Es ist Sonntag nachmittag, als ich vorbei an einer überdimensionalen Erdbeere auf den Spargel- und Erdbeerhof von Hochwald in Uedem fahre. Es ist nach 16 Uhr und noch immer kommen Kunden und kaufen „schnell mal Spargel“. Auch ich betrete kurz darauf den Hofladen der Familie Poen. Sofort bleiben meine Augen an dem tollen Porzellan, an den coolen Taschen und an den tollen Blumengestecken hängen. Ich überlege gerade ob ich das eine oder andere kaufen möchte und werde in diesem Moment unterbrochen. „Kann ich Ihnen helfen?!“ kommt eine Stimme von der Theke.
Ich stelle mich vor und entdecke bei dieser Gelegenheit die Schälchen voller Erdbeeren und die Auslagen voller Spargel und bekomme ja doch irgendwie Hunger. Keine zwei Minuten später sitze ich dann bei Kaffee und Kuchen im privaten Hof der Familie. Es wird über die Pläne zum Hof-Fest geredet und irgendwie habe ich das Gefühl, das ich diese Familie schon ewig kennen würde – selbst der Hund des Hauses kommt neugierig angetappelt.
Inhaltsverzeichnis
„Du willst dich also als Spargelstecher versuchen?“
Die Frage hatte ich schon erwartet. Doch ich bin vorbereitet: „So schwer kann das nicht sein – ich muss nur wissen, welchen Spargel ich ernten muss“ Und prompt bin ich unterwegs mit Hendrik und seiner Freundin (die für die Produktion zuständig sind) und Rachel – der Tochter des Hauses, die im Vertrieb ihre Heimat gefunden hat. Unser Ziel ist ein Spargelfeld – 4 Jahre alt.
Hendrik erklärt mir auf dem Weg dorthin wie das mit dem Spargel so funktioniert. Ich bin überrascht, wie wenig ich über den Asparagus officinalis weiß. Dachte ich bisher, das die Pflanzen so „möhrenähnlich“ wachsen, erfahre ich nun, das es eine Wurzel gibt, die knapp 9 Jahre jedes Jahr aufs neue fleißig Spargel „wirft“. Ich lerne etwas über Qualitätskriterien und warum über so vielen Felder eine Plane gespannt ist. (wenn es interessiert, ich habe es in den Infos unten noch mal erläutert).
Der Erdhügel ist schnell freigelegt und Hendrik zeigt mir das „Handwerkszeug“: Handschuhe, einen Spargelstecher, eine Maurerkelle und einen Korb. „Und jetzt?“ – Ich sehe nur Erde… doch schnell macht mich Rachel darauf aufmerksam, das dort lauter kleine „Spargelköpfe“ herausschauen. Und grundsätzlich sieht das mit dem Spargelstechen einfach aus.
Spargel freibuddeln, Stecher ansetzen und ab dafür.
Erde wieder drüber und weiter. „So und jetzt du!“ Also mache ich mich an meinen ersten Spargelstech-Versuch. Fast komm ich mir wie ein Archäologe vor, der sanft die Erde entfernt und es dauert gefühlte Ewigkeiten, bis ich meinen ersten Spargel freigelegt habe. Ich setze an und steche zu. Keine Sekunde später habe ich meinen erst selbst-geernteten Spargel in der Hand. Rachel schaut ihn sich näher an. „Der ist recht dünn und kurz – höchste Güteklasse wäre der so nicht!“
Ich bin dennoch stolz und probiere noch zwei drei mal – nicht ohne zu merken, dass das hier draußen auf dem Feld schon keine leichte Arbeit ist.
Ich gebe gerne zu, das ich wohl zum Spargelstechen nicht geeignet bin – und wir gehen hinüber zu den Erdbeeren. Die ersten roten sind schon zu sehen, und ich bin versucht, mich längs auf das Stroh zu schmeißen und naschender-weise durch die Reihen zu robben. Ich halte mich aber zurück – wohl wissend – das die Erdbeersaison gerade erst anfängt. Für die Erdbeerfelder gibts dann sogenannte Wägelchen – auf denen man durchs Feld fährt…. Einfach sieht das auch nicht aus!
Das die Arbeit auf dem Hof damit noch längst nicht erledigt ist, erfahre ich kurze Zeit später – als wir zum Kühlhaus und zur Sortieranlage kommen.
„Feuchte und kühle Luft ist für guten Spargel ganz wichtig!“
Berichtet mir Rachel und gibt mir den Tipp deshalb die Stangen auch daheim immer kühl und feucht halten. Ich berichte ihr das ich den immer in den Kühlschrank gestellt hab. „Ist nicht ganz falsch, aber ein feuchtes Handtuch darum hält ihn länger frisch“ erklärt Sie mir anschließend.
Die Sortieranlage hilft dann übrigens „halbautomatisch“ bei der Vermessung des Spargels, aber sehr viel muss auch hier noch von Hand gemacht werden. „Viele wissen nicht, warum Spargel so teuer ist, aber so viel ist hier Handarbeit.“ Denn auch das Schälen, was dann im Laden passiert und dank besonderer Schälmaschine ziemlich beeindruckend wirkt – muss immer von einer Mitarbeiterin betreut werden.
„Hast du Lust mit uns Spargel zu kochen?“
Eine Antwort wird kaum abgewartet, schon lande ich in der Küche der Familie Poen. Und kurze Zeit später zupf ich Salat – wie ich es liebe ;). Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen höre ich „In der Spargelsaison ist es selten, das wir hier so entspannt sitzen, da gibt es kein Wochenende und auch abends müssen Pläne gemacht werden, Auslieferungen geplant werden.“
Gegen halb neun abends fahre ich dann nach Haus. Nicht ohne einen Kilo Spargel und ein paar Erdbeeren natürlich. Wer weiss, was jetzt mit „meinem Spargel“ passiert – vielleicht habt ihr den ja heute schon auf dem Teller ?
Rund um Spargel und Erdbeeren aus Uedem
- Wer ebenfalls einen Blick hinter die Kulissen eines Spargelhofs werfen möchte, sollte das Hoffest am Pfingstsonntag nicht verpassen. Neben zahlreichen coolen Attraktionen für Groß und Klein könnt ihr bei einer Hofführung auch einen Blick hinter die Ladentheke werfen und den Weg des Spargels oder der Erdbeeren mitverfolgen.
- Eine besonders coole Aktion solltet ihr euch für diesen Hof-Tag ebenfalls vormerken – es gibt die Möglichkeit – frühe Kartoffeln selbst zu ernten. Wer es lieber etwas entspannter angeht, kann vom großen Erdbeerstückchen naschen oder über den Kunsthandwerkermarkt bummeln. Das Hoffest dauert von 10 – 20 Uhr und findet jedes Jahr am Sonntag zu Pfingsten statt. – übrigens auch ein toller Tipp für Familien !
- Wer zu Pfingsten keine Zeit hat, kann auch an anderen Terminen in der Saison einen Blick hinter die Kulissen werfen. Ab 6 Personen werden kostenlose Hof- und Feldführungen angeboten.
- Die Planen über dem Spargel dient dem Schutz vor Verbrennungen und Wettereinflüssen. Mit einer hellen und dunklen Seite kann hier auf alle Wetter-Eventualitäten reagiert werden und natürlich bleiben auch so die Nährstoffe und die Feuchtigkeit – wo sie in den Wällen hingehört. Übrigens – Wasser ziehen sich die Pflanzen aus den Gruben neben den Wällen – ich war überrascht wie feucht der sandige Boden in den Wällen doch war.
- Das Rezept zum Erdbeer-Spargelsalat: Tomaten, Grüner Salat, Erdbeeren, Pinienkerne und grüner Spargel (der angebraten und nicht gekocht wird), dazu Essig und Öl – gut vermengen und je nach Bedarf abschmecken – super lecker und bekömmlich !
- Für alle Erdbeerfans unter euch noch ein Tipp. Ende Mai werden einige Erdbeer-Felder auf dem Spargelhof Poen zum „Selbsternten“ freigegeben. Einfach ein Gefäß auswiegen lassen und damit Pflücken. Naschen ist natürlich auch erlaubt.
- Während der Spargelsaison (April – Juni) ist der Hofladen jeden Tag geöffnet. Ein Besuch lohnt sich, nicht nur wegen Spargel und Erdbeeren !
- Heike hat sich ein Museum mit Niederrheinischer Seele angeschaut
- Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte sich auch die Cabrio-Tipps für den Niederrhein von Tanja anschaue
- Tina hat ein paar wirklich gute Spargelrezepte.
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Offenlegung: Im Rahmen einer von #DeinNRW initiierten „Genuss in NRW“ Blogger-Reise durfte ich den Niederrhein erobern. Vielen Dank auch an Die Genussregion Niederrhein, Niederrheintourismus und NRWTourismus sowie an Famile Poen für die tolle Organisation!
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Jeden Morgen, wenn ich den Spargelfeldern vorbei fahre, bewundere ich jedes Mal die viele Mühe und Arbeit die hinter dieser Delikatesse steht. Danke für Deinen Einblick hinter die „kulinarischen Kulissen“. Ich liebe Spargel, am liebsten vom Nachbarhof statt aus dem Supermarkt – und das schmeckt auch noch viel besser! :-)
Da fühlt man sich, als wäre man dabei gewesen. Nur schade, dass ich jetzt Appettit auf die ganzen leckeren Schlemmereien habe. ;) Der Bericht erinnert mich aber auch daran, wie ich mit meinen Jungs vor vielen Jahren im Urlaub in Matrei Erdbeeren pflücken war. Sie haben schon auf dem Feld mehr gegessen, als in den Korb gepasst hätte und am Ende waren sie absolut überfressen. :D
Ein schöner und anschaulicher Bericht – da wär ich gern dabei gewesen… nicht nur wegen der kulinarischen Genüsse.
Und Salat mit Spargel und Erdbeeren, den gibt es bei uns auch öfter. Schon weil manchmal die Spargelstangen zu lang für den Topf sind und die Enden einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden müssen. Schmeckt auch mit weissen Spargel(enden – gekocht) und sehr lecker mit gutem Balsamico-Essig!