem Radel unterwegs sein.
Stadtradeln in Luxemburg
Radfahren in Luxemburg Stadt ist ein echtes Abenteuer. In der Unterstadt gibt es viele Kopfsteinpflaster, in der Oberstadt vor allem im Sommer viele Touristen, so das das Sightradeln zeitweise schon mehr wie Sightwalking wirkt. Fahrräder mit Rücktritt und Hollandräder sind eher selten zu sehen (Zitat: Die Bremse ist bei den Bergabfahrten sehr sehr stark belastet!). Die Luxemburger sind gerne mit dem Rad unterwegs, so lassen sich vor allem in der Stadt viele Ziele schnell erreichen. Speziell ausgeschriebene Radwege habe ich jedoch nur an wenigen Stellen in der Stadt gesehen – ein besonderes Augenmerk gilt deshalb vor allem den Fußgängern !
Fahrräder kann man sich im Grund (also in der Unterstadt) bei Vélos en Ville ausleihen, ein normales Fahrrad kostet ca. 15 – 20 Euro am Tag. Der Radverleih hat zwei Pedelecs und zahlreiche Große Fahrräder, wenn ihr kleinere Räder braucht, bitte vorab bescheid geben. Hier bekommt ihr auch Fahrradhelme, die ich euch in Luxemburg auf jeden Fall empfehlen würde! Es gibt natürlich, wie in vielen Städten, auch die Vel´oh!s, die ihr an gut besuchen Luxemburger Plätzen auch sehr gut ausleihen könnt. Wer Lust hat, kann sich bei der Tourismusinformation in Luxemburg auch einen Rad-Führer buchen, das lohnt sich jedoch erst ab einer bestimmten Anzahl von Radl-willigen.
Radrundfahrt durch Luxemburg
- Schwierigkeit: Mittel
- Infrastruktur: Auf Fußgänger und gepflasterte Straßen aufpassen!
- Fahrradleih: Möglich (Siehe Hinweise im Text)
Mit dem Fahrrad am Strand von Litauen
Litauen könnte man topografisch mit Deutschland vergleichen. Es gibt flache Regionen, es gibt hügelige Regionen, und es gibt viele Möglichkeiten, auch Rad zu fahren. Ich war mit dem Rad an der kurischen Nehrung unterwegs. Fahrradwege an sich gibt es zwar nicht, die Straßen sind jedoch recht breit und in den meisten Fällen auch sehr gut ausgebaut.
- Schwierigkeit: Leicht
- Infrastruktur: Perfekt fürs Radeln
- Fahrradleihen: Wissen wo !
Geheimtipp zum Radfahren: Belgien
Belgien ist zumindest im Norden genauso flach wie die Niederlande, ideal also für Radtouren. In Sint Niklaas gab es auf der Hauptstraße durchgängig einen separaten Radweg, der sich zwischen Straße und Gehweg befand.
Radfahren in St. Niklaas
- Schwierigkeit: Leicht
- Infrastruktur: Perfekt fürs Radeln
- Fahrradleihen: Am Sonntag schwer machbar
Endlich habe ich den Beitrag zum Radfahren in Europa gefunden, den ich gebraucht habe. Ich werde die neuen Informationen verinnerlichen. Danke für die tolle Arbeit!
Mein Mann und ich möchten im Sommer einen Aktivurlaub machen und denken darüber nach, ein Hotel in Österreich zu buchen. Wir möchten unsere Fahrräder mitnehmen, obwohl es bestimmt auch die Möglichkeit gäbe, sie vor Ort auszuleihen. Die Strecke von Spitz nach Krems sieht sehr schön aus und klingt nicht sehr anspruchsvoll zu sein.
Ja mega! Super Beitrag danke dafür. Jetzt hab ich auch wieder ein Ziel für meine nächste Tour! Grade bin ich dabei mir über einen Bikeverleih verschiedene Bikes auszuleihen. Ich hätte schon gerne wieder ein Mountainbike, habt ihr gute Tipps? Lieben Dank Tom
Schöne Übersicht. Ich bin noch in anderen Ländern gefahren. Vor allem mochte ich von der Radinfrastruktur die Niederlande und Belgien. In beiden Ländern war es nicht nur gut, weil es flach war. Überall gab es tolle und gut ausgebaute Radwege.
Katastrophal war es in London, da ist das Radfahren ein reiner Überlenskampf. Man fährt meistens mit dem sehr heftigen Autoverkehr. Man muss sich da wirklich durchkämpfen.
In Frankreich gibt es auch den ein oder anderen Flußradweg, aber man könnte es vor allem im Süden noch ausbauen. Ich bin da oft die National gefahren.
Die Schweiz hat eine sehr gute Radinfrastruktur teilweise. Aber mir führt sie noch zu viel direkt an Straßen und durch die Städte hindurch (wo es oft Fahrradwege gibt wie z.B. in Basel oder Bern). Ich finde in Deutschland hat es mehr landschaftlich schöne Radwege, die abseits der Straße führen und wo man auf dem Feldweg die Natur genießen kann.
In Österreich ist es ähnlich wie in Deutschland. Eine ganz tolle und schöne Rad-Stadt ist Wien. Wie in der Schweiz sind die Alpen natürlich immer etwas besonderes.
In Triest in Italien war ich noch, da gibt es gar keine Fahrradwege. Überland fährt sich es ganz gut, aber dennoch weitgehend ohne Infrastruktur. Allerdings: In Südtirol gibt es tolle Radwege. Darf man nicht vergessen, dass das ein Teil Italiens ist. Ist natürlich auch wegen des Outdoor-Tourismus dort so.
Litauen bin ich auch gefahren einmal von Klaipeda aus. Da gibt es auch einen schönen Radweg. Teilweise an der Straße entlang. Aber ganz gut eigentlich.
Ach, und Polen noch vergessen: Da gibt es Licht und Schatten. Sehr gute Radwege, aber auch Holperpisten. So wie in Brandenburg z.B. oder Sachsen-Anhalt.
Innerhalb Deutschlands gibt es ja auch große Unterschiede, finde ich. etc.
Ach, ich könnte ewig weiterschreiben. Reicht jetzt. :)
Hallo,
Ich bin ganz angetan von der Ausführlichkeit und Beschreibung dieser Touren. Klasse!
Gruß,
Martin
Vielen Dank! Über solche Komplimente freut man sich nach knapp 4 Stunden arbeit + das Radeln ;) doch sehr !
Hach wie cool! Da bekomme ich ja direkt Bock auf eine Radtour durch eine fremde Stadt.
Ne Stadtführung per Rad ist sicher klasse.
Liebe Grüße
Christina
Hey Christina, in einer flachen Stadt wie in Amsterdam oder Zaandam kann ich mir das auch gut vorstellen. Schwieriger ist es dann schon in so Städten wie z.b. Budapest oder Prag, wo es Berge hochgeht…