Der letzte Zug nach Sylt. Verpasst. Ein Erlebnisbericht.

Der letzte Zug nach Sylt. Verpasst. Ein Erlebnisbericht.

Mag sein, das ich vielleicht etwas naiv an die Sache gegangen bin. Um 16 Uhr in Düsseldorf losfahren und noch am gleichen Tag auf Sylt zu landen war wohl etwas utopisch gedacht. Klar – ich hätte fliegen können, aber als ich Anfang Dezember nach Verbindungen schaute, war schnell klar – 250 Euro für Hin- und Rückflug zahle ich nicht!

Außerdem fahre ich gerne mit der Bahn. Eigentlich.

So stand ich nun am Donnerstag vor Weihnachten am Düsseldorfer Bahnhof und wartete auf meine Bahn. In dem Moment, als angezeigt wurde – Ihre Bahn ist für den Nahverkehr freigegeben (es war ein ICE) und diese Bahn hat ca. 5 Minuten Verspätung – hätte ich schon ahnen können, was nun folgt. Aber ich denk ja immer positiv. Die etwas mürrische Bahnbedienstete gab dann auch an „MELDEN WIR VOR!“ und ich war mir sicher – den Anschluss in Dortmund erreiche ich noch.

Bahn verpasst

Kurz vor Dortmund dann die Durchsage – „Zug wartet leider nicht!“

Mööp. Noch doofer wurde das Gefühl, als unser Zug einfuhr und der andere noch auf dem anderen Gleis zu sehen war. Noch immer war ich positiver Stimmung – mit dem Zug eine Stunde später würde ich immer noch nach Sylt kommen – das muss doch klappen. Der EC aus der Schweiz hatte jedoch jede Pünktlichkeit verbüßt und kam mit 10 Minuten Verspätung in Dortmund an. „Holt er bestimmt raus!“ brummelte ich vor mich hin. Aus dem „Rausholen“ wurden am Ende 38 Minuten Verspätung, genau 23 Minuten zu viel für meinen Anschluss in Hamburg Altona.

Heut fährt kein Zug mehr nach Sylt – Was nun?

So stand ich nun am Donnerstag abend im strömenden Regen in Hamburg. Gestresste Menschen liefen an mir vorbei und ich fragte mich das erste Mal –  „Was hast du da für eine dumme Entscheidung getroffen?“. Ein bissl Angst war auch dabei, denn 10 Minuten vorher hatte ich im Lindner Windrose mein Hotelzimmer für die Nacht storniert – was also würde mit mir passieren ?

Ein Obdach für eine Nacht – das IC Hotel im Bahnhof Altona

Glücklicherweise (oder extra wegen diesem Fall) öffnete der Infostand der Bahn. Also stampfte ich mitsamt Gepäck erst mal zum Schalter – in der Hoffnung, das mir geholfen würde. „Sie kommen heut nicht mehr weg!“ Okay – guter Mann, das weiss ich schon – und was jetzt ? Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, das es keine Straße nach Sylt gibt. Nur via Fähre (über Dänemark), Bahn oder mit dem Flieger kommt man auf die Insel – all diese Optionen waren ausgeschöpft.

Bei der Bahn gibt es in dem Fall von „letzter Zug ist weg“ zwei Optionen. Entweder wird ein Taxi zum Zielort zur Verfügung gestellt oder aber man wird in eines der Partnerhotels untergebracht. So auch in diesem Fall. Innerhalb von zwei Minuten hatte ich einen Hotelgutschein in der Hand und beeilte mich, ins Intercity-Hotel am Bahnhof zu kommen. Auch die Dame dort half mir schnell weiter. „Sie kriegen ein schönes Zimmer“ und „Frühstück ist Inklusive“ waren Sätze, die den Abend noch einigermaßen retteten.

Hamburg bei Nacht hab ich mir dann gespart – lieber wollte ich früh auf die „INSEL“. Um 8:40 ging dann auch ganz entspannt meine Reise nach Sylt weiter.

Meine Empfehlung für Spät-Abend-Züge

  • Nehmt euch, sofern ihr sowas nicht sowieso dabei habt, ein Notfallpackage (Zahnbürste, Unterwäsche, T-Shirt) mit, wenn ihr die Vermutung habt, das es knapp wird.
  • Solltet ihr schon an eurem Startbahnhof erkennen, das Anschlüsse nicht klappen könnten, fragt nach, ob eine ggf. vorhande Zugbindung aufgehoben werden kann. So könnt ihr ggf. noch „schnellere Züge“ nutzen
  • Meldet euren knappen Anschluss frühzeitig im verspäteten Zug an, dort kann ggf. interveniert werden (Vormeldung), oder ein Servicemitarbeiter vor Ort kontaktiert werden.
  • In den meisten Fällen wird dann ein Taxigutschein ausgestellt, in meinem Fall hätte das jedoch nicht viel gebracht – Als Alternative wird dann ein Hotelgutschein ausgestellt. (Leider kommt das gar nicht so selten vor)
  • Mehr Infos zu den DB-Fahrgastrechten

Ist euch sowas auch schon mal passiert ??

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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