Salvador Dali: Markenzeichen Schnurrbart
Vorhang auf für einen großen Künstler, der großartige Kunstwerke schuf: Salvador Dalí. In seinem Museum in Figueras in Katalonien, das nach seinen Plänen gebaut wurde, sind viele seiner Surrealismus-Werke ausgestellt.

Entspannt hat sich der exzentrische Künstler in einer Villa im nahe gelegenen Küstenort Portlligat. Und genächtigt hat er – wenn er eine Einladung erhielt – im Gala-Dalí-Schloss in Púbol. Eine Spurensuche und Annäherung an den Künstler, der das Image eines Verrückten perfekt pflegte.

Vermutlich würden die meisten Menschen jemanden, der mit einem Ozelot als Haustier durch die Straßen läuft und mit ins Restaurant nimmt, als verrückt bezeichnen. Nun, genau das hat Dalí mit seinem Ozelot namens Babou gemacht. Er behauptete, der Ozelot sei ein Symbol seiner Wildheit und Exzentrik.
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Antennenempfänger für die kosmischen Strahlen
Auch sein ikonischer, nach oben gezwirbelter Schnurrbart war weit mehr als ein modisches Statement, sondern Teil seiner Selbstdarstellung. „Mein Schnurrbart ist mein Antennenempfänger für die kosmischen Strahlen“, pflegte er zu sagen. Bei seinen Dinnerpartys mussten sich die Gäste auf einiges gefasst machen, denn er baute bizarre Elemente ein wie lebende Frösche oder Krabben als Dekoration.

Bewusste Provokation
Inspiriert von Freuds Psychoanalyse hatte Dalí zudem eine Faszination für Tabuthemen. Seine Kunst, die oft Traumwelten, sexuelle Symbole und irrationale Szenen darstellte, wurde stark vom Surrealismus UND Freuds Psychoanalyse beeinflusst. Diese Werke können – und das liegt beim Betrachter – entweder als Ausdruck eines unkonventionellen Geistes gesehen werden oder als „verrückt“. Auf jeden Fall hat Dalí seine Exzentrik bewusst eingesetzt, um die Grenzen von Kunst und Gesellschaft auszuloten.
Ganz gezielt ging er dabei über die Konventionen der Gesellschaft hinaus. So sprach er offen über Exkremente und integrierte sie sogar in seine Kunst, etwa in symbolischen Darstellungen. Das war für die damalige Zeit, nach dem Zweiten Weltkrieg, extrem schockierend. Heutzutage werden Exkremente in die Kunst oft aus Verzweiflung eingebaut, weil die Kunst selbst Mist ist. Das lässt sich von Dalis Kunst nicht sagen. Sie war und ist wegweisend.

Im medizinischen Sinne war Dali sicherlich nicht verrückt. Aber mit vielen Aussagen spielte er bewusst mit der Wahrnehmung seiner geistigen Verfassung und verstärkte sein Image als Genie an der Grenze zum Wahnsinn. So sagte er: „Der einzige Unterschied zwischen einem Verrückten und mir ist, dass ich nicht verrückt bin.“
Multitalent Dali
Dali ist so etwas wie ein Schweizer Offiziersmesser. Der Künstler, am 11. Mai 1904 geboren und am 23. Januar 1989 gestorben, war nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer, Filmemacher, Designer und Schriftsteller. Er schuf Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Installationen, Hologramme und Fotografien. In seinem letzten großen Werk, der Gestaltung seines eigenen Museums in Figueres, sind Werke des Multitalents mit dem großen Hang zur Selbstinszenierung zu bewundern.

Das Teatre-Museu Dalí gilt als das größte surrealistische Objekt der Welt, wurde 1974 eröffnet und befindet sich in einem ehemaligen Theater, das während des Spanischen Bürgerkriegs zerstört wurde. Dalí wählte diesen Ort, da hier seine erste Ausstellung stattfand, und gestaltete das Gebäude, um Besucher in seine surreale Welt eintauchen zu lassen. Der Künstler schaut sozusagen von unten dem regen Treiben im Museum zu, denn er ist in einer Krypta unter der Kuppel des Museums begraben.
- Adresse: Plaça Gala-Salvador Dalí, 5, 17600 Figueres, Girona, Spanien.
- Öffnungszeiten: Variieren je nach Saison, üblicherweise 10:00–18:00 Uhr (letzter Einlass 45 Minuten vor Schließung). www.salvador-dali.org.
- Tickets: Online-Kauf wird empfohlen, um Wartezeiten zu vermeiden. Tickets sind auf der Website erhältlich.
- Führungen: Geführte Touren sind verfügbar und können vorab online gebucht werden. Im Sommer werden besonders empfohlene nächtliche Führungen angeboten.
Das Museum beherbergt die weltweit größte Sammlung von Dalí-Werken mit über 1.500 Exponaten. Es umfasst Werke aus allen Schaffensphasen Dalís, von frühen Arbeiten wie Port Alguer (1924) bis zu späteren Werken wie Die Schwalbenschwanz (1983).

Zu den ikonischen Werken zählen eine Installation im Innenhof mit einem schwarzen Cadillac und surrealen Elementen, der Mae West Room: Das ist eine 3D-Installation, die mit Möbeln wie dem lippenförmigen Sofa das Gesicht von Mae West darstellt, wenn man es aus einem bestimmten Winkel betrachtet.

So exzentrisch Dali auch war, seine Größe zeigt sich auch darin, dass er Werke anderer Künstler ausstellt, die er bewunderte, wie El Greco, Marcel Duchamp und Antoni Pitxot.
Das Dalinianische Dreieck
Das Museum ist Teil des „Dalinianischen Dreiecks“, zusammen mit der Casa-Museu Salvador Dalí in Portlligat und dem Gala-Dalí-Schloss in Púbol.

Vom Museum in Figueres dauert die Fahrt nach Portlligat rund eine Stunde mit dem Auto.
Hier in Portlligat, hat der exzentrische Schnurrbartkönig sein eigenes surrealistisches Wunderland erschaffen und ein Fischerhäuschen in ein labyrinthartiges Kunstwerk verwandelt, das so verrückt ist wie der schmelzender Wecker, einem seiner berühmtesten Kunstwerke Jede Ecke des Hauses schreit förmlich „Dalí!“ – angefangen bei der eiförmigen Bibliothek bis zum Pool, der aussieht, als hätte ein Riese seine Badewanne dort vergessen.
Schlendern durch einen Irrgarten
Der Garten ist ein Skulpturenparadies, wo Flamingos und riesige Eier um die Wette posieren. Dalí lebte hier von 1930 bis 1982 und ließ seiner Fantasie freien Lauf. Besucher schlängeln sich durch enge, verwinkelte Gänge, um auf eine Einrichtung aus einem Mix aus barockem Kitsch, surrealen Skulpturen und einem ausgestopften Bären zu stoßen.

Gala stand Salvador in Sachen Exzentrik nicht nach
Bislang ist der Name Gala noch nicht gefallen, Salvadors Dalis Muse. Die Dame war nicht weniger exzentrisch als er. Beweis dafür ist das Gala-Dalí-Schloss in Púbol, sozusagen ein echter Liebesbrief in Stein, den Salvador Dalí Gala gewidmet hat rund 40 Kilometer südlich von Figueres. Die Diva hat ihren eigenen Palast verlangt, bekommen und dann komplett mit plüschigen Sesseln und exzentrischen Kunstwerken ausgestattet.

Gala ließ Dalí nur mit schriftlicher Einladung in ihr Schloss in Púbol. Die Gärten rund ums Schloss sind ein Labyrinth, während man drinnen ihre Sammlung an Klamotten bestaunen kann – so extravagant, dass vermutlich selbst Lady Gaga vor Neid erblassen würde.

Hier ist der Andrang nicht so groß wie in Figueres oder Portlligat. Wer sich ein umfassendes Bild über den genialen, verrückten Künstler Salvador Dali verschaffen möchte, sollte auf jeden Fall alle drei Orte besuchen.
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