Ich wache morgens auf und schaue nach draußen. Ich sehe Blätter. Viele Blätter und viele Bäume, die sich im flauen Wind leicht hin und her bewegen. Kurz muss ich mich orientieren, wo ich eigentlich bin. Doch dann kichert Janett neben mir und ich kann mich wieder entsinnen. Da war doch was mit dem Frühling – und nem Zug…
Es wackelt leicht… Ob das wohl von dem Pärchen nebenan kommt? Wir wollen der Sache lieber nicht nachgehen. Viel zu neugierig bin ich, was der Tag auf dem Erlebnisbahnhof so bringt, und viel zu gut und tief hab ich geschlafen… Was ich aber probieren will, ist das Duschen im Zug. Schließlich hat Janett das schon mal im fahrenden Zug erlebt und hat dabei traumatische Erfahrungen gesammelt. Aber für mich kann es ja nur besser werden. Zum einen, weil der Zug steht, zum anderen, weil viel mehr Platz ist und zu guter letzt, weil die Bedienung einfacher ist.
Ich bin überrascht über die Geräumigkeit der Dusche unserer Doppelstocksuite. Knapp 1,20 oder so ist die Dusche lang und breit und vollkommen aus Edelmetall. Nur Handtücher und Duschgel sollte man von daheim mitbringen, aber damit kann ich durchaus leben. Ich dusche solange, bis ich den Warmwasservorrat aufgebraucht hab. Der „Frühling“ gefällt mir. So heißt unsere Unterkunft. Zwei Etagen mit insgesamt 5 Schlafmöglichkeiten, einer kleinen Küche, einen Bad und sogar einem Balkon. Alles bis ins kleinste Detail künstlerisch & liebevoll gestaltet & bemalt. Telefon und Fernseher jedoch gibts hier nicht im Zimmer. Braucht man auch ehrlich gesagt nicht… Denn langweilig wirds hier nie!
Nachdem wir uns beide frisch gemacht hatten stand wie bei jedem Hotelaufenthalt erstmal das Frühstück auf dem Programm. Doch hier auf dem Erlebnisbahnhof in Schmilau gibt es keine profanen Frühstücksraum – nein, hier wird in der Ess-Bahn gespeist. Wie bei den anderen Unterkünften oder Büros hier handelt es sich bei der Ess-Bahn tatsächlich auch um einen Zug, der einmal im Einsatz war. Und zwar um einen ganz besonderen: Anlässlich der Expo 2000 wurden diese Exemplare hier von Künstlern gestaltet & waren in Hamburg (!) eingesetzt. Heute gibt es an jeder 4er-Sitzgruppe einen Tisch mit Kaffee, Geschirr und allem, was man so beim Frühstücken braucht.
Nachdem wir uns ordentlich gestärkt hatten, wartete schon unser heutiges Tagesprogramm: Die 3-zeps Tour. Wie der Name schon sagt, sind hier Muskeln gefragt – in den Armen & in den Beinen. Und manchmal auch gaaaanz viel Mut, wie wir später feststellen sollten… Mehr dazu hier: 3-zeps Tour – oder: Wie wir fast auf dem Ratzeburger See Schiffbruch erlitten…
Eine halbe Stunde Zeit blieb und aber noch, so das wir ein wenig das Gelände erforschten. Gleich neben der Ess-Bahn steht ein originaler Mitropa-Schlafwagen mit Platz für 30 Gäste. Wer die Nostalgie längst vergangener (OST)-Zeiten liebt, ist hier genau richtig, denn die Abteile sind noch im Originalzustand. Das heißt: knapp 3 m² für 3 Personen in 3 Betten übereinander. Toiletten & Waschräume befinden sich im Waggon nebenan. Außer, dass sich dieser Zug nicht mehr bewegt, bekommt man hier die volle Portion „Reisen wie in alten Zeiten“.
Der „Waschwaggon“ nebenan ist ebenfalls einen Besuch wert – auch wenn man gerade nicht „muss“. Außen recht unscheinbar, erinnert der Eingangsbereich an Kunstwerke von Hundertwasser, Dali & Gaudi. Hier gibt es sogar beim Händewaschen etwas Neues zu entdecken. Und wer es (als Mann) bis hierhin nicht „schafft“, für den gibt es ein ganz besonderes „Stilles Örtchen“ hinter dem Bar-Waggon…
Wer es in Bezug auf eine Übernachtung gerne etwas komfortabler mag, der ist in den Gleisbauersuiten gut aufgehoben. Mit klangvollen Namen wie „Afrika“, „Ägypten“, „Amazonas“, „Hawaii“, „Indien“ und „Japan“ laden diese Waggons zu einer kleinen Weltreise ein. Jeweils 2 liebevoll gestaltete Zimmer mit Doppelhochbett, Miniküche & Schlafcouch für weitere 2 Personen teilen sich ein Bad und sind somit ideal für größere Familien oder den Ausflug mit Freunden. Natürlich ist es auch möglich nur eine der jeweiligen Suiten zu buchen. Für ungestörtes Duschen sorgt dann ein pfiffiges Türschließsystem…
Besonders bei „Honeymoonern“ beliebt ist laut Chef Oliver Victor das „Koffer-Hotel“. In dem schwebenden Koffer direkt über dem Mitropa-Schlafwagen in den Baumwipfeln hat schon so manches verliebte Pärchen genächtigt, so auch bei unserem Aufenthalt. Mit seinen runden Formen und verspielten Details erinnert „Der Koffer“ an ein Puppenhaus – die Gäste nächtigen in einem „echten“ Koffer. So ist es auch gar nicht ungewöhnlich, das an der Decke eine Zahnbürste und ein Kamm hängt… Und die Zahnpastatube als Bettpfosten herhalten muss. Die Tür lässt sich dann auch klassisch wie ein Koffer öffnen. Wie cool !
Und wem das immer noch nicht verrückt genug ist, dem sei ein Besuch der Sauna-Lok „Einar der Entgleiste“ empfohlen. Wo früher der Kessel von „Einar“ saß wird heute den Saunagängern eingeheizt bevor man anschließend im Whirlpool am Heck der Lok die Seele baumeln lassen kann.
Wer Action mag, der sollte auf jeden Fall einmal die Spaßfahrräder ausprobieren – aber Vorsicht: hier besteht absolute Sucht- und Ehrgeizgefahr. Zudem gibt es noch Mini-Draisinen für die kleinen Gäste und jede Menge zu entdecken. Am Abend können sich dann alle Gäste beim Grillen den Bauch voll schlagen. Für alle Denksportler gibt es noch ein alternatives „Schlechtwetterprogramm“ – Eine Er(fahrungs)bahn. Dort könnt ihr lauter kreative und köpfchen anregende Sachen ausprobieren.
Selbst für’s Geschäftliche ist das Team um Oliver Victor gerüstet. Im nostalgischen Konferenzwaggon, einem ehemaligen Vorzeige-Messestand einer großen Waggonbaufirma läßt es sich für bis zu 18 Personen hervorragend tagen, diskutieren und verhandeln. Die übliche Tagungsausstattung ist natürlich auch vorhanden.
Wer Urlaub „mal anders“ mag, ist hier genau richtig.
Wichtige Hinweise für einen Urlaub auf dem Erlebnisbahnhof Ratzeburg/Schmilau:
- Parkplätze für Autos sind ausreichend vorhanden, Anreise mit der Bahn über Ratzeburg ist auch möglich, dann müsst ihr aber ein Stück Draisine fahren :D
- Handtuch und Duschgel nicht vergessen!
- Der Erlebnisbahnhof ist nur in den Sommermonaten von Mai – Oktober geöffnet
- Ideal für Gruppen, aber auch Einzelpersonen und Familien kommen auf ihre Kosten
- Vor Ort könnt ihr euch eBikes, eMofas und eAUtos ausleihen (dazu demnächst mal mehr)
- Wenn ihr Abends Hunger habt… Es wird regelmäßig gegrillt, einfach vor Anreise anfragen.
- Vor Ort gibt es ein kleines Cafe mit Sitzplätzen in den „Baumwipfeln“. Dort könnt ihr Getränke und was ihr sonst noch so braucht, erstehen.
- Mehr Informationen über Aktionen und Neuerungen findet ihr auf der Homepage der Erlebnisbahn Ratzeburg
- Was ihr in der Umgebung noch so erleben könnt erfahrt ihr beim HLMS – dem Tourismusverband für die Region.
Offenlegung: Wir wurden von der Region Herzogtum Lauenburg und dem Erlebnisbahnhof Ratzeburg für ein Wochenende eingeladen.
[…] Schlafen im Zug (Deutschland) […]
Das ist ja ein besonderes Bahnreise-Erlebnis. Was sage ich: besonders und verrückt! Als Bahnreise-Fan muss ich mir Deinen Ausflugstipp unbedingt merken. :-)
[…] ist 10 Uhr morgens. Nach einer Nacht im Zugabteil und dem Frühstück in der Ess-Bahn sind wir fit für den Tag. Vor unserem […]
Wirklich sehr cool … ! Ein klasse Bericht und sehr schön bebildert, da bekommt man doch glatt Lust einzuchecken ;)
Sollte man wirklich mal probieren, ist anders… aber auf jeden Fall ein Erlebnis wert !
Wow. Das sieht ja richtig cool aus. Genial was für tolle Ideen manche Menschen haben. Eine (oder mehrere) Übernachtung(en) dort, merke ich mir gleich mal für die Zukunft. Liebe solche außergewöhnlichen, mit Herz und Liebe erschaffenen Plätze. Vielen Dank fürs Vorstellen! :)