Also. Ich habe Höhenangst. Nicht schlimm, immerhin ist einer meiner Lieblingsplätze der Düsseldorfer Fernsehturm, aber dennoch so viel, das ich auf Glasbalkonen und Gittertreppen schlottrige Beine bekomme. Und dann kommt dieser Tag Anfang September. Eine Anfrage. „Hast du Lust auf einen Tandem-Fallschirmsprung?“.
Inhaltsverzeichnis
Wie hoch ist das Risiko, einen Tandem-Fallschirmsprung nicht zu überleben ?
Ich recherchierte. Tandemflüge. Aha. Geringes Risiko mit hohem Adrenalinfaktor. Klingt gut.
Dann kam es aber: Gewichtsbegrenzung: 90 kg. Mmmh wird schwer. Spaßfaktor: Unfassbar, wenn man sich darauf einlässt!
Bevor ich überhaupt springen durfte, musste ich 90 kg auf die Waage bringen.
Dies hieß für mich schon vor dem großen Wochenende eine Herausforderung. Knapp 4 kg runter, und ich habe es tatsächlich geschafft. Zwei Tage vor dem großen Event hatte ich die erforderliche Sprunggewicht-Maximalgrenze erreicht und fuhr guter Dinge zum Sprungplatz. Dort wurde ich jedoch erst mal etwas kritisch angeschaut. „Wir sind uns nicht sicher, das du springen kannst. Mach die Übungen mal mit, dann schauen wir mal ob dir der Anzug passt.“ Nun hatte ich schon so viel auf mich genommen! Frei nach der Devise „Ja ich bin klein und kompakt – aber hey – ich kann das!“ absolvierte ich alle Übungen rund um dem Sprung mit Bravour und schaute mit Spannung dem Moment der Anprobe entgegen. Etwas eng unter der Brust, aber auch das Outfit passte. Als „Hey Janett – du darfst springen!“ kam, wusste ich jedoch nicht, ob ich mich freuen oder meine Entscheidung bereuen sollte.
Sicherheit wird beim Tandem-Fallschirmsprung sehr groß geschrieben.
Es wurde mehrfach an mir herumgezuppelt, damit auch alle Verbindungen sitzen. Einen Doppelknoten sollte ich in die Schuhe binden – eine Schutzbrille und eine Kopfbedeckung aufziehen und meine eigene Brille abnehmen – und mit jedem Handgriff wurde meine Nervosität größer. Immer wieder setzte Regen ein, so das sich der Sprung immer weiter verzögerte. Wartezeit ist zum Grübeln gar nicht gut. Fast war ich versucht, mein Testament zu schreiben. Oder mich ins Auto zu setzen und nach Hause zu fahren.
Dann endlich starteten wir mit dem Helikopter
Die Rotorenblätter des Helikopters setzten sich in Bewegung und mein Winken in Richtung Zelt wirkte wie ein letzter Gruß. Ständig muss ich gegen den Wunsch ankämpfen, abzubrechen. Max, mein Guide hat das richtige Gespür und versucht mich immer wieder abzulenken. Der Helikopter war offen und der Flug in knapp 3000 Meter Höhe dauerte eine halbe Ewigkeit.
Mitten in den Regenwolken schweben wir dann.
Es ist eisig kalt (ca. – 10 Grad weniger als am Erdboden), doch um ehrlich zu sein, merke ich das dort oben erst mal so gar nicht. Ich versuche mich auf das gewaltige Panorama zu konzentrieren, welches sich mir in diesem winzigen Helikopter bietet. Ich sehe die Ems klein zwischen einzelnen Wolkenlücken. Dann plötzlich kommt die Info „Wir haben die passende Höhe erreicht!“ Max erläutert mir noch einmal kurz wie wir vorgehen: Erst springt derjenige an der Tür, dann wir und dann Nummer 3 im Helikopter. Der Helikopter schwankte leicht, als der erste Tandemsprung startete.
„Wir sind dran!“ – die Stimme von Max wirkt plötzlich ganz weit weg.
Wir rutschen ein wenig zurück, um dann die Beine aus dem Helikopter zu strecken. Der Moment, in dem wir uns vom Helikopter lösen, kam mir unsagbar lang vor, und dann geht sie los. Eine Reise, die mit meinem Körper und meinem Geist so unglaubliche Sachen macht. Ich spüre Schmetterlinge, aber Millionen davon, ich fühle grenzenlose Freiheit und ich erlebe meinen Körper in einer solchen Dynamik, das ich über mich selbst staune.
Als der Ruck uns abbremst, habe ich im freien Fall rund einen Kilometer hinter mich gebracht. Es dauert ein paar Sekunden bis ich realisiere, wo ich überhaupt bin und das wir langsam zu Boden schweben.
„Willst du mal lenken?“
Fragt mich Max und zeigt mir, wie ich den großen Schirm über uns nach rechts und links bewege. Viel zu kurz und schon sehe ich den Landeplatz vor mir. „Jetzt Füße hoch!“ Verdammte Hacke, versucht dass mal mit Knien, die wackeln als hättet ihr gerade einen Bettsport-Marathon hinter euch. Mit letzter Kraft ziehe ich die Beine hoch und lande auf meinem Allerwertesten im nassen Gras. Noch muss ich von meinen Fesseln befreit werden, und mit etwas Hilfe vom Sprungteam stehe ich kurze Zeit später wieder auf meinen eigenen Beinen. Und werde sogleich von Max und dem Team zum erfolgreichen Sprung beglückwünscht.
Krasse Kiste! Ich hab meinen Tandem-Fallschirmsprung geschafft!
Auf dem Weg zum Zelt will ich einen Luftsprung machen. Mein Problem dabei – der Boden ist nass und meine Schuhe rutschig. Und so kommt es an diesem Tag auch noch zu einer kleinen Bruchlandung, die mir jedoch keine weiteren Verletzungen beschert. Während mein Adrenalinschub so langsam nachlässt, realisiere ich meine Situation. Ich bin unglaublich stolz auf mich! Und noch während ich mit dem Auto nach Hause fahre – sing ich laut „I believe i can fly“.
Mein Tandem-Fallschirmsprung Video.
Wollt ihr sehen wie ich aussehe während ich mich in die Tiefe stürze? Hier könnt ihr das Video sehen!
Bin ich verrückt? Ja bin ich. Aber es macht so viel Spaß!
Alles wichtige rund um einen Tandemsprung
- Für einen Tandem-Fallschirmsprung solltet ihr gesund und körperlich fit sein. Beim Sprung müsst ihr wie eine „Banane“ abspringen (Kopf nach hinten, knie angezogen, Fersen an den Po). Desweiteren solltet ihr schon ein wenig biegsam sein. Bei der Landung (auf dem Popo) müsst ihr aus eigener Kraft die Beine hochhalten können.
- Das Maximalgewicht bei den meisten Tandemsprungunternehmen liegt bei ca. 85 – 90 Kilo. Es gibt Ausnahmen, wenn starke und durchtrainierte Männer und Frauen mit mehr Gewicht springen wollen. Grundsätzlich gilt – vor Ort wird entschieden. So kann es auch vorkommen, das du vor Ort noch vom Sprung ausgeschlossen wirst.
- Verboten ist ein Sprung nach vorherigen Alkoholkonsum. Wer also glaubt, er kann sich Mut antrinken, hat weit gefehlt. Essen dagegen schadet nichts – ich hab dennoch nicht viel zu mir genommen.
- Bei unserem Event gab es sechs Fallschirmrucksäcke, die nach jedem Sprung kontrolliert und wieder zusammengerollt werden. Der Fallschirmlehrer trägt diese auf dem Rücken. Es gibt drei Mechanismen. Der normale Schirm, der durch den Lehrer geöffnet wird, der Notschirm, falls sich der erste nicht öffnet und ein automatischer Schirm, der sich dann öffnet, wenn der „Lehrer“ dies nicht mehr kann. All dies ist gesetzlich vorgeschrieben und bietet eine größtmögliche Sicherheit
- Das Springen aus einem Helikopter hat im Gegensatz zum Flugzeug den Vorteil, das man absolut ruhig in der Luft steht. Desweiteren ist so ein Flug mit so einem Hubschrauber schon ein Erlebnis für sich, das durchfliegen von Wolkenfeldern ist beeindruckend.
- Es wird nicht bei Regen oder Sturm gesprungen. Wartezeiten bei schwierigen Wetterverhältnissen sind deshalb unumgehbar.
- Einige Fallschirmspringer haben eine Kamera-Lizenz fürs Handgelenk. Der Aufpreis für eine Aufnahme lohnt sich! Es ist sehr interessant wie man in so Momenten aussieht.
- Ich habe meinen Sprung bei Skydive Haren gemacht. Es gibt in Deutschland und Europa aber noch zahlreiche andere Anbieter, die nach hohen Standards einen Tandem-Fallschirmsprung anbieten.
- Jana hat den Sprung am gleichen Tag in Haren absolviert. Hier ihr Atemlos durch die Luft – Bericht
- Gesprungen bin ich mit Max Heidenfeller, was er so verrücktes am Fallschirm macht, könnt ihr auf seinem You Tube Channel am besten sehen.
Offenlegung: Dieses Event wurde mir ermöglicht durch Budget Deutschland, die im Rahmen ihrer #Greatweekend – Kampagne einen Mietwagen und einen Tandemsprung für mich organisiert hat. Vielen Dank für die Sprungfotos an Max Heidenfelder!
[…] Der damals erläuterte Trick ist eigentlich recht simpel. Eine Panikattacke lässt sich durch eine positives Ereignissequenz (Man nennt das auch die “STOP” Variante) gut unterbinden. Wenn man Angst verspürt, steigert sich diese oftmals. Vom leichten nervösen Kribbeln im Magen kann sich das bis zu Erbrechen, Kopfschmerzen und schlimmer entwickeln. Hier hilft es ungemein schon bei den kleinsten Anzeichen den eigenen Kopf auszutricksen in dem man quasi die Haltetaste drückt. Ich habe dafür zwar ein bissl Zeit gebraucht, dafür hilft mir diese Übungen auch bei anderen “Ängsten” hervorragend. Nur so habe ich es zum Beispiel geschafft trotz Höhenangst einen Fallschirmsprung zu überstehen. […]
[…] sind einige Jahre ins Land gezogen und ich habe schon einige Abenteuer bestanden. Ich war Fallschirmspringen, bin in einem Rennauto mitgefahren, habe Trecker fahren gelernt und habe mit einer Motorsäge ein […]
[…] mein Erlebnis-Fundus für ein ganzes Buch. Ich habe mit einer Motorsäge geschnitzt, habe einen Fallschirmsprung überlebt und bin in einem Rennauto unterwegs gewesen. Ich habe in einem Darm geschlafen und habe einen […]
[…] bin auch noch aus einem Helikopter gesprungen. Wollt ihr […]
[…] beeindruckt. Meine Tage in einem First-Nation-Camp in Quebec waren der Hammer und auch meinen Fallschirmsprung werde ich nie […]
[…] Wollt ihr mehr lesen? Hier gehts zum Artikel zum Sprung. […]
[…] Und das Gefühl, das wir nur etwas winzig kleines eines riesig großen Etwas sind. Oder mein erster Tandemfallschirmsprung im letzten Jahr – der mir gezeigt hat, was ich alles kann, wenn ich mich nur […]
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[…] Hybrid gefahren oder wurde vom Chef von Hyundai um die Nordschleife kutschiert. Ich bin aus einem Helikopter gesprungen und ich habe seit Ewigkeiten mal wieder in einem Trabbi […]
Oh wow! Schon allein beim lesen wird mir schwindlig mit meiner Höhenangst. Aber ich finde es großartig, dass du dich getraut hast und so lebhaft davon erzählst. :D Ich werde diesen Winter in St. Jakob Defereggental Ski fahren, das wird auch eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich bin mal gespannt.
LG Dani
[…] ist Sonntag. Ich habe nicht wirklich gut geschlafen. Ein Fallschirmsprung erwartet mich an diesem Tag. Und deswegen muss ich unsere Klassenfahrt schon vor der Zeit […]
Hi Janett,
erst mal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu Deinem Sprung! Du hast echt klasse beschrieben, was da so in einem vorgeht. Ich hatte damals auch tausend Gedanken und die halbe Sekunde in der ich mit meinem Allerwertesten in der Luft hing und noch nicht gesprungen war, kam mir vor wie Stunden! :D
Ich bin damals übrigens in Neuseeland gesprungen – mit 108kg! Das war satte 8 Kilo über deren Maximum und ging auch nur, weil das Wetter und die Winde optimal waren.
Liebe Grüße sende ich Dir.
Corinna
Danke dir! Manchmal muss man Glück haben :D