Für diesen Bericht müsst ihr nicht gleich vom Glauben abfallen. Ich als Agnostiker kann euch ja viel von der Kirche erzählen. Und doch – ich liebe Gotteshäuser. Ich mag Orgelmusik und wer meinen Blog schon etwas länger kennt, der weiss vielleicht auch von meinem „Stairway to Heaven“ – Artikel über Kirchturmbesteigungen. In diesem Artikel wird es jedoch nicht um klassische katholische oder evangelische Kirchen gehen, sondern um entweihte Kirchen, die Ihre Zeit als Ort des Glaubens hinter sich haben. Davon gibt es einige auf der ganzen Welt. Ich jedoch möchte euch hier erst mal ein paar europäischen umgenutzten Kirchen vorstellen. Weil ich selbst noch nicht alle kenne, gibts zwischendurch ein paar spannende Tipps von anderen Bloggern!
Inhaltsverzeichnis
Übernachten in einer Kirche
Schlafen in der Kirche? Was früher undenkbar gewesen wäre, ist mittlerweile aufgrund zahlreicher entweihten Kirchen durchaus möglich. Es ist schon besonders in ehemaligen Gotteshäusern zu übernachten. Meine erste Nacht in einer Kirche habe ich in einer Kirche in Aachen verbracht, die jetzt als Coworkingspace dient. Doch es gibt viel mehr Hotels die das besondere anbieten!
Martins Patershof in Mechelen, Belgien
1867 wurde Martins Patershof in Mechelen erbaut. Über fast ein Jahrhundert diente der Patershof er als Gotteshaus. 2009 wurde die Kirche und auch die anliegenden Gebäude zu einem Hotel umgebaut und sie bietet seitdem ruhesuchenden Gästen einen besonderen Platz zum Schlafen. Gefrühstückt wird vor einem Altar und auch die Zimmer im Haupthaus haben durch Kuppeln und bunte Glasfenster einen besonderen Charme.
Für mich eines der schönsten Hotels Belgiens und absolute Romantikempfehlung. Mechelen hat jedoch noch einiges mehr zu bieten. Dort kann man übers Wasser laufen. Wirklich!
Leerhotel Het Kloster, Amersfoort, Holland
Ein altes Kloster gilt doch auch irgendwie als Kirche oder? Vor den Toren von Amersfoort befindet sich das Leerhotel Het Kloster. Das Kloster ist noch gar nicht so alt, in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde es von dem Vätern des Crosierordens (römisch-katholisch) gegründet. Bis 1999 war dieser Ort eine Klosterschule. Wir haben hier jedoch nicht im Kirchenraum sondern in den ehemaligen Gästezimmern des Klosters übernachtet.
Seit 2007 wird das „Leerhotel“ als Ausbildungsstätte und Hotel geführt, die Studenten der Hotelschule von Amersfoort übernehmen den gesamten Hoteldienst. Ich habe mich dort zwei Nächte sehr wohl gefühlt – und gut entspannen können.
Shoppen in einer Kirche
Kirche und Kommerz. Nun ja – ein schwieriges Thema. Das Kirchenhäuser nach ihrer Entweihung auch wunderbar als Geschäft taugen, beweisen wohl die folgenden Geschäftsideen, die ich auf meinen Reisen kennengelernt habe.
Einrichtungsgeschäft Klooster in Noordwijk, Holland
Eine alte Kirche in der Einkaufsstraße von Noordwijk, nur knapp 100 Meter vom Strand entfernt wird seid einiger Zeit als Event-Ort und Einrichtungsgeschäft genutzt. Viel habe ich über die alte Kirche nicht herausgefunden, vermutlich wurde sie vom Benediktinerorden gebaut. Hier finden nicht nur zahlreiche besondere Events statt, an „normalen“ Tagen kann jeder hier besondere Möbel und Einrichtungsgegenstände erwerben. Ganz ehrlich? Ich wäre am liebsten hier eingezogen!
Im Eingangsbereich gibt es auch ein kleines Kaffee, ein Blick in die Kirche lohnt sich also auch für all diejenigen, die nicht gleich ihr ganzes Geld in Möbel investieren wollen. Der Eintritt außerhalb von Events ist frei.
Buchhandel in der Kirche: Boekhandel Dominicanen, Maastricht, Holland
Eine der bekanntesten Geschäfte in einem Gotteshaus ist der Boekhandel Dominikanen in Maastricht. In einer alten Kirche aus dem 13ten Jahrhundert ist seit 2006 eine der wohl bekanntesten Buchhandlungen von Holland. Die Kirche selbst hatte bis dahin eine bewegte Geschichte. So wurde Anfang des 20ten Jahrhunderts das letzte mal als selbige genutzt und war zwischendurch Archiv, Festhalle und Postlager.
In der Buchhandlung ist zwar recht viel Betrieb, grundsätzlich verläuft sich dies aber recht gut. Es lohnt sich durch die Regale zu schlendern, ich habe dort sogar eine Ecke mit deutscher Literatur entdecken können. Auch das Café in der Kanzel ist wirklich empfehlenswert – der Kuchen dort war göttlich! Maastricht finde ich vor allem in der Vorweihnachtszeit wirklich toll!
Buchhandlung Waanders In de Broeren, Zwolle, Niederlande
Eine alte Kirche wird zur Buchhandlung, zum Café und zum Veranstaltungsort für Lesungen und Konzerte – das gibt es in Zwolle. In der Hauptstadt der niederländischen Provinz Overijssel ist die traditionsreiche Buchhandlung Waanders in die alte Broerenkerk, die alte Brüderkirche eingezogen.
Nachdem die Kirche schon länger nicht mehr für Gottesdienste genutzt wurde, startete 2012 der behutsame Umbau der Kirche. Die Eröffnung als Buchhandlung folgte im Sommer 2013. Der besondere Clou daran: Die Etagen, Galerien, und Treppen, die eingefügt wurden, sind selbsttragend und nicht an der historischen Bausubstanz, an den Wänden und Säulen befestigt.
An der rückseitigen Wand der Kirche thront unverändert die große Orgel. In dem Teil, in dem früher der Chor war, ist jetzt das Café eingerichtet. Ein wirklich inspirierender Ort und Treffpunkt für Liebhaber von Büchern und Kaffeeklatsch ist die Kirche geworden. Auf Meikes Blog meikemeilen könnt ihr mehr lesen über die Bücherkirche und noch viel mehr in Zwolle .
Essen gehen in einer Kirche (Restaurants, Bars, Pubs und Cafés)
Am häufigsten werden Kirchen in Restaurants, Bars, Pubs und Cafés umgewandelt. So scheint es mir jedenfalls, wenn ich die Vielzahl von Tipps anschaue, die ich im Internet finde und über die wir hier im Blog auch schon geschrieben haben. Wer weiß, vielleicht ist auch für euch was dabei? Übrigens haben auch viele aktiven Kirchen ein nettes Café, vor allem in Großbrittannien scheint das vollkommen normal zu sein.
Jopenkerk, Haarlem, Niederlande
Im niederländischen Haarlem wurde eine ehemalige Kirche auf ganz besondere Art und Weise umfunktioniert: Zur Brauerei mit eigenem Restaurant und Barbereich. In der im Jahr 1910 als freie reformierte Kirche in Gebrauch genommene Vestekerk oder auch Jakobskerk fand im Jahr 1975 der letzte Gottesdienst statt. Anschließend diente sie als Ausstellungsraum bis im Jahr 2005 die Umwandlung zur Brauerei folgte.
Mit der Wiederöffnung einer Brauerei wurde in Haarlem ein neues Kapitel in der langen Bierbrautradition aufgeschlagen – schließlich galt die Stadt an der Spaarne bereits ab dem 14. Jahrhundert als eine der wichtigsten Brauereistädte der Niederlande, woran 1916 mit der Schließung der letzten Brauerei ein jähes Ende gesetzt wurde. Äußerlich ist die heutige Jopenkerk (nach dem dort gebrauten Bier) unverändert, im Inneren befinden sich heute Bierkessel und Barhocker wo sich einst Kirchenbänke reihten.
Mehr über Kerstins Leben in Haarlem findet ihr auf unter paradise-found.de
Die Kirche in Magdeburg, Deutschland
Magdeburg hat gleich zwei Kirchen, die umfunktioniert wurden. In einer dieser beiden Kirchen befindet sich schon seit einigen Jahren ein wirklich gutes Restaurant. „Die Kirche“ ist nicht nur ein wunderschönes ehemaliges Gotteshaus, es liegt auch noch in einer ganz besonderen Lage, direkt an einem ruhigen Elbarm. Die Cocktails und auch den leckeren Fisch dort habe ich sehr genossen, auch wenn es schon etwas komisch ist, in einer Kirche lange Vorhänge an den Fenstern zu sehen.
Dennoch wirkt „Die Kirche“ authentisch und jeder Magdeburgbesucher sollte den Umweg (es ist etwas außerhalb) auf jeden Fall in Angriff nehmen.
Restaurant Glück und Seligkeit in Bielefeld, Deutschland
Wohl eines der größten kulinarischen Gotteshäuser in Deutschland befindet sich in Bielefeld. Das Restaurant „Glück und Seligkeit“ befindet sich ebenfalls nicht direkt im Stadtzentrum, der Weg jedoch lohnt sich. Vorab solltet ihr jedoch reservieren, die Nachfrage ist recht groß und daher ist selbst bei schlechtem Wetter oft die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Ich selbst hab in der Kanzel gegessen – was als Einzelperson damals ganz gut geklappt hat.
Vor allem das Lichtkonzept sollte hier erwähnt werden und natürlich kann ich auch das Essen in diesem Gotteshaus loben. Auch wenn es manchmal etwas länger dauert.
The Church Bar & Restaurant in Dublin, Irland
Die St. Mary’s Church of Ireland in Dublin wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut und war damals eine der ersten Kirchen mit einer Galerie. Auf dieser wird heute aber nicht mehr gebetet, sondern geschmaust! Die gesamte Kirche wurde zur Jahrtausendwende saniert und zum Restaurant umfunktioniert. „The Church Bar & Restaurant“ ist stylisch, schick und bietet leckeres Essen und sehr gute Drinks. Egal ob Burger oder traditionell-irische Gerichte, Wein oder das obligatorische Guinness-Bier.
Apropos: Arthur Guinness, der Gründer der bekannten, irischen Brauerei, hat 1761 hier geheiratet. Ich wette ihm würde die neue Funktion der Kirche gefallen.
Zecherei St. Nikolai Tangermünde, Deutschland
Die Kirche St. Nikolai ist schon seit Ewigkeiten kein Gotteshaus mehr. Im 13ten Jahrhundert wurde sie von niederländischen Kolonisten errichtet, im 15ten Jahrhundert kam dann ein Turm dazu. Kurz nach der Reformation wurde das Gotteshaus am Neustädter Tor nicht mehr für Predigten gebraucht und wurde Mitte des 17ten Jahrhundert in ein Wohngebäude für Arme umgebaut. Dafür wurde in das Gotteshaus eine Decke eingezogen, dieser bauliche Umstand wird auch noch heute genutzt. Zwischendrin war das Haus auch eine Feuerwehr und ein Jugendheim – seit dem Jahre 2000 befindet sich hier eine Gastronomie.
Hier ist es möglich in die Zeit des Mittelalters zurück zu reisen. Auf der Speisekarte gibt es mit dem „Kuhschwanzbier“ auch ein Getränk was einem Bier der vergangenen Zeit nachempfunden ist und selbst das Personal sieht aus als wäre es aus einer längst vergangenen Epoche. Wenn ihr hier einkehren wollt, solltet ihr vorab unbedingt reservieren. Für ganz Wagemutige gibts sogar die Möglichkeit in einem Wasserbottich zu dinieren.
Chapel 1877, Cardiff, Großbritannien
Die Chapel ist ein Restaurant im walisischen Cardiff welches 1877 als Kirche mit zahlreichen neugotischen Elementen gebaut wurde. Der Name damals? Pembroke Terrace Chapel. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen immer weniger Besucher in die Kirche – das Gotteshaus geriet in Vergessenheit.
Kirchen als Alltagsorte
Alte Kirchenhäuser kann man vielfältig nutzen. Als Coworkingspace zum Beispiel. Oder als Kletterhalle. Ich war überrascht das es sogar Kirchen gibt, die nun Moscheen sind und kann mir vorstellen, das es sicherlich noch mehr Verwendungsmöglichkeiten gibt.
Garden Museum, London, Grossbritannien
In London gibt es über 250 Museen, da verwundert es kaum, dass auch eins in einer Kirche dabei ist. 2017 eröffnete das Garden Museum in der ehemaligen St Mary’s at Lambeth Kirche. Hier dreht sich alles um die britische Gartenkultur und um John Tradescant, den ersten bekannten Gärtner und Pflanzensammler der Insel.
Dessen Grab befindet sich hier und er ist auch der Grund, warum die Kirche nicht wie geplant abgerissen, sondern in der Gartenmuseum umgewandelt wurde. Vom Kirchturm aus hast du eine tolle Aussicht auf die Houses of Parliament und Big Ben. Mehr über das Garden Museum in London kannst du auf totally-london.net nachlesen.
Stadtbibliothek Mühlhausen, Deutschland
Mühlhausen in Thüringen ist den meisten wohl eher wegen dem guten Pflaumenmus bekannt – die Stadt ist jedoch auch abseits davon wirklich sehenswert. Eine Vielzahl von Kirchen werden hier auf etwas andere Art verwendet. So gibt es in einer Kirche ein Bauernkriegs-Museum, nachdem es lange Zeit ein Wohnhaus war. Eine der Kirchen wird für die Vernetzung genutzt und in der St. Jakobikirche im Zentrum der Stadt befindet sich die Stadtbibliothek.
Sehr gelungen finde ich den Kontrast zwischen Neu und Alt, denn die Bibliothek wirkt innen sehr modern. Immer wieder eingebaut sind aber Fundstücke aus der alten Kirche – die sich nach kurzer Anmeldung auch jeder externe in der Bibliothek anschauen kann. Auf jeden Fall mal vorbeischauen!
Al Nour Moschee, Hamburg, Deutschland
Aus der 1961 fertiggestellten und 2004 entwidmeten evangelischen Kapernaum-Kirche in Hamburg wurde 2016 die Al Nour Moschee. Sie ist die erste Kirche der EKD, die zur Moschee wurde. Das tolerante Miteinander von Moschee und Kirche prägt die Architektur und Inneneinrichtung. Ganz nach dem Motto „Außen Kirche, innen Moschee“.
Eine schöne Idee ist, dass der Spruch, der die Empore ziert, aus dem Koran die Sure “Maria” (Sure 3 Al-Imam) zitiert. Jesus und seine Mutter werden auch im Islam verehrt. Auch hier wieder der Bezug zwischen Christentum und Islam. Der ideale Ort, um sich über einen toleranten und weltoffenen Islam zu informieren!
Arbeiten im Digital Hub, Aachen, Deutschland
Im Digital Hub habe ich schon mal übernachtet. Kurz nach der Entweihung im Jahr 2015 wurde in der ehemaligen St.-Elisabeth-Kirche in Aachen ein Pop Up Hotel eingerichtet. Das Erlebnis war ein besonderes – und doch war es nicht von Dauer. Inzwischen ist in den Hallen vom ehemaligen Gotteshaus ein Co-Working-Space entstanden. Regelmäßig gibt es hier spannende Events, Es gibt Arbeitsplätze und Ecken zum Teambuilding. Zudem finden in der digitalen Kirche auch zahlreiche Workshops für Unternehmer und Investoren statt.
Grundsätzlich ist damit die Kirche auch heute noch offen für alle und bietet Raum für Austausch. Ich finde, dies ist ein wirklich spannendes Konzept für die Umnutzung einer Kirche, was hoffentlich Schule macht (auch wenn die Nebenkosten im Winter recht hoch sind ;))
Kletterkirche, Mönchengladbach, Deutschland
Die ehemalige katholische Pfarrkirche St. Peter wurde 1932/1933 erbaut. 2007 erfolgte die Fusion mit der benachbarten Kirchengemeinde St. Anna, 2009 wurde St. Peter profaniert und 2010 eröffnete dann Deutschlands erste Kletterkirche in Mönchengladbach ihre Pforten. Hier kommt so ziemlich jeder Kletterfan auf seine Kosten. Auf 1.300 m2 und mit Wandhöhen von bis zu 13 Metern kann man Klettern, Bouldern, Highlinen, Slaklinen und noch Vieles mehr.
Ziemlich cool: Die Einrichtung wurde teilweise aus alten Kirchenbänken gefertigt. Weihwasserbecken, Glocken und Kreuze hängen noch. Durch kirchentypische Buntglasfenster bricht sich das Licht und ab und an wabert ein Weihrauchduft durch die Halle.
Was es in Mönchengladbach sonst noch so zu entdecken gibt, hat Annik in einem Artikel über Mönchengladbach zusammengefasst.
Abbeye de Stavelot als Museum für Motorsport, Stavelot, Belgien
Im Keller der alten Abtei von Stavelot stehen PS-Monster. Das Museum zur nahen Rennstrecke Spa Francorchamp befindet sich im Untergeschoss der Abbeye de Stavelot. Mitten in den Ardennen gibt es im Museumskomplex aber noch viel mehr zu entdecken. Ein Museum für Guillaume Apollinaire, einen bekannten französischen Dichter und natürlich auch historisches Museum für das ehemalige Fürstentum Stavelot. Das Kloster an sich hat eine sehr lange Geschichte schon im Jahre 648 wurde es gegründet – Ruinen der ehemaligen Klosterkirche kann man noch heute auf dem Gelände der Abtei sehen.
Die Johanniskirche als Eventlocation, Magdeburg, Deutschland
Die Johanniskirche im Zentrum Magdeburgs ist die älteste Pfarrkirche der Stadt. Im Jahr 1524 hat Luther in dieser Kirche gepredigt. Mehrfach wurde die Johanniskirche zerstört und wieder aufgebaut. Mehr als 50 Jahre nachdem sie bei der Bombardierung Magdeburgs im Januar 1945 in Schutt und Asche fiel, wurde sie im Jahr 1999 wieder eröffnet – aber nicht mehr als Kirche, sondern als besondere Veranstaltungslocation.
Mehr über die Johanniskirche damals und heute sowie über einen Aufstieg auf den Südturm der Johanniskirche findet ihr in Cornelias Beitrag über die Johanniskirche Magdeburg – eine Kirche, die keine mehr ist.
Die Kirche als Konzerthaus: Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochum, Deutschland
Ein wunderbares Beispiel, wie ehemalige Kirchen weiterhin genutzt werden können, findest du in Bochum. Im Jahr 2000 wurde bekannt, dass die Marienkirche in der Innenstadt geschlossen werden soll. Um das Gebäude vor dem Abriss zu bewahren, gründete sich ein Förderverein. Zeitgleich bemühten sich die Bochumer Symphoniker, die bereits seit 1919 existieren und sogar schon Gastspiele in New York hatten, um ein eigenes Konzerthaus. Viele verschiedene Standorte in der Stadt wurde diskutiert, aber aus den Ideen wurde nichts Handfestes.
Beide Projekte schienen zum Scheitern verurteilt. Erst als sich der Förderverein der Marienkirche und die Bochumer Symphoniker zusammentaten, erwuchs etwas Einmaliges. Der Plan: Die Marienkirche sollte in einen Neubau eines Konzerthauses integriert werden. Und es klappte. 2016 eröffnete das Anneliese Brost Musikforum und gehört längst zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bochum. Die Kirche fungiert als wunderschönes Foyer, in dem auch häufiger Veranstaltungen stattfinden. Neu sind der große Konzertsaal und der kleine Saal, die beide durch die Kirche miteinander verbunden werden.
Klosterkirche St. Katharinen, Stendal, Deutschland
In Stendal wurde nicht nur die Klosterkirche einer anderen Verwendung zugeführt, das ganze Kloster wird heute anders verwendet. Während es im Museum spannendes zur Altmark zu entdecken gibt wird die Klosterkirche für Konzerte oder Lesungen genutzt. Auch Hochzeiten sind hier im größerem Umfang möglich.
Der Saal ist aber nicht nur als ehemalige Kirche und Eventlocation sehenswert. Hier befinden sich auch Überreste des „alten Rolands“ von Stendal. Die Kirche wurde als Teil eines Klosters im Jahre 1468 erbaut und bis 1962 fanden in Ihr auch noch Gottesdienste statt. Ab da verfiel das Haus leider immer mehr und konnte dank einer Spende 1985 und zahlreicher Maßnahmen in den letzten Jahern zum Konzertsaal umgebaut werden. Grundsätzlich kann der Saal nur im Rahmen von Events besichtigt werden – Besichtigungen sind auf Nachfrage im Museum ggf. möglich.
Moscheen mal anders
Auf Kreta in Griechenland gibt es eine Besonderheit. Dort werden einige Moscheen nicht mehr genutzt und daher auch umfunktioniert – Barbara weiss dazu mehr.
„Kreta war lange Zeit – von 1669 bis 1897 – Teil des Osmanischen Reichs. Deshalb war der Anteil der Muslime auf Kreta über die Jahrhunderte auch relativ hoch, und speziell in den Städten entstanden viele Moscheen. Als Kreta jedoch die Unabhängigkeit von den Türken zurück erlangte und später wieder zu Griechenland gehörte, verwaisten viele Moscheen. Es ist sehr interessant zu beobachten, was mit den muslimischen Gotteshäusern geschah.
Die wenigsten wurden abgerissen, sondern einfach umfunktioniert: zu Ausstellungsräumen, zu christlichen Kirchen oder zu Geschäften. So findet man auf Kreta zwar noch etliche Moscheen, aber keine, die noch als solche genutzt wird. Eine Gebetsnische (Mihrab) in einem Souvenirshop sieht man auch nicht alle Tage.“
Artikel über die Umnutzung von Kirchen weltweit
- Andrea di Martino war in Italien unterwegs und hat Bilder umgenutzter Kirchen gemacht. Seine Ausstellung „The Mass is ended“ würde ich gerne mal sehen!
- Monika und Petar haben in Neufundland in einer Kirche übernachtet.
Die folgenden etwas anderen Kirchen will ich noch besuchen!
- Ferienwohnung in Kirche in Bernkastel-Kues, Deutschland
- Das Alma de Cuba in Liverpool, Großbritannien
- Die Kulturkirche in Köln, Deutschland
- Nationalparkhaus Arche Wattenmeer auf Sylt, Deutschland
- Das Kruisherenhotel in Maastricht, Holland
- In Großkayna in Sachsen Anhalt ist die Kirche ein Standort vom Zirkus Klatschmohn. Ein Bildungshaus wurde dort gegründet.
- Kunsthalle in Münster mit einem Focaultschem Pendel
Ersterstellung: 11/2019, in 09/2020 wurden Stendal und Tangermünde ergänzt.
Tolle Zusammenstellung von umfunktionierten Kirchen. Ein paar kannte ich schon, aber viele habe ich hier erstmals in Deinem Artikel gesehen.
Da gab es doch mal so einen Film mit dem Titel: Alice’s Restaurant. Das Restaurant war in einer umgebauten Kirche eingerichtet, was im gottesfürchtigen Amerika von 1969 als Blasphemie (Heute vielleicht auch noch)
Inzwischen gibt es sogar in einem Kaff im Spessart eine Kirche, die ein Bildhauer als Galerie nutzt.
LG
Sabienes