Es ist 10 Uhr morgens. Nach einer Nacht im Zugabteil und dem Frühstück in der Ess-Bahn sind wir fit für den Tag. Vor unserem „Schlafzimmer“ machen sich schon zahlreiche Gruppen mit Großdraisinen an die Arbeit und auch wir wollen dem Schweinehund ein Schnippchen schlagen. Aber es ist Wochenende und so fangen wir „ruhig“ an. Kein Triathlon, sondern eine 3-Zeps-Tour steht auf dem Programm.
Neugierig schauten wir natürlich vorher nach, was uns erwartet. Ein paar Kilometer auf einer Draisine, einem Fahrrad und einem sogenannten Hydrobike – sollte ja wohl zu schaffen sein. Nur dieses Fahrrad fürs Wasser war von Beginn an für mich ein kleines Mysterium.
Dann schon die erste Überraschung – die Einweisung kam vom Erlebnisbahn-Chef Oliver Victor persönlich! Eine Kleindraisinen wartete auf uns. Wir erhielten eine kurze Einweisung und schon ging die Fahrt los ins 4,5 km entfernte Ratzeburg. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, allein auf der Draisine zu sein. Doch schnell merkten wir, das Draisine-Fahren Teamsport ist. Mit uns an Bord war ausgerechnet das Paar, welches die Nacht zuvor „im Koffer“ verbracht hatte. Eine wunderbare Gelegenheit also für einen Erlebnisbericht aus erster Hand – so wie die beiden geklungen haben, wird der Koffer wohl sicherlich weiterempfohlen werden.
Schon auf den ersten Metern auf der Draisine merkten wir, wie sehr diese Art der Fortbewegung in die Arme geht – die ersten Muskeln waren also im Einsatz. Zum Glück hatten wir einen männlichen Mitfahrer, der ordentlich pumpen konnte. (Achtung: Fachsprache!) Nach wenigen Metern kamen wir am ersten Bahnübergang an. Anders als bei „normalen“ Zügen müssen hier nicht die PKW vor der Schranke warten, sondern die Draisinen.
Einer der Mitfahrer hat nun die verantwortungsvolle Aufgabe in eine orange Warnweste gehüllt und mit Fahne bewaffnet den Bahnübergang zu sichern, während die anderen die Schranken öffnen und die Draisine über die Straße schieben. Nachdem die zweite Schranke wieder geschlossen ist heißt es „Aufsitzen!“(wobei es nicht wirklich Sitze auf der Draisine gibt) und weiter geht die rasante Fahrt. Noch 3 weitere Male mussten wir stoppen und während wir von Regionalzügen auf dem Nachbargleis überholt wurden und die Landschaft genossen, vergingen die 45 min Fahrt wie im Flug.
Da standen wir nun am Bahnhof… Doch wo sind unsere Fahrräder ? Wir beschließen einer Gruppe von Mitvierzigern zu folgen und tatsächlich… Im Bahnhof wird uns geholfen. Das innere ist übrigens recht nett und an einigen Stellen auch noch richtig urig eingerichtet. Auf die Frage nach unserem fahrbaren Untersatz lernen wir eine sehr liebe Mitarbeiterin kennen, die uns gleich auch noch erzählt, das sie im Winter häufig auf Weltreise ist.
Wie cool! Ich weiss gar nicht wie lange wir redeten, aber irgendwann hatten wir unseren Drahtesel und eine Wegbeschreibung für den 2. Teil unserer Tour. Auf der Bahnhofsallee fuhren wir mitten durch die Stadt geradewegs zu auf den berühmten Insel-Teil der Stadt mit seinem charakteristischen Dom. Da es inzwischen begonnen hatte zu regnen, beschlossen wir, uns vor dem Umstieg auf’s Hydrobike in der Fischerstube direkt am Hafen zu stärken. Zu essen gab es natürlich Fisch aus dem Ratzeburger See! Wer sich stärken will, sollte hier einkehren.
Nach der Rast und inzwischen auch ohne Wasser von oben radelten wir zum Strandbad um unsere Tour auf dem Wasser fortzusetzen. Die dunklen Regenwolken hatten sich zwar noch nicht verzogen, aber wir sind ja schließlich nicht aus Zucker. Die Aussage von dem netten jungen Mann, der uns die Hydrobikes übergab hätte uns allerdings aufhorchen lassen müssen. So wurden wir am Steg verabschiedet mit Tipps für die beste Rückwärtsroute „falls der Wind stärker wird“ und einem kurzen Crashkurs zum Thema „Aus welcher Richtung treffe ich die Wellen richtig“…
Kaum saßen wir auf unseren Wasserfahrrädern wurde der Wind ein wenig stärker und es begann auch schon wieder zu regnen. Aber wie schon erwähnt, sind wir ja nicht aus Zucker. Also hieß die Devise: kurz raus auf den See (damit wir wenigstens sagen konnten, dass wir Hydrobike gefahren sind…), ein Foto der berühmten Dom-Ansicht schießen und ab zurück ins Trockene. Aber Pustekuchen!!!
Wie ich schnell feststellte, ist SCHNELL mal raus aufs Wasser und wieder zurück an den Strand bei sturmähnlichen Begebenheiten und den damit einhergehenden Wellen nicht machbar. Zudem musste ich mich als Landratte, und ohne Erfahrung mit Wasserfahrzeugen jeglicher Art, plötzlich damit auseinandersetzen, dass ich die rund 30 cm hohen Wellen senkrecht zu treffen hatte und nicht parallel. In Anbetracht der Windrichtung und der Zielrichtung war dies für einige Minuten ein fast aussichtsloser Kampf. Ich versuchte mehrmals vergeblich zu wenden, aber immer wieder traf mich eine Welle auf die Längsseite und brachte mein Gefährt bedrohlich ins Schwanken….Auch Janett hatte so ihre Probleme. So allein auf nem See bei Sturm und ohne Aussicht auf Besserung… Ich befürchtete schon das schlimmste. Wir konnten es zwar beide verhindern zu kentern und kamen, soviel sei verraten, nach einer gefühlten Ewigkeit wohlbehalten wieder am Ufer an, doch das ein oder andere Mal war es doch höllisch knapp. Von Todesangst zu sprechen ist vielleicht ein wenig übertrieben (schließlich trugen wir Schwimmwesten…), aufregend war es allemal, da ich mich zwischendurch einige Male schon IM Wasser sah.
Pitschnass waren wir nach diesem 15minütigen „Ausflug“ auch ohne Bad im Ratzeburger See. Die durchgeweichten Hosen, Socken und Schuhe mussten nun erstmal ausgetauscht werden und so befanden wir uns kurze Zeit später auf einem unverhofften Shopping-Trip im „MC“, dem Mode-Centrum von Ratzeburg. 45 Minuten später und 100€ „leichter“ waren wir wieder trocken und beschlossen die Inselstadt auf dem sicheren Landweg noch etwas zu erkunden. Natürlich war der Dom unser Ziel und nun klappte es bei strahlendem Sonnenschein auch mit den Postkarten-Fotos. Auch ein Spaziergang durch die knuffigen Altstadtgässchen lohnen sich!
Es war bereits später Nachmittag als wir uns zurück auf dem Rückweg nach Schmilau machten. Der letzte Teil der Tour führte uns durch den Wald entlang des Küchensees. Das Adrenalin verschwand langsam vollständig und wir genossen die Ruhe zwischen all den Laub- und Nadelbäumen. Nach all der Aufregung gönnten wir uns nach Halbzeit der Strecke einen Zwischenstopp in der Farchauer Mühle. Mehrfach wurde uns der Stachelbeer-Baiser empfohlen – klar doch, das wir uns den nicht entgehen lassen konnten. Dannach hatten wir dann wieder genug Energie die Rückfahrt nach Schmilau anzutreten und die (zugegeben wenigen) Berge auf den letzten Kilometern hinter uns zu lassen.
Unterwegs hatten wir dann doch noch eine Schrecksekunde, da uns ein riesiges lautes und rotes Gefährt in hoher Geschwindigkeit entgegen kam. In Erwartung dessen, was da vom Hügel hinunter fuhr, machten wir Platz und konnten uns ein Lächeln nicht verkneifen, als ein sogenanntes 6Team-Bike entgegen kam. (Eine Art Rundfahrrad für 6 Personen)…
Wer sich übrigens nicht auf die eigenen Muskeln verlassen will/kann, kann sich in Schmilau auch an elektronischen Fortbewegungsmittel versuchen. Eine Tour mit „ELMOTO“ – einem Elektronikmofa, mit Pedelecs oder mit den Think City Autos lässt auch abseits der Schienen die Mobilität nicht fehlen. Elmoto könnt ihr mit dem normalen Führerschein ausprobieren, wer also mit dem Mofa durch die tolle lauenburgische Region cruisen will…
Wichtige Tipps für Aktivitäten rund um Ratzeburg und Schmilau:
- Die Kleindraisinen sind für 4 bis 6 Personen ausgelegt. Zu zweit geht auch – dann ist allerdings Ausdauer und Kraft gefragt. Zu sechs wird es nach unserem Eindruck recht eng auf dem Gefährt.
- Der Ausflug mit dem Hydrobike ist vor allem bei Sonnenschein empfehlenswert. Auch wenn sich die Gefahren in Grenzen halten, für unerfahrene „Wasserradler“ wartet bei schlechtem Wetter die eine oder andere Schrecksekunde. Alternativ kann man auch Kajak fahren.
- Unbedingt eine Kaffeepause in der Farchauer Mühle einplanen – der Stachelbeer-Baiser ist köstlich!
- Immer mal wieder gibts auf der Seite vom Erlebnisbahnhof interessante Bundles (z.b. die Elektrotage).
- Auf der Tour durch den Wald könnt ihr gerne auch mal einen Stopp an den ruhigen Badestränden am Küchensee einplanen. Seele baumeln ist hier easy.
[…] Monique berichtet von unserer Trizepstour im Herzogtum Lauenburg […]
[…] Auch ins Landesinnere gibt es coole Regionen. Wie wäre es mit einem Trip in das Herzogtum Lauenburg? […]
interessante kombination die sicherlich viel spaß gebracht hat
Das auf jeden Fall. Schon mal was ähnliches ausprobiert ?