Schon seit 20 Jahren wohne ich nicht mehr am Fuße vom Kyffhäuser in Nordthüringen. Und doch habe ich das Gefühl weit mehr entdeckt zu haben als so mancher Einheimischer. Auf jeder Reise in die „alte Heimat“ bin ich auf Entdeckungsreise gegangen. Und meine Reise durch das Kyffhäuserland hört noch längst nicht auf.
Ich habe schon häufiger über Sehenswürdigkeiten rund um den Kyffhäuser geschrieben – eine Übersicht über meine Geheimtipps für die Region gibts nun endlich hier. Wenn ihr übrigens weiterführende Informationen sucht – selbige findet ihr in den verlinkten Artikeln.
Inhaltsverzeichnis
Der Kyffhäuser, 36 Kurven und ein ganz besonderes Denkmal
Das Kyffhäuserland hat einen Namensgeber der besser nicht sein könnte. Denn der Kyffhäuser ist nicht etwa das Monument, welches auf seiner Spitze steht, unter dem Kyffhäuser versteht man das bis zu 470 Meter hohe Mittelgebirge vor den Toren des Harzes. Für mich ist der Kyffhäuser meine Heimat. Meine Großeltern haben einst in einer Einliegerwohnung am Fuße des Kyffhäuserdenkmals gewohnt und mehr als einmal habe ich die 247 Stufen bis hinauf zur Kuppel erarbeitet. In meiner Jugend sind wir häufig mit der Schule durch die Wälder des Kyffhäusers gewandert, haben die Barbarossahöhle besucht und so manch spannende Dinge rund um den Ententeich entdeckt. Wiederentdeckt habe ich vor einigen Jahren die Burg Kyffhausen, die sich unterhalb des Denkmals befindet.
Und für mich entdeckt habe ich nach meiner zweiten Fahrstunde die 36 Kurven vom Kulpenberg bis hinunter nach Kelbra. Als Beifahrer sollte man gutes Sitzfleisch haben! Der Fernsehturm übrigens – der noch heute von weitem sichtbar ist – konnte in meiner Kindheit sogar besucht werden. Heute gibts hier nur noch Funkantennen. Schade :(
Das Kyffhäuserland mit der Barbarossahöhle und dem Barockdorf Bendeleben
Aber lasst uns doch ein wenig in der Umgebung des Kyffhäusergebirges herumreisen. Fahren wir zuerst in den Norden. Oder sagen wir mal, wir biegen am Ratsfeld auf der Mitte des Kyffhäusers in die kleine Seitenstraße ab. Lasst euch nicht von der Straße schrecken – am Ende der Straße warten zwei lohnenswerte Ziele auf euch. Wenn ihr nach rechts abbiegt fahrt ihr durch Steinthaleben in das Barockdorf Bendeleben.
Durch das kleine Dorf könnt ihr einen netten Rundgang machen und dabei unerwartet viele Barockhäuser entdecken. Am Schönsten ist die Orangerie mit einem tollen Park und auch der See am Schloss (dort ist heute ein Altenheim). Vor allem jetzt nach der BUGA ist hier Ruhe eingekehrt – ein perfekter Ort um zu verweilen.
Fahrt ihr zurück an der Kreuzung aber nach rechts dann kommt ihr nach knapp 2 Kilometern zum Parkplatz der Barbarossahöhle. Die habe ich leider viel zu lange schon nicht mehr besucht – sie ist jedoch wirklich sehenswert.
Vor ein paar Jahren hat direkt neben der Höhle das Infozentrum Geopark Kyffhäuser eröffnet. Der Eintritt ist frei und die kleine Ausstellung zur Geologie des Kyffhäusergebirges wirklich spannend! Hier bekommt ihr tolle Ideen für eure nächsten Wanderausflüge!
Und wenn ihr schon mal hier seid – die Bratwurst vor der Höhle ist wirklich legendär!
Wandern im Kyffhäuserland
Wer von hier aus übrigens nach Bad Frankenhausen wandert wird unterwegs vielleicht auch die sagenumwobene Prinzenhöhle entdecken. Auf jeden Fall ist die Strecke abseits der Straße in die Kurstadt wirklich gehenswert.
Überhaupt kann ich euch Wanderungen in und um den Kyffhäuser nur empfehlen. Fast überall seit ihr alleine unterwegs – die Strecken sind trotz Anstieg auch für Anfänger machbar und die Ausblicke lohnenswert.
Die Königspfalz Tilleda und der Südharz
Für uns gehts wieder zurück auf dem Kyffhäuser. Diesmal fahren wir Richtung Kelbra. Dort habe ich einst der Kelly Family am Staussee Kelbra gelauscht (nein ich war kein Fan), bin gefühlt 1000ende Male über die A38 und Landstraßen in Richtung Nordhausen gedüst und habe vor ein paar Jahren auch die Königspfalz Tilleda entdeckt.
Sie befindet sich am Fuße des Kyffhäusers und wurde schon Anfang des 9ten Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Warum heute nur noch Ausgrabungen übrig sind? Seit dem 13ten Jahrhundert wurde die Pfalz nicht mehr genutzt und der Pfingstberg wurde landwirtschaftlich genutzt. Ein paar Gebäude wurden nachempfunden – ich persönlich finde das vollständig erschlossene Gelände sehr spannend.
Von Tilleda könntet ihr jetzt einen Abstecher nach Wallhausen machen oder aber ihr fahrt in Richtung Südharz. Dort kann ich euch vor allem das schöne Fachwerkörtchen Stolberg im Harz empfehlen oder aber eine Wanderung durch die Karstlandschaft rund um Questenberg. Von hier aus ist es auch nicht mehr allzu weit nach Nordhausen – wenn ihr zum Beispiel Lust auf Korn oder Dampflokromantik habt!
Die Salzstadt Bad Frankenhausen, der schiefe Turm und das Panorama
Von meiner alten Heimatstadt Bad Frankenhausen habe ich euch ja schon viel erzählt. Da isses einfach toll – ich habe schon einige meiner Freunde davon überzeugen können. Bad Frankenhausen ist Kurstadt – es gibt ein Freibad und eine Therme in der ihr die gesundheitsfördende Wirkung der Sole genießen könnt. Wer will kann sich auch Salz in der Stadtinfo und am Siedehaus für daheim mitnehmen.
Eines der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bad Frankenhausen ist jedoch der schiefe Turm. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Kirche, die schiefer als der Turm von Pisa ist. Schaut ihr von der Kirche Richtung Berg werdet ihr noch ein weiteres besonderes Gebilde entdecken: Das Panorama. Das Gebäude ist von außen besonders und von Innen noch sehenswerter!
Dort wird die Geschichte der Bauerkriegsschlacht von 1525 nachgebildet. Auch sonst lässt sich in Bad Frankenhausen viel entdecken. Das Schloss mit Museum, der Marktplatz mit dem 1834 erbauten Rathaus und auch der Kurpark sowie der Anger mit dem ältesten Haus der Stadt.
Wasserburg Heldrungen, Sachsenburg und Hängeseilbrücke Hohe Schrecke
Wir verlassen auch Bad Frankenhausen und fahren ein wenig durch das Kyffhäuser-Tal. Einen richtigen Namen dafür habe ich nicht gefunden – auf der anderen Seite des Kyffhäusers – also dort wo Kelbra und Tilleda liegt – befindet sich die Goldene Aue. Aber kommen wir zurück zum Kyffhäusertal. Dem sagt man übrigens nach, dass es dort viel Sonnenschein gibt und dass ist ideal um ein paar Ausflugsziele der Region zu besuchen. Empfehlenswert ist da vor allem die Wasserburg Heldrungen. Hier ist auch eine Jugendherberge – eine Übernachtung ist also durchaus möglich. Wer mag kann hier auch eine Bootstour im Burggraben machen, noch immer führt dieser Wasser.
Fast noch in Sichtweite der Wasserburg Heldrungen ist man in Sachsenburg. Dort gibt es – wie der Name schon eine Burg. Zumindest habe ich das früher immer geglaubt. Es handelt sich jedoch nicht nur um eine, sondern gleich zwei „Sachsenburgen“ – heute weithin nur noch als Burgruinen sichtbar. Diese lassen sich mit wenig Aufwand bei einem kleinen Spaziergang entdecken und bieten dabei viel Geschichte.
Eine weitere Sehenswürdigkeit befindet sich nur wenige Kilometer weiter. Eröffnet wurde die Hängeseilbrücke über die Hohe Schrecke erst 2020 – und schon jetzt lockt sie zahlreiche Thüringer an. Der Wanderweg zur Hängeseilbrücke war bei unserem letzten Besuch zwar noch nicht wirklich ausgereift und auch auf der Hohen Schrecke gibt es natürlich Totbaumbestand – aber ich könnte mir gut vorstellen das die Region in den nächsten Jahren einigen Zulauf bekommen.
Gut kombinieren kann man sie mit einem Besuch auf Gut Bismark, dort gibt es in den Sommermonaten Kaffee und Kuchen.
Schokolade und die Unstrut
Als Kind war ich mit meiner Freundin Doreen ständig in Oldisleben. Dort wohnten ihre Großeltern – dort habe ich das erste mal wenig erfolgreich Langlaufski ausprobiert und als Kinder haben wir vor allen in den Ferien immer sehr viel Spaß gehabt. Mir bleibt noch das Freibad in Oldisleben in Erinnerung – gut erreichbar und selten überfüllt.
Heute jedoch hat Oldisleben noch mehr Attraktionen als die Unstrut, die durch den Ort fließt. Vor ein paar Jahren ist die Goethe Chocolaterie von Bad Frankenhausen an den Rand von Oldisleben gezogen.
Warum ich das so besonders erwähne? Nun hier gibts nicht nur richtig leckere Schokolade und richtig gute Pralinen – hier werden auch schokoladige Kurse angeboten. Ich habe bisher nur Pralinen probieren dürfen – mal schauen ob irgendwann auch eine „Hinter die Kulissen-Tour“ zeitlich möglich ist. Vielleicht kann ich meine Mama ja auch zu einem Pralinenkurs überreden!
Sondershausen, ein Schloss und ein Fachwerkturm
Kommen wir nach Sondershausen. Um dahin zu gelangen müsst ihr von Bendeleben aus über die „Bratwurst“ fahren. So jedenfalls nennen Einheimische umgangsprachlich die Frankenhäuser Strasse die über die Gatterberge führen. Kurvig isses – aber wenn die Thüringer Rostbratwurst so wellig wäre – würde sie sicherlich keiner essen. Vorsicht ist dennoch geboten, diese Strecke hat es in sich.
Kommen wir aber zurück zu den Sehenswürdigkeiten in Sondershausen. Hier ist vor allem das Schloss in der Innenstadt zu erwähnen und der Fachwerkturm auf dem Possen. Das Schloss war bis ins 19te Jahrhundert Residenz der Fürsten zu Schwarzburg-Sondershausen und bietet noch jetzt viel Prunk und wurde bis 1951 von einer Fürstin bewohnt. Im Inneren lassen sich viele Stilepochen entdecken und schon als Kind bin ich gerne durch die Räumlichkeiten gesaust.
Die Rosenstadt Sangerhausen und ein Bergwerk
Meine Geburtsstadt Sangerhausen kann ich euch ebenso ans Herz legen. Auch wenn das Thema „Rosenstadt“ auf den ersten Blick etwas altbacken wirkt und das Rosarium häufig von der Generation 60+ besucht wird, ein Besuch mit Führung lohnt sich! Allein die Geschichte der größten Rosensammlung ist wirklich spannend.
Auch ein Besuch in der Innenstadt von Sangerhausen ist wirklich nett. Vor allem die Ecke rund um das Rathaus bietet einige schöne Motive und die eine oder andere nette Einkehr.
Ein besonderes Highlight ist der Röhrigschacht Wettelrode, in den man wie in alten Zeiten einfahren kann und die Arbeit im Bergwerk bei einer spannenden Führung selbst entdecken kann. Wer etwas mehr Abenteuer braucht – es gibt Touren mit dem Paddelboot durch Teile des Bergwerkes.
Und für alle die lieber „oben“ bleiben – auch das Museum und die Bergwerks-Wandertour sind empfehlenswert.
Schloss Heringen
Auch wenn Schloss Heringen nicht direkt am Kyffhäuser liegt – mit einer Fahrtzeit von gut 20 Minuten ist es ein wirklich tolles Ausflugsziel und ein wirklicher Geheimtipp. Als ich im Rahmen der Malerblicke 2022 im Südharz unterwegs war, habe ich mir erstmals dieses Schloss anschauen können.
Im Inneren des Renaissance-Schlosses befindet nicht nur ein toller Ballsaal mit einer interaktiven und spannenden Dauerausstellung mit der Geschichte des Schlosses, es gibt auch Scheunen für kreative Workshops und eine Pension im Schloss.
Mein Highlight war jedoch eine Ausstellung zum „Ältesten Dorf Thüringens“. Was ich bis dahin nicht wusste – das befand sich unweit von Heringen und wurde vor ein paar Jahren eher zufällig entdeckt. Die Ausstellung ist sehr modern und kurzweilig – perfekt für einen verregneten Tag im Kyffhäuserland.
Da übrigens Nordhausen um die Ecke liegt, könnt ihr die Orte Sondershausen, Heringen und auch Nordhausen gut mit einer kleinen Ausflugsrunde kombinieren. Heringen kann übrigens auch hervorragend mit der Bahn erreicht werden!
Bucketliste mit noch fehlenden Sehenswürdigkeiten rund um den Kyffhäuser
Es gibt tatsächlich noch einige Sehenswürdigkeiten in Nordthüringen die ich noch nicht kenne oder schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Selbige habe ich euch hier mal aufgeführt.
- Ausgrabungsstätte Steinrinne Bilzingsleben
- Achteckhaus Sondershausen
- Kloster Göllingen
- Rothenburg auf dem Kyffhäuser
- Episodischer See
- Modellbahn Wiehe
Sobald ich das Ausflugsziel rund um den Kyffhäuser besucht habe, werde ich es natürlich hier ergänzen. Du hast weitere Tipps für die Region? Gerne her mit deinen Tipps!
Keine Offenlegung, alles Privat bezahlt. Der Artikel wurde 2024 aktualisiert.
Göllingen kann ich schon mal anbieten: https://lostfort.blogspot.com/2012/03/romanesque-byzantine-moorish.html
Irgendwie sind wir an der Wasserburg Heldrungen zwar ein paarmal vorbeigefahren, haben nie angehalten. Eigentlich schade. Aber seit mein Vater nicht mehr Auto fährt, es es zu aufwändig, da noch hinzukommen.
[…] Für mich ist das nicht ganz so einfach, vor allem den Südharz besuche ich oft dann, wenn ich im Kyffhäuser unterwegs bin. Ein paar wirklich schöne Hotels haben wir in den letzten Jahren dennoch besucht und […]