Mein Wochenende im Nationalpark Hainich - dem Urwald Deutschlands

Mein Wochenende im Nationalpark Hainich – dem Urwald Deutschlands

Ruhig ist es hier. Mitten im einzigen Urwald Deutschlands. Ich klettere gerade über einen umgestürzten Baum. „Der wird einfach liegen gelassen“ berichtet mir Herr Henning – einer der Urwald-Ranger. Wobei das Wort „Ranger“ für ihn eigentlich nicht so ganz zutrifft. Eigentlich war er einst Forstarbeiter und steht nun für die andere Seite. Baumbestand erhalten – und der Natur ihren Lauf lassen.

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Der Urwald als Schule

Wir stehen vor der UBIS (der Umweltbildungstation) , früher einmal befand sich hier ein Truppenübungsplatz. Der „Krieg“ ist hier schon seit über 30 Jahren vorbei. Heute spielen und lernen hier Kinder.

Fast wünsche ich mir, auch noch mal 10 zu sein. Vor allem, als ich den riesigen Spielplatz hinter dem Ubis entdecke. Mit viel Kreativität und Holz sind hier verrückte Schaukeln und Klettergerüste entstanden. Die Umweltbildungstation ist aber auch das Zuhause der Junior Ranger, die im Nationalpark für den Nachwuchs sorgen. An diesem Tag darf ich kein „Kind“ sein – wir ziehen weiter.

Auf die „DDR“, den kalten Krieg und die Russen mag man ja schimpfen – aber für den Hainich war eben das ein riesen Glück. Der jetzige Nationalpark war noch vor 30 Jahren Sperrzone. Im Nationalpark wurden Kampfmanöver geübt. Die Natur, die Flora und Fauna in diesem Gebiet hat dies jedoch wenig gestört. Waldbewirtschaftung war nicht möglich und so konnte sich die Natur hier vielerorts frei entfalten. So kommt es auch, das in dem Gebiet des Hainichs Waldabschnitte zu finden sind, wo Menschen seit mehr als 60 Jahren nicht mehr zu „Besuch“ waren.

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Von diesem Platz aus kann man bei klarem Wetter bis zum Brocken schauen!

Natürlich hat auch die Zeit der NVA und der russischen Armee seine Spuren hinterlassen. Auf einigen Brachen wächst „Jungwald“. Wo noch vor knapp 30 Jahren ein Gruppenübungsplatz zu finden war, findet man nun einen jungen und frischen Laubwald.

Der Urwald – spannend

Wer sich jetzt Sorgen macht, das irgendwo im Hainich noch Sprengstoff herumliegt, der kann beruhigt sein. In den 90er Jahren wurde hier aufgeräumt – das hier früher einmal schweres Gefecht eingesetzt wurde, sieht man nur noch an ganz wenigen Orten.

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Wir ziehen weiter und ich frage meinen Begleiter, ob er mir die Betteleiche zeigen könnte. Sie ist wohl der bekannteste Baum des Nationalparkes. Es gibt da so eine Sage. Einmal unter der Betteleiche gestanden oder hindurchgegangen darf man sich was wünschen. Und nein! Ich verrate nicht, was es bei mir war!

Ich unter der Betteleiche
Ich unter der Betteleiche

Der Urwald – vor 800 Jahren

Unterwegs entdecke ich im Hainich noch so manche Überraschungen. Nicht nur der alte mittelalterliche Handelsweg aus dem Mittelalter, der quer durch das Naturschutzgebiet führt und durch spannende Fundstücke entlang des Weges von längst vergangenen Zeiten berichtet, fasziniert mich.

Es gibt unweit der Betteleiche auch einen verlassenen Ort  – Ihlefeld – den ich wohl ohne den Tipp eines Rangers so nie entdeckt hätte. Nachdem Ende der 60er Jahre die Häuser von der NVA zerstört wurden, entdeckt man hier nur noch ein paar wenige verwitterte Steine, die an die Siedlung erinnert. Im 14ten Jahrhundert soll hier auch ein Kloster gestanden haben – was wiederum die berühmte Betteleiche erklärt.

Nur wenige hundert Meter weiter finde ich schon wieder ein Relikt aus längst vergangen Zeiten. Das Ihlefelder Kreuz befindet sich nur wenige Meter abseits des großen Wanderweges. Es stammt aus dem 14ten Jahrhundert und zeigt eine Jagdszene, die ich jedoch nur mit ganz viel Fantasie erkennen konnte. Dafür beeindruckt mich jedoch die Größe, mit 1,80 Meter hat es schon einen beeindruckenden Umfang.

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Die Gefahren des Urwaldes

Im Frühling riecht es im Hainich sehr stark nach Knoblauch. Grund dafür sind die Millionen von Bärlauchpflanzen, die hier erblühen. Doch schnell lerne ich, das nicht alles Bärlauch ist, was so aussieht. „Beim Bärlauchsammeln musst du auf mehrere Faktoren aufpassen. Die Unterseite ist rau und glänzt nicht.“  Gefährlich ist das durchaus. Maiglöckchen wachsen hier zu dieser Jahreszeit auch – und sehen fast genauso aus.

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Der Ranger zeigt mir den Unterschied zwischen Maiglöckchen und Bärlauch

Am besten ist eine Kräutertour mit den Rangern. Ich lerne an diesem Tag so viel über Pflanzen und die Natur – vor allem jedoch, das ich im Wald nicht unbedarft irgendwas naschen sollte. Die wenigsten Pflanzen sind wirklich gefährlich, aber auch so ein böser Durchfall ist nicht wirklich angenehm. Auch die Natur dankt – wenn nicht jeder quer durch die Bärlauchfelder trampelt. „Schnell ist mal ein Nest oder eine seltene Pflanze kaputt getreten.“ erläutert mir Herr Henning.

Meine Gespräche im Urwald

Unser Rundgang endet an diesem Tag am Baumkronenpfad. Ich hab noch nicht genug Natur gesehen und mach mich nach einer kurzen Rast an meinem Lieblingsplatz – dem Waldkino – auf eine Wanderschaft.

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Rund 3,8 km ist die Strecke, die unweit des Baumkronenpfad beginnt.

Unterwegs entdecke ich einen kleinen Sumpf, ein trockenes Flussbett, ein paar Wunderschöne Bäume – und vor allem fange ich an, mit den Bäumen zu reden. Nein – halt – sie reden mit mir! In dieser Stille abseits des Trubels höre ich Blätterrauschen und vereinzeln ein Knarren der riesigen Bäume. Ich bleibe stehen und hab das Gefühl, das sie mir etwas mitzuteilen versuchen. Ist das Baumliebe?

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Wie der Ranger mir empfohlen hat, bleibe ich auf den ausgewiesenen Wegen. Und ich belehre zwei Radfahrer, die mir auf einem Wanderweg entgegen kommen. Nach gut 70 Minuten bin ich wieder zurück in der Wirklichkeit.

An diesem Tag hab ich noch viel vor. Ein Besuch in Bad Langensalza und ein Treffen mit Caro und Martin von WeTraveltheWorld steht an. Davon aber und wie ich am nächsten Tag eine Kloßüberraschung und Wildkatzen erlebt habe, erzähle ich euch ein andern mal.

Urwald in der Nacht

Nachtwanderung

Ach! Bevor ich es vergesse. Natürlich habe ich mich auch an einem kleinen Abenteuer versucht. Nur wenige Meter neben meinem Hotel, dem Waldgasthof Hainich-Haus in Kammerforst beginnt der Wald. Das Tor zum Wald steht auch in der Nacht offen. Ich war ein wenig wagemutig und bin knapp 15 Minuten in den Wald gelaufen. Allein. Es war spannend – und doch hat mich das Abenteuer ein paar Nerven gekostet. Beim nächsten mal dann lieber nicht mehr alleine ;)

Wichtige HinweiseAnreiseÜbernachtungsempfehlungWeitere Inspirationen?
  • Für Wanderanfänger oder Naturinteressierte sind die Touren mit den Rangern wirklich empfehlenswert. Öffentliche Touren werden kostenlos angeboten.
  • Bitte nehmt euren Müll wieder mit. Gerade an Feiertagen müssen die Ranger den Park oft von allerlei Abfall befreien. Wenn ihr unterwegs seit, achtet darauf, das ihr euren Müll wieder mitnehmt – die Umwelt dankt es euch!
  • Nehmt euch für einen Besuch im und um den Park ausreichend Zeit. Es gibt im Nationalpark nicht sehr viele schwierige Anstiege und verschieden lange Wanderwege. Wer nur mal kurz rein schnuppern will, dem empfehle ich den 3,8 km langen Rundwanderweg Thiemsburg. Eine Wanderkarte bekommt ihr im Naturparkzentrum am Baumkronenpfad.
  • An einigen Plätzen gibt es Toiletten (so auch am Ubis). Da es jedoch kein fließendes Wasser gibt, achtet bitte drauf, diese nicht zu verstopfen. Ansonsten dürft ihr natürlich auch hinter den nächsten Baum gehen ;)
  • Nehmt euch ausreichend Getränke mit. Unterwegs gibt es keine Quelle und keine Möglichkeit, etwas zu kaufen.
  • Sollte euch ein Regenschauer erwischen, sowohl am Ubis als auch an der Betteleiche gibt es Wander-Unterstände.
  • Falls ihr mit dem Fahrrad unterwegs seit, nutzt bitte nur die dafür ausgeschriebenen Routen!

Rund um den Nationalpark gibt es 12 Anreise und Parkplätze. Im Park selbst könnt ihr euch zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen. Es gibt auch Busse, die zum Nationalpark fahren. Der nächstgelegene Bahnhof ist Eisenach.

Ich habe im Nationalpark im Waldgasthof Hainich-Haus übernachtet, das Haus befindet sich unweit des Nationalparkeingangs in Kammerforst und bietet – direkt am Wald gelegen – Ruhe und Entspannung. Hier kann man übrigen auch für einen Kaffee einkehren – ideal also auch für Wanderer.

Noch mehr Natur in Thüringen gefällig?

Offenlegung: Bei meiner Thüringen Natur – Tour wurde ich von Thüringen Tourismus und dem Nationalpark Hainich eingeladen.

Janett

Hallo, ich bin Janett, die Gründerin des Blogs Teilzeitreisender.de
Schon immer war ich ein sehr großer Fan von Kurzreisen. Neben einer Teilzeitstelle an der Uni Düsseldorf pflege und hege ich deshalb dieses Projekt - und habe dafür schon das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Mehr über mich erfahrt ihr unter der Rubrik Persönliches

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