Ich mag keine Menschenmassen. Das war schon vor Corona so und das wird nach der Pandemie nicht anders sein. Ich bin sicherlich nicht menschenscheu, aber eine übervolle Innenstadt und ein gut besuchtes Einkaufszentrum sind keine geeigneten Orte für mich. Irgendwann im letzten Jahr reifte in mir dann eine Idee. Warum nicht über ruhige Orte in NRW schreiben?
Gerade in Ballungsgebieten ist das gar nicht so einfach. Und doch – es gibt Sie. Orte die zwar besucht werden jedoch selten überlaufen sind. Rückzugspunkte, die helfen auf das wichtige zu fokussieren und die innere Mitte zu finden. Oder so.
Inhaltsverzeichnis
Wann Ruhige Orte in NRW auch wirklich ruhig sind
Gleich vorab will ich euch die Illusion nehmen dass ihr in NRW Orte findet, an denen ihr komplett einsam seid. Vor allem hier im Rheinland, aber auch im Ruhrgebiet und in allen weiteren Ballungszentren gibt es viele „Ruhesuchende“. Wer also am Sonntag nachmittag bei schönstem Wetter loszieht und dann auch möglichst vor der eigenen Haustür einen Ort der vollständigen Einsamkeit sucht – dem kann ich leider nicht helfen.
Wir machen Wandertouren häufig am Samstag nachmittag und haben damit in Sachen Entspannung vor allem im Rheinland sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch wenn das Wetter mal nicht so gut scheint – traut euch dennoch raus! Wellness und Co. genieße ich gerne an meinem freien Dienstag – ich weiss – diesen Luxus hat nicht jeder. Manchmal jedoch lohnt es sich Überstunden oder Urlaubstage genau für solche kleinen Auszeiten unter der Woche zu opfern.
Einen Nachmittag im Kloster Knechtsteden in Dormagen
Ein ganz besonderer Ort für mich war und ist immer noch das Kloster Knechtsteden in Dormagen. Die ehemalige Abtei aus dem frühen 12. Jahrhundert westlich von Dormagen gelegen strahlt einfach diese gewisse Ruhe aus, die ich brauche, um mich wieder „erden“ zu können. Gerade unterhalb der Woche ist es am Nachmittag sehr ruhig auf dem Klostergelände. Ein Waldgebiet schließt sich an, so dass man einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen kann.
Lecker essen geht hier übrigens auch – im Klosterhof Knechtsteden, dem ehemaligen Gästehaus. Am Wochenende ist es hier hin und wieder ein wenig belebter, das ein oder andere Theaterevent oder auch ein Trödelmarkt stehen hier schon mal auf dem Programm. Es mag am Klostergelände liegen, dass es mir auch dann hier nie besonders hektisch oder stressig vorkam. Durchatmen, Innehalten – selten habe ich dies so gut wie an diesem Ort tun können, so einfach kann Auszeit im Alltag sein. Mein Tipp? Im Sommer solltet ihr auch mal an dem kleinen Garten des Klosters vorbeischauen.
Natur und Entspannung pur auf dem Nordfriedhof in Köln
Ich bin gerne auf Friedhöfen unterwegs. Zum einen weil hier sehr viel spannende Geschichte zu entdecken ist, zum anderen aber auch deshalb weil es hier ruhig und entspannt zugeht. In Köln ist das vor allem am Wochenende nahezu unmöglich. Fast jede Grünfläche wird von den Kölner genutzt – mir als „Dorfmensch“ ist das oft schon fast zuviel.
Der Melatenfriedhof ist zwar der bekannteste Friedhof, dieser ist jedoch mittlerweile auch bei vielen Touristen beliebt und vor allem wegen zahlreichen Promi-Ruhestätten recht belebt. Wir haben vor zwei Jahren im Corona-Chaos durch Zufall den Nordfriedhof entdeckt. Auch hier ist man nicht alleine – dennoch ist das weitläufige Gelände unweit vom Ortsteil Nippes ein perfekter Ort der Ruhe in NRW. Wenn ihr übrigens noch mehr Friedhöfe in NRW entdecken wollt, ich habe über die letzten Ruheorte auch schon geschrieben. Denn nicht nur in Köln lässt es sich entspannt über den Friedhof wandern.
Wandertouren abseits der Massen
Noch vor 3 Jahren war hier in Dormagen rund um den Rhein so gar nix los. Kaum ein Mensch kannte die Wanderstrecken im „Grind“ und so waren Spaziergänge oft einsame und ruhespendende Momente. Das sind sie heute bei schlechtem Wetter immer noch. Bis auf ein paar Vögel und ein paar Hundebesitzer ist dann kaum jemand unterwegs.
Mittlerweile hat sich die Schönheit vom Grind jedoch bei den Düsseldorfern herumgesprochen – dennoch ist es hier nicht überlaufen. Wir meiden mittlerweile Sonntagsspaziergänge auf bekannten Wegen. Lieber entspannt am Samstag unterwegs und dann auch noch ein Plätzchen im Café bekommen. Ich stell euch hier drei Touren vor auf denen wir ohne Menschenmassen unterwegs sein konnten.
Ruhig wandern in Monheim
Ich weiss – mein Vorschlag zu einer Wanderung in Monheim klingt erst mal komisch. Und doch war unsere Tour am Rhein in Zeiten von Corona auch bei richtig gutem Wetter eine wirklich ruhige Tour (jedenfalls in weiten Teilen). Die meisten Menschen laufen gerne auf den Deichen rund um Monheim, wir jedoch sind auf Feldwegen am Monheimer Rheinufer entlang gegangen. Mir hat vor allem der Kontrast gefallen.
Auf der Monheimer Seite ist es grün und weitläufig – auf der anderen Seite des Rheins ist das Chemiewerk von Worringen. Wir sind dann nur ein kurzes Stück auf dem Deich gelaufen und dann über Feldwege zurück zur Altstadt von Monheim. Wenn ihr Lust auf diese Tour habt, hier könnt ihr sie nachlaufen.
Quer durch den Dünnwald bei Köln
Für Köln habe ich euch ja schon den Nordfriedhof empfohlen, ich habe im letzten Jahr jedoch noch einen anderen recht ruhigen Ort entdeckt. Ja, auch hier gibt es Passagen auf denen uns ein paar mehr Menschen begegnet sind – dennoch war die Tour trotz Sonnenschein, Hitze und Wochenende nicht wirklich überlaufen. Das schöne?
Auf der Tour sind wir nicht nur im schattigen Wald unterwegs gewesen, wir sind auch zu einem Bier eingekehrt und haben anschließend Wasserbüffeln beim Schwimmen zugeschaut. Die befinden sich im Naturschutzgebiet „Am Hornpottweg“ welches nur ein paar Meter vom Dünnwald entfernt ist. Die gesamte Tour könnt ihr hier finden.
Siegtal Rundwanderung
Eine wirklich traumhafte Wanderung haben wir 2021 im Siegtal erlebt. Auf unserer 12 Kilometer langen Tour sind wir im Dunstkreis der Stadt Blankenberg gewandert – auch einmal querfeldein und durch die Büsche, aber auf einer insgesamt wenig überlaufenden und wunderschönen Strecke direkt an der Sieg. Damals war leider die Burg in Blankenberg nicht geöffnet – dafür gab es Musik und Eiskaffee mit Blick auf ein Känguru.
Ja ihr habt richtig gehört – in Blankenberg leben zwei Kängurus. Und auch wenn es im Ort etwas voller ist, auch ein Bummel vorbei an Fachwerk und Co. sollten zu dieser Wanderung dazu gehören. Aufpassen! Die Tour hat einige Höhenmeter. Hier hab ich sie auf Komoot eingestellt.
Ein Sonnenbad an der Ruine von Kloster Heisterbach
Einen wirklich schönen Ort haben wir auf einer unserer Wanderungen im Siebengebirge entdeckt. Eigentlich haben wir nur am Kloster Heisterbach geparkt – die Neugier brachte uns jedoch dazu am Ende unserer Wanderung noch einen Abstecher ins Innere des Geländes von Kloster Heisterbach zu wagen.
Hier gibt es auch eine Gastronomie – was uns jedoch mehr fasziniert hat war die Ruine einer alten Kirche. Hier saßen eine Vielzahl von Menschen herum, manche hatten ein Buch in der Hand, andere sonnten sich nur und manche schauten sich neugierig das Gelände an.
Es war eine ganz besondere Atmosphäre, entspannt und ruhig, so wie das oft in Klostern der Fall ist. Durch das abendliche Licht und die erhabene Ruinenform war der Moment fast magisch. Definitiv bin ich nicht das letzte Mal hier gewesen.
Waldbaden in der Wahner Heide
Eigentlich ist es verrückt das ich die Wahner Heide zum Waldbaden empfehle. Denn zum einen ist der Wald Naturschutzgebiet, zum anderen heisst die Region ja „Heide“. Und doch weiss fast jeder Kölner wie schön das Naherholungsgebiet rund um die Heide ist. Das Gut Leidenhausen bietet rund um das Thema Wald und Heide viele Veranstaltungen an.
Ich war im letzten Jahr bei einer „Nachtwanderung mit Tierbeobachtung“ – es wird hier jedoch auch „Waldbaden“ angeboten. Oder „Achtsame Waldspaziergänge“. Wenn das keine Möglichkeit ist, um zur Ruhe zu kommen, dann weiss ich auch nicht. Für die meisten Termine ist eine Anmeldung empfehlenswert – mehr Infos bekommst du unter wahnerheide-koenigsforst.de
Ruhe in der Bibliothek
Ich selbst habe eine bibliothekarische Ausbildung. Daher weiss ich – das die meisten Büchereien und Bibliotheken ruhige Orte sind. In Düsseldorf hat in der ehemaligen Hauptpost Ende 2021 das KAP1 aufgemacht. Einen großen Teil des Hauses nimmt die Zentralbibliothek ein – auf zwei Etagen findet sich neben Romanen und Sachbücher auch Reiseliteratur, CDs und Spiele. Neben all diesen Medien gibt es aber auch viele Plätze zum gemeinsamen Lernen, viele Sessel und Couches zum chillen und ein wirklich schönes Café – das Xafé, in dem ihr zwischen Lektüre und Lehre entspannt einen Kuchen essen könnt.
Sehr beliebt waren auch die „Lernboxen“ – in diesen kleinen Räumen lässt sich ohne Umgebungsgeräusche und abgeschirmt in aller Ruhe lernen. Auf der Außenterasse im Zentrum der vierten Etage war ich komplett allein – was jedoch auch an der Jahreszeit liegen kann. So entspannt wie in dieser Bibliothek in Düsseldorf geht es in vielen Bibliotheken zu. Ruhe ist hier oft erstes Gebot. Einige Bibliotheken sehen noch dazu wirklich besonders aus. Kennt ihr schon meinen Artikel dazu?
Eine Tea-Time auf dem Neuhollandshof in Wesel-Bislich
Zugegeben – nicht jeder würde für eine Tasse Tee gleich mehrere Kilometer weit nach Wesel am Niederrhein fahren. Dennoch tut es manchmal ja auch gut – weit abseits der Probleme und des Stresses Zeit zu verbringen. Einen wirklich netten Nachmittag habe ich bei einer ganz besonderen Tea-Time auf dem Neuhollandshof in Wesel-Bislich erlebt.
Der Hof ist eigentlich ein klassischer Bauernhof – seit einigen Jahren gibt es dort jedoch auch ein Tee-Haus. Dort kam ich gestresst von den vielen Eindrücken am Niederrhein an – und wurde mit einer guten Tasse Tee und einem wirklich netten Gespräch wieder auf die entspannte Seite hinübergeholt. Hier finden auch regelmäßig Lesungen statt und Workshops. Über meine Erfahrungen auf dem Neuhollandshof habe ich auch ausführlich geschrieben. Die liebe Tanja hat übrigens eine ganze Sammlung an entspannten Teatime – Orten in NRW auf ihrem Blog aufgeschrieben.
Eine Wellness-Auszeit in NRW
Es ist leider schon wieder viel zu lange her das ich mir eine entspannte Auszeit genommen habe. Immerhin genieße ich jetzt regelmäßig Massagen und wenn die Zeit es zulässt gehe ich auch mal schwimmen – aber so ein richtiger entspannter und ruhiger Nachmittag in einem der zahlreichen Spa-Tempel von NRW ist leider schon viel zu lange her.
Ihr möchtet Tipps wo ihr entspannen könnt? Ich habe Wellness in Düsseldorf an verschiedenen Orten erlebt, kann das entspannte Wellness-Mädelswochenende in Bad Driburg empfehlen und auch für Köln und Bonn und Essen hab ich Spa-Tipps. Wer Ruhe haben will sollte sich auch eher einen Tag in einem Hotel-Spa gönnen. Die sind vor allem unter der Woche angenehm leer.
Etwas aktiver aber ebenfalls „ruhig“ nehme ich Yoga-Stunden war. Mittlerweile gibt es fast überall Yogastudios und sogar besondere Angebote wie „Yoga im Museum“ in Neuss. Die meisten Angebote müsst ihr zwar vorab buchen – dennoch ist dies auch oft „Spontan“ und für eine Probestunde möglich.
Liebe Janett,
dein Blog ist ein Segen.
Vielleicht hab ich‘s übersehen, vielleicht kannst du mir weiterhelfen.
Ich suche einen stillen Rückzugsort in der Natur zum meditieren und in die Ferne schauen. Ich muss und will mich erden, nachdenken, klar werden. Ein Kloster, eine Ruine, auf jeden Fall etwas mit Weitblick, wo ich mich als Frau dennoch in der Einsamkeit und Stille sicher fühlen kann, das suche und brauche ich. Ich komme aus Essen würde aber auch weiterfahren für einen ganzen Tag Auszeit. Kommt dir zu dieser Art der Suche vielleicht ein Ort in den Sinn?
Ich würde mich sehr freuen und sage vorab ein herzliches Dankeschön!
Hallo Sandra,
vielen Dank für deine Anfrage. Ich hab mir da mal ein paar Gedanken gemacht und mir ist auf Anhieb eher das bergische Land eingefallen. Wirklich hoch ist es da nicht, aber ich denke dort gibt es viele Orte der Ruhe. Burg Windeck und den Wald daneben fand ich sehr schön und entspannt – und Weitblick hast du da auch.