Ich habe eine Entdeckung gemacht. Die ist so krass, die glaubt mir kein Mensch. Eigentlich hat eine ganze Region östlich von Düsseldorf einen komplett falschen Namen. Zumindest wenn es nach heutigem Recht geht. Und das – meine lieben – habe ich an einem Nachmittag im Neandertal herausgefunden. Nebenbei hab ich mich mit einem älteren Herren unterhalten, Urzeitviecher entdeckt und über Architektur gestaunt. Aber fangen wir doch einfach mal von vorne an.
Inhaltsverzeichnis
Vor ein paar Wochen war ich im Neandertal.
Wollen wir wandern gehen? Die Frage stellt sich uns fast jedes Wochenende. Das „Wo“ war schnell geklärt – denn schon seit Monaten hatte ich mir einen Ausflug ins Neanderland gewünscht. Das Wetter? Ein angenehmer Sonne & Wolken-Mix mit sommerhaften Temperaturen. Unsere Reise begann schon abenteuerlich. Und zwar ohne das wir dies merkten.
Steilste Eisenbahn-Hauptstrecke Europas?
Das Neandertal befindet sich irgendwo zwischen Erkrath und Mettmann. Düsseldorf ist gar nicht so weit weg – und doch trennten Erkrath und Hochdahl rund 110 Meter. Damit war die Bahnstrecke bis 1981 die steilste Eisenbahnstrecke Europas! Mit knapp 33 % Anstieg schon allerhand. Ich muss ganz ehrlich sein – so wirklich gemerkt habe ich das im Zug nicht. Erst ein Schild am Bahnhof Hochdahl hat mich darauf aufmerksam gemacht.
Eiszeitliches Wildgehege – Unser Date mit Urzeitviechern.
Von Hochdahl aus gibt es mehrere Optionen. Wir entschließen uns für einen Spaziergang um das Eiszeitliche Wildgehege. Knapp 5 Kilometer erstreckt sich ein abwechslungsreicher Rundwanderweg. Unterwegs jedoch mache ich noch ganz andere Entdeckungen und werde beinahe lebensgefährlich verletzt. Und nein, es waren weder die Tarpane (die ich nur ganz entfernt entdeckt habe), auch nicht die Wisente – die sich lieber im Schatten verkrochen haben und auch nicht die Auerochsen, die wir eine ganze Weile beobachten konnten – sondern ein Eichenprozessionsspinner – den ich mir bei einer Berührung von einem Holzsteg mit meinem Pöppes (fragt bitte nicht wie ich das gemacht habe) eingefangen habe. Mit einem kleinen Stock wurde ich dann von dem Ungetüm (3 cm lang) befreit. Noch mal Glück gehabt!
Doch warum sind in dem Wildgehege Auerochsen, Tarpane und Wisente untergebracht? Nun – Tarpane sind die Urform der Pferde – und so richtig echte Tarpane leben leider auch im Wildgehege nicht mehr – die echten wurden Anfang des 20ten Jahrhunderts ausgerottet. Die Wildpferde waren in Europa heimisch. Auch die Auerochsen – die Vorfahren unserer Kühe – sind nicht wirklich wild – im Neandertal lebt jedoch eine der ältesten Herden von Auerochsen in Deutschland. Seit den 30er Jahren leben die Ochsen hier – Sommer wie Winter – ohne „Unterschlupf“.
Da das Wildgehege nur von außen zu besichtigen ist – haben die Tiere ausreichend Rückzugspunkte im Wald. Die zwei Wisente, die aktuell noch im eiszeitlichen Wildgehege zu Hause sind sind da eher gemütlich. Die zwei älteren „Damen“ ziehen sich am liebsten ins Heu in ihrer Schutzhütte zurück. Wir haben jedoch einen Blick auf ihre neugierigen Gesichter werfen können.
Im Neandertal Wandern
Nicht nur um das Wildgehege gibt es tolle Wanderwege. Wobei dieser schon recht toll ist. Vor allem die Treppenauf- und Abstiege und der wilde Lauf der Düssel waren für mich eine willkommene Abwechslung.
Im Wald selbst haben wir auch ein altes unbewohntes Haus entdeckt. Wer hier wohl einst gewohnt hat? Ein paar Meter weiter dann ein Felskrater. So muss es wohl früher in der engen Schlucht einmal ausgesehen haben – das jetzige Neanderland wurde durch den Bergbau stark geprägt und geformt. Solltet ihr auch hier lang laufen – achtet auf den Blitz und das Fragezeichen (und verratet mir später ob ihr beides auch gefunden habt!). Auch die Flora ist durchaus sehenswert. Neben einem vielfältigen Mischwald gibt es vor allen auf den Brachflächen rund um das Wildgehege zahlreiche Wildblumen zu bestaunen. Und wisst ihr was? Für eine Rast stehen ab und an auch Bänke bereit!
Nach unserem Besuch im Museum hatten wir knapp die Bahn zurück nach Erkrath verpasst. Warum also nicht gleich dorthin wandern? Durch das westliche Neandertal sind wir immer entlang der Düssel gewandert, knapp einen Kilometer an der Straße entlang und dann durch den Wald. Wir haben unterwegs außer ein paar Kühen und einem Mann mit Hund niemanden getroffen – und wurden oben auf dem Berg mit einem beeindruckenden Blick auf Düsseldorf belohnt. Nach gut einer Stunde und mit müden Füßen landeten wir dann am Erkrather Bahnhof.
Ein Besuch im Neanderthal-Museum
Das Neanderthal-Museum ist sowohl von außen als auch wie von innen ein recht modernes Gebäude. Auf mehreren „Etagen“ kann man hier die Geschichte der „Ureinwohner des Neandertals“ entdecken. An diesem Samstag bin ich nicht zum ersten Mal hier. Vor einigen Jahren habe ich gemeinsam mit Tanja das Museum schon mal besucht – ein Teil dieses Artikels ist (natürlich komplett überarbeitet) von damals.
Das Museum ist wie eine Spirale aufgebaut, daher auch barrierefrei – was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Für mich als erwachsenes Spielkind gibt es einige Interaktive Ecken, an denen man Geschichten hören kann, Schubfächer mit Informationen rausholen kann oder einfach mal im Kieselsand nach versteckten Knochen buddeln kann. Nur die Neandertaler, die hier überall rumstehen sind wenig gesprächig. Dafür erfahre ich auf Infotafeln allerhand über das Leben, die Sprache, die Ernährung, die „Arbeit“ – und was man halt alles über den Neandertaler rausgefunden hat.
Muss man das Neandertal in Neumannsland umbenennen?
Gleich zum Start der Ausstellung gibt es einen „Info-Schrank“, der allerhand Informationen zur Geschichte enthält. Wusstet ihr wie das Neandertal zu seinem Namen kam? Es gab einen Pastor und Kirchenliederkomponist – Joachim Neander. Der liebe Herr Neander war großer Fan der Region, die vorher nur das Hunds-Klipp genannt wurde. Ihm zu Ehren wurde das Tal so benannt, der Name setzte sich schnell durch.
Aber jetzt kommts! Der liebe Herr hieß nicht immer Neander, sondern Neumann! Da das im 16ten Jahrhundert unter gebildeten Leuten wohl der Name Neumann uncool war, gab es schon durch den Vater von dem Joachim eine Namens-Wandlung in das griechische „Neander“. Für mich hatte diese Information weitreichende Folgen.
Als ich allen Mut zusammen nehme und einen schick gekleideten Neandertaler nach einem gemeinsamen Selfie (ihr wisst schon – Völkerverständigung) schaut er nur stoisch in die Ferne. Einem sehr dünnen Artgenossen biete ich ein Brötchen an. Doch auch er ignoriert mich. Sie sind schon ein sehr eigenes Volk – diese Urmenschen.
Wir sind in knapp 1 1/2 Stunden durch die Ausstellung, die durch Tore in verschiedene Bereiche aufgeteilt ist und schauen uns anschließend noch die aktuelle Sonderausstellung an.
In der aktuellen Sonderausstellung „Einfach Tierisch“ könnt ihr coole Fotos mit wirklich wilden oder selten Tieren machen. Oder ein Wildschwein streicheln. Oder einem Panda Bambus zu füttern geben. Ich auf jeden Fall hatte riesig Spaß wie ihr sehen könnt ;)
Viele Informationen sind über Kopfhörer zu hören, die ihr für den Rundgang ausgeliehen bekommt. Wer das alles auf seinem Handy hören will, kann sich seit einiger Zeit auch eine Neanderthal – Museums – App herunterladen, die zu allen Punkten coole Informationen hat.
Mit ner App zur Fundstelle des Neandertalers
Das haben wir bei der Fundstelle des Neandertal-Menschen auch gleich mal ausprobiert. Die ist übrigens rund 200 Meter „Flussabwärts“ des Museums. Auch hier mein Tipp – einfach der Düssel folgen.
Und hier lerne ich, das eigentlich der Bergbau Schuld am Fund des Ur-Menschen ist. Die haben beim Buddeln Gebeine gefunden, die dann durch mehrere glückliche Zufälle als „menschlich“ identifiziert wurden. Und mit den Infos aus dieser Tatsache beginnt jetzt quasi jeder Schul-Geschichtsunterricht. An der Fundstelle stehen jetzt ein paar Steinliegen. Und es sind ein paar Stangen aufgestellt. Wirklich informativ wird der Ort aber durch die zahlreichen Infos aus der App oder via Kopfhörer. Ich bin positiv überrascht über die zahlreichen Fakten, die auf so spielerische Weise aufbereitet werden. Wer in der Region unterwegs ist, sollte da unbedingt mal vorbeischauen.
Kulinarische Stärkung im Neandertal
Nach der Wanderung und dem Besuch im Museum haben wir uns eine Rast verdient. Das Neandertal No. 1 hat zwar nur am Wochenende geöffnet – bietet jedoch richtig leckeren Kuchen, tolle und nicht alltägliche Getränke und innen wie außen ein spannendes Ambiente. Auch wenn ihr euch draußen aufhaltet – wenn ihr könnt werft einen kleinen Blick in die Höhle im Inneren – dort können in Zukunft Feste gefeiert werden. Wir jedenfalls waren nicht zum letzte mal hier.
Auch an Wochentagen gibt es jedoch eine Möglichkeit zum „Einkehren“. Das Neanderthal-Museum hat euch ein nettes Cafe – welches neben einem kleinen aber feinen Angebot auch einen ganz netten Ausblick bietet.
Die wichtigsten Infos zum Ausflugsziel Neandertal
- Der Eintritt ins Neanderthal-Museum beträgt aktuell 11 Euro für Erwachsene.
- Als Ruhrtopcard – Inhaber könnt ihr einmal pro Jahr kostenlos ins Museum, und natürlich gibts auch ermäßigte Preise für Kinder und – was ich besonders lustig finde, einen DoggyDay. An diesem Tag können Hundebesitzer gemeinsam mit ihren tierischen Freunden die Ausstellungen besuchen. 20% Familienrabatt erhalten Familien ab 2 Erwachsenen und mindestens einem Kind im Alter von 4-16 Jahren.
- Die Fundstelle ist außerhalb des Museums und kann mit der Eintrittskarte vom Museum besucht werden. Aufpassen – die Funstelle schließt früher als das Museum. Ich empfehle euch diese nach Kauf des Tickets zuerst zu besuchen!
- In die Ausstellung solltet ihr kein Gepäck mitnehmen. Für ein Schließfach und auch für die Kopfhörer wird eine Leihgebühr berechnet (1 und 2 Euro), die ihr aber nach Rückgabe wieder bekommt.
- Es gibt einen kleinen Souvenirshop im Erdgeschoss.
- Immer mal wieder werden Workshops und verschiedene Ausstellungen angeboten. Mehr Infos darüber und auch über Öffnungszeiten findet ihr auf der Homepage des Neanderthal-Museums
- Für Kinder gibt es ein spezielle Actionpack, mit dem sie die Ausstellung auf eigene Weise erkunden können, und auch praktische etwas ausprobieren dürfen. Für die kleineren Kinder gibt es im Untergeschoss einen eigenen Spielbereich, in dem sie Malen und Toben können.
- Eine gute Beschreibung des Rundwanderweges um das Wildgehege Neandertal
Öffnungszeiten Museum: Dienstag – Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr, Montag geschlossen
Öffnungszeiten Fundstelle: November – Februar: 10:00 – 16:00 Uhr, März – Oktober: 10:00 – 17:00 Uhr
- DVD-Tipp: Die Geschichte des Menschen
- Buchtipp für Erwachsene: Die Neandertaler und wir, Svante Paabo, ISBN978-3596188499
- Brettspiel: Abenteuer Menschheit, Kosmos Verlag
- Elke ist noch weiter im Neandertal gelaufen.
- Kennt ihr den Autofriedhof im Neandertal? Tanja hat ihn entdeckt.
- Suchst du noch mehr coole Ausflugsziele im Neandertal
Offenlegung: Bei meinem ersten Besuch wurde ich vom Museum eingeladen. Besuch 2019 war privat und selbst bezahlt.
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Im Museum den Neanderthaler.
Mein Mann liebt Geschischte.
Chronologie der Entstehung und den „Entdecker“!
Das Museum möchte ich sehen
Wir waren vor 15 Jahren schon einmal dort. Ich würde mir gerne noch einmal die Informationen zu den erstaunlichen medizinischen Fähigkeiten der Neandertaler anschauen.
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Schöner Bericht. Danke :-)
Aber die Straße kann man doch bequem unterqueren?!
Hallo Hilmar,
Siehste, das hab ich irgendwie nicht gefunden. Wo denn genau ?
Hihi, Neumannthaler! Das ist ja wirklich mal spannend. So ähnlich wie der Moment, in dem ich feststellte, dass das berühmte Neanderthal gleich ums Eck liegt.
Liebe Grüße
Jessi
Es war mir eine Ehre wieder mit Dir unterwegs zu sein :-) Und, das sollten wir bald wiederholen :-)
Beste Grüße
Tanja „Neander“ :-))
Frau Neander – gerne wieder !
Oh, da waren wir früher mit der Schule mal :-) Wußte gar nicht dass es das noch gibt :-)
LG
Mel
Hallo Mel, wann war das denn ? Das wirkte auf mich recht modern – hab aber gelesen, das der Entwurf zum Museum schon von 1993 stammt.